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Schweinfurt: Schweinfurt: Das "Tegut-Lädchen" muss nach acht Jahren schließen

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Schweinfurt: Das "Tegut-Lädchen" muss nach acht Jahren schließen

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    Das "Tegut-Lädchen" in der Schweinfurter Segnitzstraße muss Mitte Februar schließen, weil die Miete zu teuer wird.
    Das "Tegut-Lädchen" in der Schweinfurter Segnitzstraße muss Mitte Februar schließen, weil die Miete zu teuer wird. Foto: Nicolas Bettinger

    Auch an einem verschneiten Wintermorgen stapfen die ersten Kunden in den Tegut-Laden in der Schweinfurter Segnitzstraße. Noch liegen dort frische Äpfel und Bananen in den Obstkörben, noch stehen Käse und Milchprodukt in den Kühlregalen bereit. Doch am 13. Februar soll das "Lädchen für alles" für immer schließen. "Ihr macht zu, ne oder?", sagt eine ältere Dame an der Kasse, als sie soeben von der anstehenden Schließung erfahren hat. "Ich drücke euch die Daumen", ruft ein anderer Kunde beim Verlassen des Ladens den Mitarbeiterinnen zu. Nach knapp acht Jahren ist Schluss für das Geschäft am Hochfeld. Und das nicht ganz freiwillig.

    Grund für das anstehende Ende des Lebensmittelgeschäftes ist eine erhebliche Mieterhöhung. "Der alte Vertrag ist ausgelaufen, nun verlangt der Vermieter das dreifache der bisherigen Miete", sagt Nicole Korn, die dort als selbstständige Marktleiterin Produkte der Firma Tegut verkauft. Die rund 280 Quadratmeter Ladenfläche kosteten sie bisher 850 Euro Kaltmiete. Nun soll sich diese bei rund 3000 Euro bewegen, so Korn. "Das ist für uns natürlich ein Ding der Unmöglichkeit." Und das obwohl seit Jahren keine Renovierungsmaßnahmen vorgenommen worden seien, sagt Korn, die nicht kampflos aufgeben will. "Der Laden ist uralt."

    Die Mitarbeiterinnen Marie Dembowski (links) und Erika Höfling hoffen, dass die Schließung noch abgewendet werden kann.
    Die Mitarbeiterinnen Marie Dembowski (links) und Erika Höfling hoffen, dass die Schließung noch abgewendet werden kann. Foto: Nicolas Bettinger

    Vermieter: "Bin nicht an Leerstand interessiert"

    Traurig sei die Schließung gerade deshalb, da vor allem viele ältere Leute dadurch eine gut erreichbare Einkaufsmöglichkeit verlieren. "Der Laden ist gerade auch für diejenigen wichtig, die nicht mit einem eigenen Auto mobil sind und zu Fuß herkommen", so Korn. Sie selbst habe schon länger versucht, mit dem Vermieter, P & P Wohnbau in Kürnach, eine Lösung zu finden. Vergeblich. Auch das Tegut-Unternehmen habe keinen Kompromiss herausarbeiten können. Nun fürchtet Korn, dass die Schließung zu noch mehr Leerstand und weiteren Laden-Schließungen in der Umgebung führen könnte.

    Doch was sagt der Vermieter selbst dazu? "Ich bin natürlich auch nicht an Leerstand interessiert und der Laden hier hat seinen Reiz", sagt Sven Pohle von P & P Wohnbau auf Nachfrage. Jedoch wundere er sich nun über die Welle der Empörung, die kurz vor Vertragsende aufbrandet. Er habe sich seit Jahren mit der Marktleiterin ausgetauscht, sei auch mit dem Preis auf sie zugekommen, doch sie habe ihm bereits bestätigt, unter den neuen Vertragsbedingungen aufzuhören. "Im Übrigen sind die neuen Konditionen, verglichen mit den üblichen Marktpreisen, immer noch ein sehr gutes Angebot", erklärt Pohle.

    Bislang, so der Vermieter, zahle Korn 2,60 Euro pro Quadratmeter, was vertraglich noch mit dem vorherigen Vermieter vereinbart war. Nun verlangt Pohle 8 Euro, was für den freien Markt in Schweinfurt immer noch "mehr als fair" sei. Die neuen Konditionen seien nicht aus kapitalistischen, sonder aus wirtschaftlich notwendigen Beweggründen entstanden. "Auch wir müssen unsere Kosten decken", so Pohle. Den Vorwurf, er habe sich nicht um notwendige Sanierungen gekümmert, weist er zudem zurück. Technischen Erneuerungen, wofür er vertraglich zuständig sei, habe er wie etwa bei der neuen Türanlage für 5000 Euro möglich gemacht.

    Kunden wollen sich gegen Schließung wehren

    Laden-Chefin Nicole Korn.
    Laden-Chefin Nicole Korn. Foto: Katja Glatzer

    Ladenchefin Korn ist deshalb wenig optimistisch, dass die Schließung doch noch abgewendet werden könne. Sie müsse sich bereits darum kümmern, das Inventar, also Regale oder Kühlmöbel, über das Internet zu verkaufen. "Wenn das passiert ist, ist endgültig Schluss", sagt Korn. Ganz aufgeben wollen ihre drei Mitarbeiterinnen aber nicht. "Wir haben eine Unterschriftenaktion gestartet, es haben sich hier schon 100 Kunden beteiligt", erklärt die 20-jährige Verkäuferin Marie Dembowski. Damit wolle man ein Zeichen setzen und dem Vermieter klar machen, wie schlimm die Schließung für die Schweinfurter wäre.

    Auch Erika Höfling will sich mit der Schließung nicht abfinden. Die 59-Jährige arbeitet seit der Öffnung 2013 im "Lädchen für alles". "Die Kunden sind mir natürlich ans Herz gewachsen." Viele wüssten nun gar nicht mehr, wo sie ab Februar einkaufen sollen. Und tatsächlich scheint die anstehende Schließung für Unmut zu sorgen, sodass sich einige Kunden sogar selbst für den Erhalt des Tegut-Ladens einsetzen. Ein Beispiel ist die 56-jährige Doris Kiesel. Die Schweinfurterin kauft "täglich hier ein" und schätzt das gute Sortiment. "Ich habe schon mehrfach selbst versucht, den Vermieter anzurufen und an sein Gewissen zu appellieren", sagt Kiesel. Es dürfe nicht am Geld scheitern, dass etwa die nahe gelegene Schule eine so wichtige Anlaufstelle verliere. Kiesel hofft deshalb, dass womöglich ein Spendenaufruf für Abhilfe sorgen könne.

    Nur noch ein paar Wochen steht der Tegut-Laden in der Segnitzstraße für Kunden offen.
    Nur noch ein paar Wochen steht der Tegut-Laden in der Segnitzstraße für Kunden offen. Foto: Nicolas Bettinger

    Ist eine Rettung des Tegut-Ladens möglich?

    Eine weitere Kundin nehme Kontakt mit der Schweinfurter Politik auf, um Aufmerksamkeit auf die missliche Lage zu lenken. Man befürchte, dass mit der Schließung die Einkaufsfrequenz in der Gegend immer weiter zurückgeht und so "peu à peu alles wegbröckelt". Objektiv betrachtet, und das muss auch Chefin Korn eingestehen, ist mit einer Wende kurz vor Schluss nicht mehr zu rechnen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Doch wäre eine Wende von Seiten des Vermieters überhaupt denkbar? "Ich bin ein Mensch der Fakten, aber man kann sich über alles unterhalten", so Sven Pohle. Andernfalls werde man die Fläche neu vermieten. Man stehe bereits mit Einzelhändlern oder anderen Gewerbetreibenden in Kontakt.

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