Dass der neue Oberbürgermeister wieder Sebastian Remelé heißen wird, daran hat vor der Wahl am Sonntag niemand ernsthaft gezweifelt. Überraschend ist allerdings der Abstand, der zwischen dem CSU-Mann und seinen Herausforderern liegt. Remelé holte 66,92 Prozent der Stimmen, auf Stephan Kuserau von der SPD entfielen lediglich 22,07 Prozent, Frank Firsching (Die Linke) kam auf 11,01 Prozent.
Eine andere Zahl schreckte allerdings in der rappelvollen Rathausdiele alle befragten Kandidaten, Bürger und Beobachter auf: Die Wahlbeteiligung von lediglich 42,64 Prozent. Das sind noch einmal fast drei Prozent weniger als 2008, als schon von einer Katastrophe gesprochen worden war.
In den Wahllokalen wurde zunächst die OB-, danach die Stadtratswahl ausgezählt, was zur Folge hatte, dass schon um 18.20 Uhr die ersten Meldungen eingingen. Um 18.37 Uhr hatten bereits 40 der 59 Wahllokale „ihr“ OB-Ergebnis mitgeteilt – und ab da stand auch fest, dass Remelé klarer Wahlsieger wird und eine Stichwahl kein Thema ist. Es ging danach nur noch einige Punkte hinter dem Komma rauf und runter, um 19.05 Uhr stand das vom CSU-Lager frenetisch gefeierte Endergebnis fest; in der Rathausdiele auf vier Leinwänden sehr gut zu verfolgen.
Remelé dankte zunächst ohne Worte, stand mit weit ausgebreiteten Armen im gleißenden Scheinwerferlicht von Fernsehkameras, Fotokameras blitzten auf. „Ich bin selbst noch nicht angekommen in der Wirklichkeit, das Ergebnis übersteigt meine höchsten Prognosen“, sagte er kurz bevor das Endresultat feststand. Remelé wird Schweinfurt nun nach einer ersten vierjährigen Amtsperiode bis 2020 regieren.
In der Nähe des Triumphators stand Alt-OB Gudrun Grieser, die sich freute, dass „der Bürger die gute Arbeit“ ihres Nachfolgers honoriert habe. Das Ergebnis wiederum überraschte sie nicht. Zwei Drittel für einen CSU-OB sei in den vergangenen Jahren „nicht unnormal“, sagte Grieser. Interessant auch ihre weitere Einschätzung, dass die CSU ein Drittel der Wählerschaft offensichtlich „nur sehr schwer knacken“ könne.
Grieser selbst hatte bei ihrer letzten Wahl im Jahr 2004 fast 69 Prozent geholt, Herausforderin Kathi Petersen (SPD) landete bei 31 Prozent. Die Stichwahl zwischen Remelé und Petersen im Jahr 2010 endete mit 64 gegenüber 36 Prozent.
Wieder eine Stichwahl zu erreichen, das war das Ziel der Genossen, räumte SPD-Kreisvorsitzende, MdL und Bürgermeisterin Petersen ein. Sie machte aus ihrer Enttäuschung über den unerwarteten Abstand zu Remelé auch keinen Hehl, machte dafür aber die sie erschreckende Wahlbeteiligung verantwortlich. Offensichtlich gehe der Bürger, der sich abgelehnt fühle, nicht mehr zur Wahl. Das müsse man ab sofort gezielt durchbrechen. Petersen verwies darauf, dass Kuserau auch noch zu unbekannt gewesen sei. Wenngleich sie den Wahlkampf der SPD insgesamt als „ganz gut“ bezeichnete und deshalb über die geringe Wahlbereitschaft der Bürger umso mehr überrascht sei.
Remelé alle Stadtteile gewonnen, Haardt und Deutschhof mit über 70 Prozent. Im Musikerviertel und auf der Haardt lagen Kuserau und Firsching fast gleichauf. Im Einsatz waren am Sonntag 380 Wahlhelfer.