„Das Leben wischt dir den Arsch nicht ab - das musst du schon selber machen.“ Lebensberatung a la „Maybebop“. Dazu ein kuscheliges „Schallalala dubidubila“, und fertig ist die 50er-Jahre-Nummer. Nur halt mit dem etwas anderen Text. Das A-Cappella-Quartett eröffnete am Freitag das „Frühlingserwachen“ in der Kulturhalle Grafenrheinfeld – und stellte eine ganze Reihe neuer Songs vor. Denn auf das Album „Endlich authentisch“ folgt demnächst „Extrem nah dran“. Und das wird wohl genau so witzig, fetzig und virtuos werden wie das vorherige.
Jedenfalls lassen Nummern wie „Das Leben wischt dir den Arsch nicht ab“ oder das herrlich sinnfreie „Vogellied“ nur die besten Hoffnungen zu. „Maybebop“, zuletzt mit ihrem Weihnachtsprogramm in der Kulturhalle, beherrschen diese berückende Mischung aus Selbstironie, Frechheit, Komik, ein wenig Koketterie und vor allem unglaublicher musikalischer Perfektion so locker und mühelos, dass das Publikum vom ersten bis zum letzten Moment aus dem verzauberten Staunen, dem beglückten Mitswingen und dem Lachen nicht mehr herauskommt.
Die (Counter-)Tenöre (und Charmeure) Jan und Lukas, Bariton Oli, begnadeter Songschreiber und Arrangeur, und Sebastian, der Bass mit der Vorliebe fürs Abgründige, sind ein perfekt eingespieltes Ensemble, das noch die vertracktesten Arrangements mit ziemlich kniffligen Choreografien garniert, und das immer auf dem Punkt und in lupenreiner Intonation.
Bachs „Air“ ist ein Meisterstück der Verschmelzung von Barock und Jazz, wie es auch Jacques Loussier nicht überzeugender hinbekommen hätte. Die vier haben von Madrigal bis HipHop alles drauf – seit neuestem auch Bebop: Mit dem „Bi-Ba-Butzemann“ kommt – als Uraufführung – jetzt endlich und erstmals der Bebop als Namensbestandteil von „Maybebop“ zu seinem Recht. Eine atemberaubend coole Nummer, in der sich die Herrschaften ganz nebenbei noch erlauben, Begriffe wie „walking Bass“ nicht nur musikalisch in die Tat umzusetzen.
Und dann ist da noch der Sprachwitz, etwa in „Boys in the bassbus“: „Wie sie brieten, die Briten . . . Und sie berieten, die Briten“. Oder das Wunschkonzert: Das Publikum wählt einen Musikstil und schreit wahllos Begriffe nach vorn. Oli macht daraus (mehr oder weniger) sinnvolle Text zu Reggae, Polka oder Metal. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass ein Pastor ein Roastbeef auf den Kopf gelegt bekommt, weil er Haarausfall hat. Wie gesagt: mehr oder weniger sinnvoll. Aber auf jeden Fall sehr, sehr vergnüglich. MAthias Wiedemann