Von der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt wurde die Organisationsstruktur der Diözese Würzburg in den vergangenen Monaten neu aufgestellt. In der Region Schweinfurt bedeutet dies konkret, dass die vormals drei Dekanate Schweinfurt, Schweinfurt-Nord und Schweinfurt-Süd im November 2021 zu einem einzigen katholischen Dekanat verschmolzen wurden, das räumlich deckungsgleich ist mit dem Gebiet des Landkreises Schweinfurt. Und innerhalb des neuen Dekanats wurden sechs sogenannte "Pastorale Räume" gebildet.
Neuer Dekan im neuen Dekanat Schweinfurt ist der Niederwerrner Pfarrer Stefan Kömm, der Leiter der Pfarreiengemeinschaft "Niederwerrn - Oberwerrn". Ihm zur Seite stehen zwei Stellvertreter: Pfarrer Stefan Mai aus Gerolzhofen, der Leiter der Pfarreiengemeinschaft "St. Franziskus am Steigerwald" und der Domkapitular Christoph Warmuth, der bis März 2021 langjähriger stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Ordinariat in Würzburg war und nach einer Sabbatzeit nun einer von drei diözesanen Priesterreferenten und zudem mitarbeitender Priester in der Stadtpfarrei Heilig-Geist in Schweinfurt ist.

Zum Dekanatsteam gehören ferner die Gemeindereferentin Birgitt Kestler und die Pastoralreferentin Raphaela Holzinger. Dieses Leitungsteam wird weiterhin unterstützt durch das Dekanatsbüro, das sich in Schweinfurt in der Schultesstraße 21 befindet.
Kaum noch Priesternachwuchs
Dekan Kömm und seine beiden Stellvertreter sind intern übereingekommen, insbesondere bei repräsentativen Aufgaben und beim Besuch von öffentlichen Terminen das Dekanat in bestimmte Teilbereiche aufzuteilen, die in etwa der früheren Struktur der drei Dekanate entspricht. Wenn es zum Beispiel um Pfarr-Einführungen oder den Besuch von kommunalen Veranstaltungen geht, so wird sich Stefan Kömm verstärkt um die Gemeinden im Norden des Landkreises kümmern. Stefan Mai wird den Süden abdecken und Christoph Warmuth das Stadtgebiet von Schweinfurt.

Für Kömm ist es das Gebot der Stunde, "Kirche neu zu denken und weiterzuentwickeln". Angesichts des zunehmenden Priestermangels und des Rückgangs der Gemeindemitglieder könne natürlich nicht alles beim Alten bleiben. "Wir dürfen aber auch nicht zu viel Vertrautes über Bord werfen", warnt Kömm. In zehn Jahren werde man im Bistum Würzburg im Vergleich zu heute etwa 30 Prozent weniger hauptamtliches Personal haben, denn viele Seelsorger würden in den kommenden Jahren in den Ruhestand ausscheiden. Gleichzeitig komme kaum noch Priesternachwuchs nach.
Erheblicher Einbruch kommt
Auch bei den Ehrenamtlichen, die sich jetzt noch in den Pfarreien aktiv einbringen, werde man einen erheblichen Einbruch verkraften müssen. "Die Generation, die heute noch so rege mitarbeitet, hat kaum Nachfolger." Es bestehe laut Kömm die große Gefahr, "dass ganze Pfarreien absterben, ja sogar verwahrlosen". Die neue Organisationsstruktur sei ein Versuch, dies noch abzuwenden.

Um bei der Personalmisere gegenzusteuern, hat Kömm eine interessante Idee. Vergleichbar zu den männlichen Diakonen kann sich der Dekan vorstellen, auch geeignete Frauen – egal, ob sie verheiratet oder ledig sind – als nebenamtliche "Diakoninnen" in den Pfarreien einzusetzen. Zwar können Frauen, zumindest derzeit, in der katholischen Kirche noch nicht für ein Amt geweiht werden. Trotzdem könnte der örtliche Pfarrer diese für bestimmte Tätigkeiten ausdrücklich beauftragten. Solche Frauen könnten sogar Taufen oder Beerdigungen übernehmen und so für eine völlig neue Ausprägung einer christlichen Gemeinde vor Ort sorgen, meint Kömm. Und auch die Personaldecke verstärken. Das einzige Problem: Kömms Idee ist nicht mit dem derzeitigen Kirchenrecht vereinbar.
Knapp 86 000 Katholiken
Das Dekanat Schweinfurt gliedert sich in sechs pastorale Räume (siehe Info-Box), denen momentan 20 Pfarreiengemeinschaften mit 107 Pfarreien und Kuratien und knapp 86 000 Katholiken angehören. Im Dekanat arbeiten 70 hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger, von denen viele aber nur Teilzeitstellen haben. 27 dieser Seelsorger sind Priester.
Hinzu kommen 37 Frauen und Männer in den Pfarrbüros (viele mit nur wenigen Stunden Arbeitszeit pro Woche) und drei weitere hauptamtliche Mitarbeiter (Küster und Organisten). In den Dienststellen der sogenannten "kategorialen Seelsorge" (für pfarreien-unabhängige spezielle Aufgaben wie Familienseelsorge, Krankenhausseelsorge, Seniorenforum oder kirchliche Jugendarbeit) unterstützen weitere 14 Seelsorgerinnen und Seelsorger (darunter zwei Priester), acht Verwaltungskräfte und fünf weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (zum Beispiel Pädagogen und Diplomtheologen), viele nur in Teilzeit.
Neue Felder der Seelsorge
Die sechs pastoralen Räume können als Chance gesehen werden, neue Felder der Seelsorge zu erschließen, wo es zuvor auf der lokalen Ebene einer einzelnen Pfarrei oder Pfarreiengemeinschaft für solche Angebote vielleicht zu wenig Interessierte gab. Angedacht sind Beispiel gemeinsame Veranstaltungen innerhalb eines pastorales Raums bei der Ehe-, Tauf- und Firmkatechese. Das Konzept sieht vor, dass sich zwei oder drei Hauptamtliche aus dem Raum als die "Gesichter vor Ort" mit interessierten Laien zu Teams zusammenschließen, um neue Themen aufzugreifen und Angebote auszuarbeiten. Jeder kann mitmachen, je nach Neigung und Interesse. "Charismen-orientiert" nennt dies Pfarrer Kömm, um diese notwendige Neuausrichtung der Pastoral zu beschreiben.

In der Ebene unterhalb der Pastoralen Räumen bleiben die bestehenden Pfarreiengemeinschaften unangetastet. Allerdings ändert sich hier die Struktur der Gemeindevertretungen. In den Gemeinden vor Ort wird das Gremium, das bisher Pfarrgemeinderat hieß, zukünftig "Gemeindeteam" heißen. Die Wahl für diese neuen örtlichen Gemeindeteams, die zwischen drei bis zwölf Personen stark sein sollen, findet am 20. März statt. Das bisherige Pfarreienforum einer Pfarreiengemeinschaft heißt hingegen nun "Pfarrgemeinderat". Jede Mitgliedspfarrei einer Pfarreiengemeinschaft schickt mindestens zwei Delegierte in diesen Rat.
Übergeordnete Gremien
Aus jedem Pfarrgemeinderat eines pastoralen Raums werden wiederum Delegierte in den sogenannten Rat im Raum entsandt, das Gremium des pastoralen Raums. Und aus diesem Rat im Raum wiederum gibt es Frauen und Männer, die für die Ebene des Dekanats in das Dekanatsforum geschickt werden.
Pastorale Räume im Dekanat SchweinfurtDas neu gefasste Dekanat Schweinfurt, das nun deckungsgleich ist mit Stadt und Landkreis Schweinfurt, ist künftig untergliedert in sechs sogenannte Pastorale Räume:Der Pastorale Raum "Schweinfurter Oberland" besteht aus den Pfarreiengemeinschaften (PG) "Liborius Wagner Stadtlauringen", "Maria Königin vom Kolben", "Schweinfurter Rhön" und "St. Sebastian am Main". Im "Schweinfurter Mainbogen" sind die PG "Heidenfeld - Hirschfeld - Röthlein", "St. Christophorus im Mainbogen" und "Zu den Frankenaposteln im Maintal" zusammengefasst. Dem Pastoralen Raum "Schweinfurt Nord-West" gehören die PG "Niederwerrn - Oberwerrn", "Marienbachtal", "St. Martin im Oberen Werntal", "Maria Hilf Wasserlosen" und "St. Jakobus der Ältere im Oberen Werntal" an.Der Pastorale Raum "Werneck" bildet sich aus den drei Pfarreiengemeinschaften "Hl. Sebastian", "Luisenhöhe" und "Maria im Werntal".Vier Pfarreiengemeinschaften gehören zum neuen Pastoralen Raum "Gerolzhofen": die PG "Kirche am Zabelstein", "Marienhain", "St. Franziskus am Steigerwald" und "St. Raphael".Der sechste Pastorale Raum wird von der "Schweinfurter Stadtpfarrei Heilig Geist" gebildet. Quelle: Dekanat Schweinfurt