Die Freude, endlich wieder auf einem normalen Weihnachtsmarkt ohne pandemiebedingte Beschränkungen, seine Waren anbieten zu könnten, war groß, als der Schweinfurter Weihnachtsmarkt Ende November seine Pforten öffnete. Die Handeltreibenden zeigten sich in einer Umfrage optimistisch, dass die Menschen nach zwei Jahren so gut wie ohne Weihnachtsmarkt wieder Lust zum Bummeln, Glühwein trinken und Geschenke aussuchen haben. Doch wie locker sitzt das Geld in Zeiten von Inflation und Energiepreis-Explosion?
Eine Umfrage kurz vor der Weihnachtsmarkt Endspurt-Woche bei einigen Markttreibenden: "Luft nach oben" hätten sich alle Händlerinnen und Händler vorstellen können, aber angesichts der mit der Teuerung verbundenen Kaufzurückhaltung der Kundschaft lief es gar nicht schlecht, so der Tenor der Handeltreibenden.
Für Mützen, Schals und Handschuhe ist im Winter immer Bedarf

"Besser kann es immer sein, im Großen und Ganzen sind wir aber zufrieden", so Susanne Wittstadt, die mit ihrem Mann an ihrem Stand allerlei Weihnachtsartikel und im Winter wärmende Sachen wie Mützen, Schals und Handschuhe anbietet. "Wir wussten ja im Vorfeld nicht, was kommt und ob der Weihnachtsmarkt überhaupt durchgezogen wird", so die Händlerin aus Poppenhausen.
Die Freude der Menschen, dass überhaupt wieder Weihnachtsmarkt war, sei spürbar gewesen. Manche Kunden hätten sogar nach dem Motto "Ihr müsst auch was verdienen" Trinkgeld gegeben. Auf der anderen Seite gebe es aber auch Leute, die am Stand schauen und dann verkünden: "Ich hole mir das im Internet".
Hoffnung auf ordentliche Verkäufe in der Woche vor Weihnachten

"Es war bisher recht schleppend", meint Simone Vogel aus Zeuzleben, die das Holz von Paletten in künstlerisch-dekorative Sachen wie Häuschen oder Tierfiguren verwandelt. Sie belegt mit ihrer Paletten-Deko eine der Buden, die im Wechsel vermietet werden, und war zum Zeitpunkt der Umfrage, am Freitag, vor dem vierten Advent, erst den zweiten Tag auf dem Markt. Ihre große Hoffnung war deshalb, dass sich mit Beginn des letzten Adventswochenendes mehr Kundschaft einstellt.
Gebrauchsartikel aus tunesischem Olivenholz kommen gut an

"Wir sind eigentlich recht zufrieden", verkündet Idris Gholami, der an seinem Stand Schalen und andere kunstgewerbliche Gebrauchsartikel aus Olivenholz anbietet. Für ihn selbst ist es der erste Besuch des Schweinfurter Weihnachtsmarktes.
Die meist tunesischen Olivenholz-Artikel seien recht gut angekommen bei der Schweinfurter Kundschaft und er kann sich gut vorstellen, auch im nächsten Jahr wiederzukommen. Wenn ja, wird er wohl einer mit der weitesten Anreise sein, denn er kommt aus Dortmund.
Lob für die Marktleitung von Südtiroler Aussteller

Auch für den Südtiroler Robert Ramoser war es eine Premiere auf dem Schweinfurter Weihnachtsmarkt. Südtiroler Spezialitäten wie Wurst und Käse gibt es hier zwar seit Jahren, aber für Ramoser war es das erste Mal, dass er diesen Stand betreut. "Ich bin zufrieden, der Verkauf ist bisher recht gut gelaufen", verkündet er und wickelt vier Würste für einen Kunden in Papier.
Auch er kann sich vorstellen, wieder nach Schweinfurt zu kommen. Voll des Lobes ist er für die Organisation des hiesigen Weihnachtsmarktes. "Die Marktleitung hier hat sich sehr bemüht, einen guten Weihnachtsmarkt auf die Beine zu stellen". Im Vergleich zu manchem anderen Markt sei auch das umrahmende Veranstaltungsangebot gut gewesen. "Es hat keine Probleme gegeben, es war einfach ein gut organisierter Markt", so Ramoser, der Schweinfurt in guter Erinnerung behalten wird.
Schon seit 1983 auf dem Schweinfurter Weihnachtsmarkt vertreten

Ramon Willeführ ist ein echtes Urgestein auf dem Schweinfurter Weihnachtsmarkt. Er und sein Team kommen seit 1983 von Mespelbrunn auf den Schweinfurter Weihnachtsmarkt. "Seit der Schweinfurter Weihnachtsmarkt hier vor dem Rathaus ist, sind wir dabei". Heuer sind sie wieder mit dem Kinderkarussell und einen Stand für Popcorn, kandierte Nüsse, Lebkuchenherzen & Co vertreten. "Wir sind soweit zufrieden", so auch die Bilanz von Willeführ sowohl für Karussell als auch für die Süßigkeiten.
"Wir sind froh, dass überhaupt wieder etwas war", zeigt er sich dankbar für einen traditionellen Weihnachtsmarkt ohne Einschränkungen. "Man hat gemerkt, die Leute wollen raus". Wie wahrscheinlich auf anderen Märkten auch, seien die Wochenenden immer besser besucht, als die Tage unter der Woche. Richtig voll werde es auf dem Markt immer dann, wenn etwas geboten ist und zum Beispiel das Christkind kommt.
Kälte ließ die Menschen an manchen Tagen lieber zu Hause bleiben

Andreas Bassing, der mit seiner Mutter Anette das "Haus vom Nikolaus" mit kunsthandwerklicher Floristik und Schokofrüchten betreut, hat vor allem an den ersten Markttagen sehr viel Kundeninteresse registriert. "Am Anfang sind wir fast nicht hinterhergekommen", so sein Fazit. Mit Einsetzen der Kälte wurde es für das Haus vom Nikolaus schwerer, denn bei Frost lassen sich die frischen Früchte kaum im Freien lagern.
Nach einer gewissen Anfangseuphorie, in der die Menschen auf den endlich wieder möglichen Markt kamen, habe die sich etwas abgenutzt. "Es ist jetzt halt wieder normal, dass Weihnachtsmarkt ist." In der ersten Woche sei es eine regelrechte Besucherwelle auf dem Markt gewesen. Für die letzte Weihnachtsmarktwoche hofft er, dass die Welle noch einmal Fahrt aufnimmt und zum Endspurt ansetzt. "Ja, wir sind zufrieden, aber kein Vergleich mit 2019 vor Corona, die Zeiten sind vorbei".