Lina war die Erste. 2003 zog die finnische Elchkuh als Geschenk der Partnerstadt Seinäjoki zum 25-jährigen Partnerschaftsbestehen im Wildpark ein. Im März 2004 kam Bulle Lasse (aus dem Heimattierpark Fürstenwalde an der Spree) nach Schweinfurt. Er begründete die Dynastie der Lasses in Schweinfurt. "Die Bullen heißen Lasse", darauf haben wir uns früh geeinigt", sagt Wildparkleiter und Elchfan Thomas Leier.
Auf den Elch gekommen ist Thomas Leier übrigens damals beim Joggen, erzählt er in der Broschüre, die 2016 zum 50. Geburtstag des Wildparks herausgekommen ist. Bei einer Morgenrunde durch die Marktsteinacher Wälder dachte er an die Urwälder des frühen Mittelalters, als die Elche hier heimisch waren. Und damit hat die Elch-Geschichte in Schweinfurt angefangen.
Nach Lina (gestorben 2011) und Lasse I. (gestorben 2014) zog die zweite Generation ein: Daya 2012 aus dem Wildpark Schwarze Berge und Lasse II. im November 2014 aus dem Tierpark Suhl. 2016, am Vatertag, kam Nachwuchs: die ersten Schweinfurter Elchbabys. Daya und Lasse hatten insgesamt neun Kälber. Thomas Leier findet immer eine gute Heimat in einem Wildpark oder Gehege für sie. Blieben sie in Schweinfurt, würde auch die Gefahr von Inzucht bestehen. Außerdem wäre das Gehege zu klein, zudem würden Bullen Papa Lasse das Revier streitig machen. "In der Natur würden sie sich auch einen anderen Lebensraum suchen müssen, nicht bei ihren Eltern bleiben", hat Leier bei einer dieser Umzieh-Aktionen gesagt.

Lasse II. ist im Mai 2023 gestorben
Lasse II. ist im Mai 2023 überraschend gestorben. Eine Lungenfellentzündung war die Ursache. Leier war damals ziemlich geschockt. Die Nachricht vom Tod des Wildpark-Wappentiers sorgte für einiges Aufsehen. "Die Leute fragen immer noch nach ihm", sagt Leier. Was die Besucherinnen und Besucher auch wissen wollen: Wann bekommt die zwölfjährige Elchkuh Daya, die jetzt alleine im Elchland lebt, wieder Gesellschaft?
Woher die neuen Mitglieder der Elch-Familie kommen
Zwei Elche, ein Männchen und ein Weibchen, ziehen im Dezember in den Wildpark ein. Am 6. Dezember kommt das Elch-Mädchen aus dem Bayerwald Tierpark Lohberg. Im Moment heißt sie noch Rika. Sie wird aber einen neuen Namen bekommen, den ihr ein Sponsor geben wird. Daya und Rika können sich dann erstmal aneinander gewöhnen. Am 13. Dezember wird Lasse III. aus dem Wildpark Bad Mergentheim abgeholt. "Die zwei Mädchen werden ihm schon zeigen, wo es langgeht", ist sich Leier sicher. Und dann wird eine neue Lasse-Story beginnen.

20 Jahre Elche in Schweinfurt, das ist aus vielen Gründen eine besondere Geschichte. "Elchhaltung ist nicht ohne." Die Tiere sind anfällig für Parasiten, vor allem für den Peitschenwurm. Damit sie beim Fressen keine Parasiten aufnehmen, bekommen sie ihr frisches Grün auf einem Futterwagen serviert. "Wer seine Elche liebt, gibt ihnen Laubäsung", ist das Credo von Thomas Leier. Die Fütterung sei von zentraler Bedeutung, damit es den Elchen gut geht. Regelmäßig wird außerdem der Kot kontrolliert, die Tiere bekommen vorsorglich täglich eine kleine Menge eines Entwurmungsmittels, um Infektionsrisiken zu minimieren. Das funktioniere gut.

Genauso wichtig: den Besucherinnen und Besuchern klarmachen, dass die Elche, wie die anderen Tiere auch, nicht mit mitgebrachten Lebensmitteln gefüttert werden dürfen. Darauf machen Schilder in mehreren Sprachen aufmerksam. Ausnahme: Die Futterpäckchen, die der Wildpark in Automaten verkauft.
Den Elchen ist ein ganzes Artikel-Sortiment gewidmet
Mit viel Liebe und Kreativität ist ein Sortiment an Elch-Devotionalien entstanden: "Wir haben einen Elch-Hype gemacht." Einerseits eine schöne Geschenkidee, andererseits auch eine Möglichkeit, Geld für den Wildpark zu sammeln und Sponsoren zu interessieren. Es gibt Krüge, Tassen, Taschen, Kekse mit Elch. Es gibt Elch-Bier und bald noch Fußmatten und Läufer mit einem Willkommensgruß von Elch Lasse. Natürlich gibt es auch einen verschmitzt grinsenden Plüsch-Elch. "Den gibt es nur bei uns", sagt Leier. Die Artikel gehen in alle Welt, bis nach Amerika, weiß er. Beliebt ist auch der Wildpark-Kalender. Auf dem Titelbild für 2024 ist Elch Lasse II.

Im Park stehen Elch-Skulpturen, Elch Lasse grinst an allen möglichen Ecken als Aufkleber oder Karte. "Wir haben den Elch emotionalisiert", freut sich Leier. Deswegen schreibt man ihm auch keine E-Mails sonders Elch-Mehls. Einmal hat jemand, wahrscheinlich war es 2004, ein Ortsschild überklebt in der Nähe des Wildparks. Statt Schweinfurt stand da Elchfurt. Leier hat das sehr gefallen
"Wir haben den Elch emotionalisiert"
Wildparkleiter Thomas Leier
Spendenaktionen und Sponsoren sorgten und sorgen zusammen mit dem Förderverein dafür, dass der Wildpark läuft und sich weiterentwickelt. Auch das Elchland ist mit einfallsreichen Spendenaktionen gewachsen. Der Elch-Zaunkuchen zum Beispiel. 300.000 Euro sind zusammengekommen. Sie sind in die erste Generalsanierung der Elchanlage geflossen.

Ganz am Anfang der Elch-Geschichte konnte man symbolisch Zaunpfosten für 50 Mark für das geplante Gehege kaufen. "Viele kleine Details, ein Bild aus 1000 Mosaiksteinchen: Das verändert sich ständig", beschreibt Leier den steten Wandel und die Neuerungen im Wildpark. Oder wie Leier sagt: dem freizeitkulturellen Juwel der Stadt.
Was steht sonst noch an im Wildpark?
Stichwort Wandel: Im Wildpark entsteht gerade Beopolis, die Stadt der Vögel. Die Volieren sind etwas in die Jahre gekommen, deswegen wird ein neuer, artgerechter, strukturierter und attraktiver Lebensraum gebaut für die Beos, Sittiche, Papageien und wer dort sonst noch so alles zwitschert. Auch für dieses Projekt läuft eine Spendenaktion. Infos unter www.schweinfurt.de. Wer 50, 200 oder 500 Euro spendet, bekommt einen Titel und eine Urkunde. Für Thomas Leier ein tolles Weihnachtsgeschenk. Lässt sich übrigens auch schön mit einer Elch-Tasse kombinieren.
Die Eröffnung ist am 21. Juli 2024 geplant. Thomas Leier verspricht schon mal eine Überraschung. "Ein bunter Vogel", bekannt aus dem Fernsehen, wird singen. "Das wird ein Riesenfest."