Die Stimmung in der Belegschaft bei ZF, einem der weltweit größten Automobilzulieferer, ist derzeit sorgenvoll: Nach der Betriebsversammlung am 17. Januar in Friedrichshafen am Stammsitz des Unternehmens protestierten rund 3000 Beschäftigte gegen die Strategie der Geschäftsleitung.
Die Beschäftigten sorgen sich um ihre Jobs, nachdem ZF angekündigt hatte, Werke in Gelsenkirchen und Eitorf mit zusammen 900 Beschäftigten zu schließen. Im Oktober 2023 hatte das bereits zu einer Solidaritäts-Kundgebung in Schweinfurt geführt.
Welche Auswirkungen werden für den Standort Schweinfurt erwartet? Dort hat ZF als mit über 9000 Mitarbeitenden größter kommerzieller Arbeitgeber in Mainfranken, mehrere Werke. Im Gespräch mit dieser Redaktion im Herbst hatte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Oliver Moll bereits seine Sorge ausgedrückt, dass auch am Standort Schweinfurt in den nächsten Jahren bis zu 2000 Arbeitsplätze abgebaut werden könnten.

Der Gesamtkonzern ZF mit gut 165.000 Mitarbeitenden weltweit und einem Umsatz von 43,8 Milliarden Euro in 2022 steht nach Branchenberichten seit einiger Zeit finanziell unter Druck. Sparmaßnahmen und auch Werkschließungen stehen im Raum.
Stadt Schweinfurt besonders abhängig von Gewerbesteuerzahlungen
Die Entwicklung bei ZF wird in der Stadt Schweinfurt genau verfolgt. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) nahm in einer Pressemitteilung Stellung – ein ungewöhnlicher Vorgang, da sich die Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren in dieser Form nicht geäußert hat. Der städtische Haushalt in Schweinfurt ist besonders abhängig von hohen Gewerbesteuer-Zahlungen.
Die Stadt spürte nicht nur den Einbruch während der Corona-Pandemie, sondern auch die Auswirkungen der Transformation zur Elektromobilität: Derzeit gibt es nach Aussage des Finanzreferats bei den Haushaltsberatungen von vier der fünf großen Industriebetriebe in der Stadt keine Gewerbesteuer. Das Volumen sank von einstmals deutlich über 70 Millionen Euro im Jahr 2018 auf knapp 50 Millionen derzeit. Eine der Folgen: Aus finanziellen Gründen wurde im Oktober 2022 die Ausrichtung der in der Ledward Kaserne geplanten Landesgartenschau in Schweinfurt abgesagt.
In der Erklärung betont Remelé, die Krise der deutschen Autoindustrie sei für die "Stadt Schweinfurt als Standort der großen Automobilzulieferer besorgniserregend." Als OB setze er sich dafür ein, dass im Rahmen der Restrukturierung die "Stärke des hiesigen Standortes nicht außer Acht gelassen werde." In Schweinfurt produziert das Unternehmen verschiedene Komponenten für die Elektromobilität. Zudem sei der OB im regelmäßigen Austausch mit ZF und besuchte das Stammwerk in Friedrichshafen erst vor wenigen Wochen.
"Wir haben hier ein enormes Fachniveau der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei ZF. Ich hoffe, dass das bei allen nötigen Entwicklungsschritten berücksichtigt wird", so Remelé. Eine Verlagerung der Produktion in Niedriglohnländer könne keine langfristige Zielsetzung sein.