Würde es eine Preisverleihung für die beste Marlon-Brandon-Interpretation des Kultstreifen "Der Pate" geben, der Gochsheimer Raphael Rogers würde ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Der neue Inhaber des KxK Barbershop in der Oberen Straße in der Schweinfurter Innenstadt lief in dem von Murat Kartal von der Schweinfurter Videography-Firma "Recvision" produzierten Imagevideo "Godbarber" zu Hochform auf. "Ich habe die Rolle richtig gefühlt", sagt er und lacht herzlich.
Im Video spielt er als "Paten" den Friseur. Ein Kunde tritt zu ihm vor und bittet um einen Haarschnitt. "Der Pate" (Rogers) bestellt den Kunden nach einem langen Monolog letztlich auf "morgen früh neun Uhr" und gibt ihm noch mit auf den Weg, ihn "irgendwann um einen Gefallen zu bitten, vielleicht nie".
Ein tatsächlicher Besuch im ältesten Barber-Shop Schweinfurts verläuft wesentlich entspannter, als der beim fiktionalen "Godbarber". "Bei uns auf dem Stuhl ist jeder gleich", sagt der 35-Jährige, der am kommenden Samstagabend in München für seinen vierten Profi-Boxkampf in den Ring steigen wird. Unter der Woche schneidet er Haare und trimmt Bärte im eigenen Laden, im "chilligen" Teil seines Doppellebens. Vor und nach Ladenschluss stehen Trainingseinheiten auf dem Programm. "Für Dinge, auf die man Bock hat, findet man immer die Energie", sagt der im Profibereich noch ungeschlagene Boxer.
Barbershop als Ort der Begegnung
Schon 2015 nach der Gründung des KxK Barbershop war Rogers mit am Start. Zum Haareschneiden kam er durch "learning by doing". Er liebe die Tätigkeit und dass er dabei mit den Kunden diskutieren könne. "Die Leute sollen herkommen, einen schönen Haarschnitt bekommen und in entspannter Atmosphäre eine coole Zeit haben", wünscht sich Rogers. Der Laden diene auch als Ort der Begegnung, auch wenn dies in Zeiten der Pandemie erstmal nur eingeschränkt möglich ist. Rogers sieht "sein Königreich" als gemeinsames Projekt, das sich immer weiterentwickeln soll.

Den klassischen Barber, also nur für männliche Kundschaft, möchte Rogers nicht mehr abbilden. Frauen seien herzlich willkommen. Mit Selina Moore arbeitet auch eine der ersten Barberinnen Schweinfurts mit im Team von Rogers, der stolz erzählt, mit Wail Belhi zudem einen der ersten und ältesten und mit Kayan Mustafa den wohl jüngsten Barber der Stadt im Team zu haben. "Jeder hat seinen eigene Style und seine eigene Handschrift."
Den Friseurberuf betrachtet Rogers als künstlerischen Beruf, der in Deutschland seiner Meinung nach viel zu gering geschätzt werde. Was ihm besonders gefällt: "Als Friseur hast du immer mit Leuten zu tun und kannst sie glücklich machen."
Zurück zur Schauspielerei: Weitere Filmparodien sind laut Rogers in Planung. Aber erst eimal muss er einen Boxkampf bestreiten. Ende des Jahres will der Gochsheimer um die Deutsche Meisterschaft im Supermittelgewicht kämpfen. In Schweinfurts Barber-Szene gehört er schon zu den Schwergewichten.