Im letzten November durften die Förster und Waldbesitzer in der Region zwischen Main und Rhön durchschnaufen. Die Nachfrage auf dem Weltmarkt und insbesondere aus USA und China hatte angezogen. Die Unmenge an Käferholz (Fichte) wurde zu Preisen verkauft, die zumindest die Kosten der Fällung und die Ausgaben für den vom Freistaat bezuschussten Abtransport aus dem Wald deckten.
Von einem Gewinn wollten im Gespräch mit der Redaktion dieser Zeitung aber weder das Forstamt der Stadt Schweinfurt, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Freistaats noch der Bundesforst sprechen. Jetzt sind die Preise explodiert. Bauholz, also auch die Fichte, fehlt allenthalben.
Borkenkäfer auch in Kanada
Auf dem Weltmarkt ist der Preis für Schnittholz kräftig geklettert. Ein Plus von 400 Prozent meldete zuletzt das Manager Magazin am Montag, 11. Mai. Als Ursache nennen die Akteure auf dem Markt vor allem die Nachfrage aus den USA, dem größten Importeur von Nadelschnittholz. Deren bisheriger Hauptlieferant Kanada hat nach einem Schädlingsbefall (Borkenkäfer) Versorgungsprobleme, weshalb verstärkt in Europa und zwar vor allem in Deutschland, Österreich und Tschechien eingekauft wird. Das Fachmagazin "Holzkurier" hat eine Steigerung des deutschen Holzexports in die USA von 55 Prozent errechnet.

"Bei uns ist davon nichts angekommen", sagt Florian Haensel, der Leiter des Forstamts der Stadt Schweinfurt und: "Wegen steigender Preise werden wir unsere Forstpläne nicht ändern." Verkauft habe die Stadt zu normalen Preisen und sei froh, dass alles Käferholz aus dem Wald und an den Mann gebracht sei. Zudem begrenze das neue Forstschadensausgleichsgesetz den Einschlag bei der Fichte auf 85 Prozent des Mittelwertes der Jahre 2013 bis 2017. Haensel: "Frische Fichte steht bei uns aktuell nicht zur Fällung an."
Stadtforst schaut nicht auf steigende Preise
Der Einschlag im Stadtwald liegt in einem normalen Jahr bei 6000 Festmetern. Zuletzt waren es wegen des Borkenkäfers jedoch 10 000 Festmeter, darunter 8500 Festmeter Käferholz, also Fichte. Eingedampft habe man im Auftrag einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung die Erntemengen bei den anderen Holzsorten. Beim Laubholz habe man jedoch auch darauf geachtet, dass die heimischen Sägewerke bedient wurden und nicht still stehen mussten, so Haensel.
Bei der Firma Gleitsmann, eines der größten Laubholzsägewerke in Bayern mit Standorten in Unterspiesheim, Bergtheim und Wipfeld, erfuhr die Redaktion, dass sich der Preisboom auf das Bau- sowie Industrie-und damit auf das Nadelholz beschränke. Beim Laubholz für die Möbelindustrie seien durch die coronabedingten Schließungen der Möbelhäuser keine steigenden Preise zu erzielen.
Sorgen müsse man sich hier über die Folgen des Klimawandels, nicht um den aktuellen Weltmarkt machen. Beim Handel mit Nadelhölzern (Wipfeld) hat Gleitsmann Preiserhöhungen bis 70 Prozent und deutlich längere Lieferzeiten (bis zu einem halben Jahr) notiert. Der Preis für die Dachlatte sei beispielsweise von 80 Cents auf 1,30 Euro geklettert.

Die Holzhandlung August Kraus in der Schweinfurter Rudolf-Diesel-Straße bestätigt die "dramatisch gestiegenen Preise". Das Sortiment aufrecht zu halten, sei problematisch, aber bislang gelungen.
Verknappung trifft das Handwerk
Der Obermeister der Schreinerinnung Schweinfurt, Gerhard Markert, sieht Engpässe vor allem beim Massivholz, etwa bei Eiche und Lärche, und verweist auf "extreme Preissteigerungen", die gleich immer zweistellige Prozentzahlen präsentieren würden.
Die Zimmerer-Innung Schweinfurt eröffnet ihren Internetauftritt mit einen "Sonderbeitrag", der das internationale Marktgeschehen für die gegenwärtige Verknappung, für lange Lieferzeiten und explodierende Preise verantwortlich macht – und zwar in einem "bislang nicht gekannten Ausmaß".