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Schweinfurt: Spazieren gegen die Einsamkeit: Wie eine Laufgruppe in Schweinfurt Menschen zusammenbringt

Schweinfurt

Spazieren gegen die Einsamkeit: Wie eine Laufgruppe in Schweinfurt Menschen zusammenbringt

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    Ein Erfolgskonzept: Seit drei Jahren trifft sich die Gruppe "Spaziergang mit Begleitung" jeden Mittwoch am Wildpark in Schweinfurt, um sich gemeinsam zu bewegen und in Kontakt zu kommen. Mittlerweile gibt es in Stadt und Landkreis gleich mehrere solcher Gruppen.
    Ein Erfolgskonzept: Seit drei Jahren trifft sich die Gruppe "Spaziergang mit Begleitung" jeden Mittwoch am Wildpark in Schweinfurt, um sich gemeinsam zu bewegen und in Kontakt zu kommen. Mittlerweile gibt es in Stadt und Landkreis gleich mehrere solcher Gruppen. Foto: Thomas Obermeier

    Fröhliches Geplapper schallt aus dem kleinen Häuschen der Bushaltestelle "Wildpark" im Schweinfurter Nordosten. Umarmungen werden ausgetauscht, Winterjacken rascheln, es wird gelacht. Die Stimmung unter den mehr als 20 Spazierwilligen an diesem Novembermorgen ist ausgelassen. "Wie Sie Freude haben aneinander – das merke ich immer wieder, wenn ich hier zu Ihnen komme. Das ist etwas ganz Besonderes. Vielen Dank, dass Sie so begeistert mit dabei sind", begrüßt Heide Wunder die Anwesenden.

    Als Ehrenamtskoordinatorin der Stadt Schweinfurt hat sie die Spaziergruppe am Hochfeld vor rund drei Jahren gegründet – mitten in der Coronazeit. "Damals wussten wir noch gar nicht, wie das alles funktionieren soll, mussten nachfragen, wer alles geimpft ist", erinnert sich Wunder. Doch auch wenn die Startbedingungen alles andere als optimal waren, habe sich die Gruppe seitdem gut entwickelt. Das Konzept kommt an.

    Mittlerweile treffen sich jeden Mittwochvormittag um Punkt 10 Uhr bis zu 35 Menschen an der Haltestelle, um gemeinsam zu spazieren, ins Gespräch zu kommen, sich kennenzulernen. "Diese Hochfeld-Gruppe ist für mich ein absolutes Paradebeispiel dafür, wie toll diese Gruppen funktionieren und wie wichtig es ist, auch als Kommune, solche Angebote zu schaffen", sagt Wunder. Denn Einsamkeit werde gerade im Alter für immer mehr Menschen zum Problem.

    Niederschwellig, kostenlos und unverbindlich

    "Als Ehrenamtskoordinatorin sehe ich, wie viele Menschen alleine oder einsam sind. Besonders spürbar ist das bei älteren Menschen, wenn der Partner verstorben ist, die Kinder aus dem Haus und in der ganzen Welt unterwegs sind – und die Leute leben hier ganz alleine", sagt Wunder.

    Um dem entgegenzuwirken, habe sie im November 2021 in Zusammenarbeit mit dem regionalen Netzwerk Gesundheitsregion Plus das Angebot "Spaziergang mit Begleitung" ins Leben gerufen. "Das Geheimrezept ist: Es ist niederschwellig, es kostet nichts und jeder kann einfach vorbeikommen", sagt Heide Wunder mit einem Lächeln.

    Das weiß auch Heidemarie Kühn zu schätzen. Sie habe nach dem Tod ihres Mannes in der Gruppe neue Kontakte geknüpft. "Das Schöne ist, dass es so unverbindlich und so zwanglos ist. Die spontanen Gespräche, die ganze Gruppendynamik – das finde ich toll", sagt sie.

    Elsa Treichelt und Brigitte Gessner (von links) sind seit Tag eins Teil der Spaziergruppe am Hochfeld. Früher kannten sie sich nur vom Sehen, in der Gruppe sind sie zu echten Freundinnen geworden.
    Elsa Treichelt und Brigitte Gessner (von links) sind seit Tag eins Teil der Spaziergruppe am Hochfeld. Früher kannten sie sich nur vom Sehen, in der Gruppe sind sie zu echten Freundinnen geworden. Foto: Thomas Obermeier

    In Bewegung bleiben, in Austausch kommen, Kontakte knüpfen – über die Jahre hätten sich in der Gruppe viele Freundschaften gebildet, sagt Wunder. Das freue sie besonders. "Viele verabreden sich jetzt auch außerhalb der Gruppe, gehen zusammen auf Kirchweih, zum Wirtshaussingen oder zum Fasching. Das macht zusammen natürlich viel mehr Spaß als alleine", sagt sie.

    "Schon frühs liege ich im Bett und denke: Ach, heute geht's wieder los, heute seh ich die anderen wieder."

    Brigitte Gessner (77), Rentnerin aus Schweinfurt

    Aus Fremden werden Freundinnen und Freunde. So sei es auch im Fall der 77-jährigen Brigitte Gessner und der 80-jährigen Elsa Treichel gewesen. "Kennengelernt haben wir ursprünglich uns an der Bushaltestelle", erinnert sich Gessner. Jeden Morgen hätten sie dort gemeinsam auf den Bus gewartet, um zu ihrer jeweiligen Arbeitsstelle zu fahren. Ins Gespräch gekommen, seien sie aber nie. "Mehr als ein kurzes 'Hallo' war da nicht", sagt Treichel und schmunzelt.

    Zur Feier des dreijährigen Bestehens gab es zum Abschluss der Spazierrunde am Hochfeld Tee, selbstgemachten Eierlikör und selbstgebackenen Kuchen.
    Zur Feier des dreijährigen Bestehens gab es zum Abschluss der Spazierrunde am Hochfeld Tee, selbstgemachten Eierlikör und selbstgebackenen Kuchen. Foto: Thomas Obermeier

    Wirklich kennengelernt hätten sie sich erst durch Zufall in der Spaziergruppe. "Ach, du auch hier", seien ihre ersten Worte gewesen. Der Rest ist Geschichte. Mittlerweile gelten die beiden Frauen in der Gruppe auch als "die Zwillinge", weil man sie meist gemeinsam spazieren sieht, sagt Gessner und lacht.

    Spaziertreff gibt Struktur und hält fit

    Für sie sei die Spaziergruppe jede Woche ein Highlight. "Ich freue mich immer schon die ganze Woche darauf. Schon frühs liege ich im Bett und denke: Ach, heute geht's wieder los, heute seh ich die anderen wieder", sagt sie. "Und es ist gut, um fit zu bleiben. Alleine macht man das einfach nicht so. Da bleibt man eher mal liegen", ergänzt Treichel.

    Rund eine Stunde geht es jeden Mittwoch durch den Wald rund um den Wildpark an den Eichen. Und das bei Wind und Wetter. Ausgefallen sei die Gruppe – außer pandemiebedingt – noch nie. "Es gibt so ein paar Unentwegte, die kommen eigentlich immer", sagt Peter Müller. Der 65-Jährige ist seit gut einem Jahr als Pate der Gruppe dabei. Diese Aufgabe teilt er sich mit seiner Mit-Freiwilligen Thea Rudloff. Gemeinsam wählen sie die Route aus, führen die Gruppe an und achten darauf, dass niemand zurückbleibt.

    Peter Müller und Thea Rudloff leiten die Gruppe am Hochfeld als Pate und Patin an. Sie wählen die Strecke aus und achten darauf, dass niemand zurückbleibt.
    Peter Müller und Thea Rudloff leiten die Gruppe am Hochfeld als Pate und Patin an. Sie wählen die Strecke aus und achten darauf, dass niemand zurückbleibt. Foto: Thomas Obermeier

    "Das Schöne ist, dass wir hier im Wald laufen können. Gerade im Sommer ist das ideal, weil wir dann Schatten haben", sagt Müller. Neben der Hochfeld-Gruppe leitet er montags auch die Spaziergruppe in der Gartenstadt. Vier solcher Gruppen gibt es mittlerweile in den Schweinfurter Stadtteilen. Eine fünfte sei gerade im Entstehen.

    "Man sieht ja den Erfolg, die Leute sind mit Freude dabei", sagt Thea Rudloff. Auch achte man in der Gruppe sehr aufeinander. "Heute zum Beispiel fehlt ein Mann, der sonst auch immer dabei ist. Da macht man sich schon Gedanken, ob es ihm gut geht", sagt die 76-Jährige.

    Spaziergang mit BegleitungWöchentliche Treffpunkte, jeweils um 10 Uhr:Montag in der Gartenstadt: Bushaltestelle "Benno-Merkle-Straße" am SpielplatzDienstag in Oberndorf: Bushaltestelle "Kornstraße" in der Engelbert-Fries-StraßeMittwoch für Hochfeld/Deutschhof: Bushaltestelle "Wildpark".Donnerstag für die Haardt: Bushaltestelle "Tilman-Riemenschneider-Straße"Weitere Informationen gibt Ehrenamtskoordinatorin Heide Wunder unter Tel.: (09721) 516860 oder per Mail an kontaktstelle-ehrenamt@schweinfurt.de.Quelle: Stadt Schweinfurt

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