Der Krisenstab tagt nicht mehr täglich, wie am Anfang der Corona-Krise. Dreimal die Woche setzen sich die Verantwortlichen des St.-Josefs -Krankenhauses im Moment in der Regel zusammen – mit viel Abstand, versteht sich. Wie ist die Lage? Passt alles? Wo muss nachjustiert werden? Wie kommen alle im Haus, von der Pflegekraft, den Ärzten, den Schwestern bis zum Patienten und zum Besucher mit der neuen Situation klar?
"Es ist fast alles anders, wir haben den Krankenhausbetrieb radikal umgestellt ", so Verwaltungsleiter Erwin Göbel. Das Krankenhaus ist dreigeteilt, erklärt der Krisenstab. Ziel: Jede Begegnung mit Leuten verhindern, die Covid-Kontakt haben, generell die Kontakte minimieren. Im vierten Stock ist eine Isolierstation eingerichtet, in der die Covid-Patienten behandelt werden. Es gibt einen Screening-Bereich, einen Bereich, in der Patieten behandelt werden, die nicht infiziert sind. Außerdem wurde auf der Isolations-Station ein Dialyse-Raum für Covid-Patienten eingerichtet. Das Krankenhaus ist auch maßgeblich bei Planung und Betrieb der zentralen Corona-Teststelle beteiligt.
Krankenhaus ist dreigeteilt
Normalerweise versuche man, Kontakt mit den Mitarbeitern zu halten, sich auch auszutauschen. Das geht jetzt nicht mehr. "Jeder musste sich radikal umstellen", so Göbel. Motto: "Geh nur auf eine Station, wenn Du dort was zu tun hast." Ziel: Die Mitarbeiter schützen und die Übertragung von Patient auf Patient verhindern. (Am 28. April waren 23 Covid-Patienten inklusive Verdachtsfälle hier in Behandlung, dazu kamen 124 andere Patienten).

Notaufnahme und Palliativstation arbeiten weiter. Für die Geburtstation gibt es einen extra Eingang. Und wer in das Krankenhaus möchte, muss erstmal klingeln, erklären, was er will und warten, bis die Tür aufgeht. "Ansonsten läuft alles wie immer. Es gibt ja auch noch andere Krankheiten", sagt Markus Ewald, Chefarzt Innere Medizin. Er beobachtet, dass sich Leute im Moment eher scheuen, ins Krankenhaus zu gehen, obwohl sie eigentlich sollten. Einen kleinen Schlaganfall zu Hause auszusitzen, sei keine gute Idee. "Sie können gefahrlos ins Krankenhaus gehen."

Es geht aber nicht nur um Organsation und Effizienz, es geht auch um die Frage: Wie kommen die Mitarbeiter klar? Für die Mitarbeiter, die auf der Isolierstation arbeiten, sind die Bedingungen schon belastend, sagt Kommunitätsleiterin Sr. Lydia Wießler. Nicht nur, weil die Arbeit mit der speziellen Schutzkleidung körperlich anstrengend ist. Aus dieser Station kann man nicht einfach mal raus, um Pause zu machen. Wer hier arbeitet, zieht sich nicht in der allgemeinen Umkleide um, es wurde ein spezieller Raum auf der Isolierstation eingerichtet. "Die Arbeit ist psychisch und physisch belastend."

Wie reagiert der Arbeitgeber darauf? Die Schichtstärke wurde zum Beispiel erhöht, die Schichten sind kürzer, so Personalleiterin Yvonne Riegel-Then und Pflegedirektor Stefan Werner. Es gibt außerdem zusätzlichen Urlaub. Damit jeder auf dem gleichen Stand ist, was neue Regeln, Abläufe, Vorschriften angeht, wird im Intranet zeitnah informiert. Diese Infos können die Angestellten jetzt auch von extern abrufen.
Die Mitarbeiter können spezielle Gesprächsangebote wahrnehmen. Telefonisch, persönlich und innerhalb der Arbeitszeit, das ist Schwester Lydia wichtig. Die Nachfrage sei allerdings nicht so groß, wie erwartet. "Die Teams sind sehr stabil, stützen sich gegenseitig."
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Der Teamgeist beeindruckt alle im Krisenstab. "Der Zusammenhalt ist sehr, sehr groß", sagt Norbert Jäger. Plötzlich arbeiten Leute zusammen, die das noch nie gemacht haben. "Das funktioniert." Medizinstudenten, Hospitanten, Pfleger und Ärzte, die Corona-bedingt in Schweinfurt gestrandet sind, Rettungssanitäter: Sie alle helfen mit. Das große St-Josef-Team freut sich aber auch über Lokale, die Essen vorbeibringen, Betriebe, die Ausrüstung spenden, Leute, die Danke sagen und Wertschätzung ausdrücken.
Dr. Michael Mildner, ist ärztlicher Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz. Er ist zuständig für Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie für die Landkreise Haßberge, Bad Kissingen und Bad Neustadt. Er hat in der Krise noch etwas anderes entdeckt: Erfindergeist. Kittel lassen sich wiederaufbereiten und noch mal verwenden. Desinfektionsmittel kann man selber herstellen, wenn man eine Brauerei findet, die Alkohol übrig hat. Oder man kann zusammen mit einer Firma wie SKF Gesichtsschutz entwickeln. "Not macht erfinderisch", sagt auch Norbert Jäger.
Kritik: Keine Entlastung bei Bürokratie
Nicht leicht ist für alle, mit den vielen, neuen Anweisungen umzugehen, sich darauf einzustellen. "Die gesetzlichen Vorgaben aus Berlin und München kamen zwar kurzfristig, waren aber klar und unmissverständlich", so Erwin Göbel. Er kritisiert allerdings, dass die Kliniken in einer derartigen Extremsituation keine Unterstützung von den Begleit-und Kontrollgremien wie Kassenärztliche Vereinigung, Medizinischer Dienst der Krankenkassen bekommen, was den bürokratischen Aufwand für die "Zahlen-und Kontrollflut" angeht. "Das ist ein erhebliches Ärgernis."
Wie geht's weiter? Die Klinik würde gerne mit den geplanten Behandlungen nach und nach wieder starten. Mitte Mai, hofft der Krisenstab. Ansonsten sind alle dankbar, dass die Beatmungskapazitäten ausgereicht haben. Sie sind dankbar, dass der Tsunami, wie es Dr. Mildner formuliert, verhindert wurde. Dank des frühzeitigen Krisenmanagements wäre die Klink allerdings mit einer dramatischeren Situation klar gekommen. "Wir hätten es gekonnt."