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Röthlein: Spargelanbau in Röthlein: Warum Folien und Gewächshäuser ein Problem sind

Röthlein

Spargelanbau in Röthlein: Warum Folien und Gewächshäuser ein Problem sind

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    Auch das ist Bodenversiegelung auf der Röthleiner Flur.
    Auch das ist Bodenversiegelung auf der Röthleiner Flur. Foto: Gerd Landgraf

    Ein blick in die Röthleiner Flur zeigt: Immer mehr und immer größere Flächen für Sonderkulturen wie Spargel und Beerenfrüchte werden bewässert. Verstärkt sind Folientunnel eingesetzt. Sehr große Gewächshäuser sind gebaut. Allenthalben liegen Folien zudem über Salat, Kräutern und Gemüse sowie unter Topfpflanzen.

    Eine auch durch den Hallenbau von Logistikunternehmen wachsende Bodenversiegelung bei gleichzeitig steigender Grundwasserausbeute lässt den Bund Naturschutz Alarm schlagen. Zwischen Röthlein, Schwebheim und Heidenfeld war die Redaktion jetzt mit Detlev Reusch, Vorsitzender der Bund-Ortsgruppe Röthlein, unterwegs.

    Schon jetzt ein Hotspot des Klimawandels in Bayern

    Trotz der sich rasant entwickelnden Wasserknappheit auf der Schweinfurter Trockenplatte sei man im Kampf gegen die Expansion von Anbauflächen für Spargel und Beeren nicht erfolgreich, sondern scheitere an wirtschaftlichen Interessen und den damit verbundenen Einflussnahmen, sagt Reusch. In Sachen Dürre sei die Faktenlage eindeutig. Seit zwei Jahren steige auch noch das Hochwasserrisiko durch Starkregen. Und trotzdem: "Es hört nicht auf. Es wird immer noch mehr", kritisiert Reusch.    

    Sieht nach Grünland aus, ist es aber nicht. Die Topfpflanzen stehen auf Folie.
    Sieht nach Grünland aus, ist es aber nicht. Die Topfpflanzen stehen auf Folie. Foto: Gerd Landgraf

    Drainagen, Entwässerungsgräben, zu Wasserautobahnen begradigte und ausgeräumte Bäche, die den Spargel vor Staunässe schützen, passen für Reusch so ganz und gar nicht zum Großaufgebot bei der künstlichen Bewässerung auf den gleichen Sonderkulturen.     

    Regen von den Dächern wandert in die Kanäle

    Beim Blick in Richtung Schwebheim verweist er auf eine zunehmende Bodenversiegelung durch Neubauten in den letzten Jahren, etwa auf die 4,5 Hektar für Hallen der Logistikunternehmen, von 1,5 Hektar für ein einziges Gewächshaus oder von zwei Hektar auf dem Baustoffrecyclinghof am Ortsrand, wo jetzt statt Schotter Asphalt liegt. Ausgerechnet hat Reusch, dass in nur wenigen Jahren 15 Hektar auf der Röthleiner Flur versiegelt worden seien, wobei er besonders bedauert, dass die riesigen Dachflächen nicht für Photovoltaikanlagen genutzt wurden, eine Fassadenbegründung nicht stattfindet und das Regenwasser von den Dächern in die Kanäle wandert.

    Regen kann nicht versickern. Starkregen bringt Hochwasser.
    Regen kann nicht versickern. Starkregen bringt Hochwasser. Foto: Gerd Landgraf

    Der Vorsitzende der Bund-Ortsgruppe kritisiert neben einem ungezügelten Flächenverbrauch den Stillstand bei der Gewässerpflege, in die weder Behörden noch Kommunen ausreichend investieren würden. Gefordert wird von ihm die Schaffung von Zisternen und die Einführung eines Gebührensplitts von Abwasser und Regenwasser, "den wir in Röthlein erfreulicherweise schon haben". 

    Forderung von Detlev Reusch: Natur nutzen, nicht ausnutzen

    Im Namen der Ortsgruppe fordert Detlev Reusch einen Stopp und den Rückbau von Drainagen sowie Wasserausleitungen aus der Fläche, eine Landwirtschaft, die den Boden nicht mit schwerem Gerät verdichtet und die nicht mit Kunstdünger und Spritzmitteln das Bodenleben und damit das Porenvolumen reduziert. Als weitere Ziele sind die Renaturierung von Fließgewässern, das Schaffen von Überschwemmungsräumen sowie eine Ent- statt Versiegelung von Böden genannt. 

    Noch eine riesige Halle für ein Logistikunternehmen entsteht im Gewerbegebiet Mühläcker.
    Noch eine riesige Halle für ein Logistikunternehmen entsteht im Gewerbegebiet Mühläcker. Foto: Gerd Landgraf

    Dass Eile geboten ist, zeige sich nicht nur weltweit, sondern auch und gerade auf der Schweinfurter Trockenplatte, die landesweit als Hotspot des Klimawandels gelte. Zahlen zu Röthlein hat Reusch parat. Danach ist die Fläche für den Anbau von Spargel auf 35 Hektar, die für Beeren auf 20 Hektar gewachsen. Fachleute des Bund Naturschutz haben dafür einen Wasserverbrauch von jährlich über 200 Millionen Liter errechnet. Mangels ausreichender Regenmengen müsse dafür der größte Teil aus dem Grundwasser entnommen werden, wofür in den letzten Jahren eifrig Brunnen nicht mehr in eine Tiefe von zehn, sondern von 35 Metern gebohrt worden seien.

    1470 Liter Wasser für ein Kilogramm Gemüse

    Laut Bund Naturschutz benötigt der Spargelanbau je Hektar jährlich 8,4 Millionen Liter Wasser und damit für ein Kilogramm Gemüse 1470 Liter. Bei einer jährlichen Niederschlagsmenge von 650 Milliliter pro Quadratmeter in der Region bedeute dies nach Abzug von Verdunstung, Versickerung und Ableitung, dass etwa drei Viertel des Beregnungsbedarf künstlich und damit aus dem Grundwasser zu decken sei. Die Ortsgruppe fordert vor diesem Hintergrund geeichte Zähler für alle landwirtschaftlichen Entnahmestellen, die Veröffentlichung der Jahresmengen, die Einrichtung einer Grundwassermessstelle auf der Gemarkung und eine zeitnahe sowie dauerhafte Reduzierung der Grundwasserentnahmen.

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