Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

Schweinfurt: Schweinfurt verliert auf einen Schlag 2000 Einwohner: Welche Probleme der Zensus in Sachen Finanzen bereitet

Schweinfurt

Schweinfurt verliert auf einen Schlag 2000 Einwohner: Welche Probleme der Zensus in Sachen Finanzen bereitet

    • |
    • |
    Blick auf die Innenstadt Schweinfurts aus der Luft, in der Bildmitte das Rathaus und der Marktplatz, rechts der Beginn der Rückertstraße, links der Main.
    Blick auf die Innenstadt Schweinfurts aus der Luft, in der Bildmitte das Rathaus und der Marktplatz, rechts der Beginn der Rückertstraße, links der Main. Foto: Anand Anders

    Die Schweinfurter Stadtbevölkerung ist bekannt für ihre bunte Mischung. Hier leben Menschen aus 128 Nationen seit Jahrzehnten friedlich zusammen, insbesondere wegen der großen Industriebetriebe kamen Menschen verschiedener Nationalität in die Wälzlagerstadt. Auch in den vergangenen Jahren ist Schweinfurt stetig gewachsen. Laut den Daten des Schweinfurter Bürgeramtes zählte Schweinfurt am 31. Dezember 2023 exakt 56.146 Einwohnerinnen und Einwohner; 378 mehr als noch im Jahr zuvor. Oder doch nicht?

    Vor zwei Jahren gab es in Deutschland eine bundesweite Zählung der Bevölkerung, den Zensus, davor wurde er 2011 durchgeführt. Ordnungsreferent Jan von Lackum erklärte nun, dass dieser Zensus zu einem überraschenden Ergebnis geführt hat: Schweinfurt ist nämlich nach Meinung der Statistiker deutlich kleiner als nach Meinung der Stadtverwaltung, die sich auf das von ihr geführte Melderegister mit Erst- und Zweitwohnsitzen bezieht.

    Beim Zensus wurde laut von Lackum festgestellt, dass die Stadt zum Stichtag 30. Juni 2022 lediglich 54.442 Einwohnerinnen und Einwohner hatte, 1200 Personen weniger als von der Stadt im Melderegister aufgezeichnet. Der Rückgang um 2,1 Prozent liegt im Durchschnitt für Bayern (2,2 Prozent) und ist im Vergleich zu anderen Städten moderat.

    Berechnung der Steuerzuweisungen beruht auch auf Bevölkerungszahl

    Verwundert ist man im Rathaus aber schon, denn die Auswirkungen dieses Zensus' für die Landkreise, Städte und Gemeinden können durchaus gravierend sein. Das hat damit zu tun, wie in Deutschland die Einnahmen aus Steuern wie insbesondere der Einkommens- und der Mehrwertsteuer verteilt werden. Nämlich auch nach der Zahl der in einem Ort jeweils Wohnenden. Wenn nun nach einer Zählung wie dem Zensus, der insgesamt für die Bundesrepublik 1,6 Prozent weniger Bewohner notiert, die Bevölkerungszahl nach unten korrigiert wird, kann das auch Auswirkungen auf die künftigen Einnahmen haben.

    Von Lackum berichtete im Stadtrat, dass die "erhobenen Zahlen aus dem Zensus aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht an die Stadt zurückgespielt werden", weswegen Schweinfurt auch nicht die Daten mit dem Melderegister abgleichen könne, um dieses gegebenenfalls zu bereinigen. Der Rückgang in Schweinfurt ist noch moderat, schaut man sich die Werte für Bamberg (minus 7,9 Prozent), Landshut (minus 8,9 Prozent) oder Kempten (minus sieben Prozent) an.

    Gleichwohl hat die Stadt wenig Handhabe, dafür zu sorgen, dass die Schätzung des Zensus nach oben korrigiert wird. Ein grundsätzliches Problem für alle Kommunen ist, dass die durch statistische Hochrechnung ermittelten Zensus-Daten eben nicht das tatsächliche Melderegister nutzen und darüber hinaus schon nach dem Zensus 2011, bei dem es bereits die gleichen Bedenken der Kommunen gab, eine Verfassungsklage abgewiesen wurde.

    Für Schweinfurt wurden beim aktuellen Zensus 5151 Personen befragt, es hätten aber laut Vorgabe 5517 sein müssen. Ob daraus resultiert, dass die Zahlen zu niedrig hochgerechnet wurden, ist offen. Für die Stadt gibt es aber das Problem, dass sie die Qualität der Ergebnisse nicht selbst eingehend prüfen könne, so von Lackum.

    Deshalb herrschte auch Einigkeit, dass man zwar Bedenken zu der Berechnung in einem Anhörungsverfahren vorbringen werde, letztlich aber nicht klagen wird, da es im Grunde keine Aussicht auf Erfolg gibt.  Auch der deutsche Städtetag entschied sich gegen eine Sammelklage. "Eine Gemeinde", so von Lackum, "hat keinen Anspruch auf Richtigkeit des Ergebnisses, sondern nur auf Richtigkeit des Verfahrens."

    Wie setzt sich die Schweinfurter Bevölkerung zusammen?

    Ende 2023 besaßen nach den Daten der Stadt gut 13.000 Menschen einen ausländischen Pass, das waren 24 Prozent der Bevölkerung. Der Großteil der in Schweinfurt lebenden Ausländerinnen und Ausländer stammt aus Syrien (1949), dicht gefolgt von der Türkei (1780). Bemerkbar macht sich auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine: Ende Dezember 2023 lebten knapp 1200 Ukrainerinnen und Ukrainer in Schweinfurt.

    Hinzu kommen die Schweinfurterinnen und Schweinfurter, die neben der deutschen eine weitere Staatsbürgerschaft besitzen. Das waren Ende 2023 genau 10.037 Menschen – über 500 mehr als noch Ende 2022. Die meisten Schweinfurterinnen und Schweinfurter (9170) leben laut Daten der Stadt vom 31. Dezember 2022 im Stadtteil Bergl. Hier leben auch die meisten Menschen mit ausländischem Pass (2401). Dahinter folgen relativ dicht beieinander die bevölkerungsstarken Stadtteile Hochfeld-Steinberg (5037), Innenstadt West (4760) und Innenstadt Nord (4464).

    Laut Sozialbericht der Stadt für 2023 gibt es auch einen Aufwärtstrend bei den Einbürgerungen: 460 waren es 2023, 284 mehr als 2021. Der mit Abstand größte Teil der Einbürgerungen (355) geht auf Menschen aus Syrien zurück.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden