Die Gemeinde Sennfeld hält an ihrem vor zwei Jahren getroffenen Beschluss fest, eine Entwidmung der Steigerwald-Bahnstrecke zu beantragen. Ein Bürgerantrag wollte die Rücknahme dieses Ratsbeschlusses und eine gemeindliche Neutralität erreichen. Mit zwölf zu vier Stimmen lehnte der Gemeinderat das ab.
Vor einem Monat hatte ein Bürgerantrag gefordert, die Gemeinde solle ihren Entwidmungsbeschluss von 2018 zurücknehmen und sich vorerst neutral zur Reaktivierung der Bahnstrecke verhalten. Solange, bis die Potenzialanalyse der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) erstellt ist, die das Bayerische Verkehrsministerium in Auftrag gegeben hat. Denn die Entwidmungs-Position der Gemeinde würde sich negativ darauf auswirken.
Bürgermeister Oliver Schulze verlas den Antrag, der auf geänderte politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen seit 2018 verwies.
Argumente bleiben dieselben
Für die Gemeinde Sennfeld gelten die gleichen Argumente für eine Entwidmung, damals wie heute, machte Schulze seine Ansicht deutlich. Man müsse aber den Gemeinderatsantrag gar nicht zurücknehmen, weil er von der zuständigen Stelle derzeit sowieso nicht bearbeitet werde. Man warte auf das Gutachten und die Stellungnahmen der Kreistage Schweinfurt und Kitzingen.
Schulze berichtete vom Treffen einer Projektgruppe mit den beiden Landräten, an der er als Vertreter der – ablehnenden – elf Anrainergemeinden zwischen Schweinfurt und Großlangheim teilnahm, sowie mit Bürgermeister Wozniak von Gerolzhofen, der erst das Gutachten abwarten will. In den bisherigen zwei Studien sei stets der sogenannte "Sennfelder Bahnhof" gezeichnet worden. Er habe deutlich gemacht, dass dieser gar nicht vorhanden sei. Das Gebäude sei heute ein Restaurant auf Schweinfurter Gemarkung, und wegen der Bebauung biete das Gelände kein Potenzial für angedachte Hallendepots.
Schulze erinnerte daran, dass der 1902 gebaute Bahnkörper ursprünglich außerhalb von Sennfeld lag, inzwischen aber die gewachsene Gemeinde massiv durchschneide. Eine Bahnstrecke würde Kinder aus den neuen Wohngebieten Rempertshag und Flachsleite auf ihrem Schulweg in die Ortsmitte gefährden, zusätzlich zur sowieso vorhandenen Gefährdung auf der Gerolzhöfer Straße. Das Unfallrisiko an der Kreuzung von Hauptstraße und Schweinfurter Straße würde auch steigen, argumentierte er.
Rückstaus und Verkehrschaos
Bei Schrankenschließungen im Stundentakt würde es Rückstaus geben, mit Verkehrschaos und mit Immissionsbelastung. Die bauliche Entwicklung Sennfelds würde durch eine Bahnstrecke gehemmt. Die ÖPNV-Linie 8160 stehe in Gefahr, auch die Stadtbusanbindung müsse dann eventuell überprüft werden.
Konsequenzen gäbe es für einige Gewebebetriebe wie Alba Metall, wo die Bahnstrecke mitten durchs Betriebsgelände führt. Derzeit werden vom Schweinfurter Bahnhof her deren Güter auf der Schiene transportiert. Bei einer Streckenreaktivierung gelte der Grundsatz "Personen vor Güter", weshalb dann täglich 80 Alba-Lkw über die Straße fahren müssten.
Kostenfrage völlig offen
Völlig offen sei auch die Kostenfrage einer Reaktivierung, über die Rentabilität der Strecke könne man nur spekulieren. Zwar hätten Bund und Land einige Fördertöpfe aufgemacht. Aber die Bahn habe die Grundstücke an der Strecke bereits verkauft.
Ein Bahnanschluss erhöhe aber die Attraktivität einer Gemeinde, sagte Gerold Schömig (Grüne). Die Schaltzeiten der Schranke an der Kreuzung würde nur zwei Minuten dauern, was kein Chaos verursache. Die Gemeinde solle mit der Beibehaltung des Entwidmungsbeschlusses kein negatives Signal an die BEG senden, sondern neutral bleiben. Seiner Ansicht nach wäre es eine Option, bei den Sanierungen der Maxbrücke und Hahnenhügelbrücke einen Ersatzverkehr für Bus und Pkw durch einen schienengebundenen Personenverkehr einzurichten.
Für Helmut Heimrich (SPD) waren nicht die vom Bund gezahlten Kosten der Bahnübergänge ausschlaggebend. Vielmehr würde der Bahnverkehr den Ort stören und einen gewünschten Kreisverkehr an der Kreuzung verhindern. Zudem würden für eine Feinverteilung von Gütern weiterhin Lkw benötigt. "Die Bahn hat für uns in Sennfeld keinen größeren Wert".
Auf das Gutachten warten
Dagegen meinte Peter Knieß (CSU), man würde sich nichts vergeben, wenn man auf das Gutachten warte, solange neutral bleibe und dann entscheide. Der Meinung war auch Sebastian Tietze (Grüne). Wenn man jetzt den gemeindlichen Entwidmungsantrag zurückziehe, sende man aber ein Zeichen, dass man nicht neutral bleibe, sagte Christian Birkmeyer (SPD).
Die beiden Kreistage müssen noch abstimmen, da werde ein eindeutiges Zeichen der Delegierten erwartet, erklärte Schulze, der auch Kreistagsmitglied der Freien Wähler ist. "Wir müssen unser Zeichen setzen".
Auf Antrag von Helga Jurisch stimmten die Räte zunächst über den Bürgerantrag ab. Vier Stimmen, drei von der Grünen-Fraktion sowie von Peter Knieß, waren gegen zwölf Stimmen dafür, den Entwidmungsbeschluss zurückzunehmen. Danach wurde über den Verwaltungsvorschlag abgestimmt, der umgekehrt lautete, den Bürgerantrag abzulehnen, was mit zwölf gegen vier Stimmen geschah.