Schwarz kam gut an auf dem Neujahrsempfang der Kreis-SPD: "We are Europe, Baby" stand auf einer schwarzen Stofftasche, die Europaabgeordnete Kerstin Westphal dabei hatte für Profi-Moderator Christian "Blacky" Schwarz. Die Sozialdemokraten bereiteten sich sportlich, wenn auch nicht barrierefrei, im Schraudenbacher Sportheim auf die Europawahl am 26. Mai vor. Nur "eine Schwangerschaft später" (Westphal) nahen die bayrischen Kommunalwahlen 2020. Für Westphal sind beide Termine verbunden. Das Parlament bringe "gute Sachen" bis in die Regionen hinein, etwa den europäischen Mindestlohn. "Wir können nicht ohne Europa."
Kreisvorsitzender Kai Niklaus stellte zum Einstieg Sprachverrohung in der Politik fest. Toleranz, Anteilnahme, Verständnis, Werte und Kompromisse seien notwendig. Wenn Seehofer bei der Migration eine "Herrschaft des Unrechts" gesehen habe, dürfe er zu den Ereignissen in Chemnitz nicht schweigen.

"Ich versuche in die Fußstapfen zu treten", sagte Volkmar Halbleib, MdL aus Ochsenfurt, in der ersten Podiumsdiskussion. Gemeint war Kathi Petersen, die nicht mehr für Schweinfurt im Landtag vertreten ist. Es müsse Regionalentwicklung auch außerhalb der Hauptstädte geben, etwa bei Digitalisierung und E-Mobilität, Stichwort "Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse". Sabine Dittmar erinnerte als MdB daran, dass der Bundesinnenminister auch für "Heimat" zuständig ist, für diese bräuchte es Gelder.
Besorgt über den Rechtsrutsch in Europa
Kerstin Westphal stimmte auf die "Schicksalwahl" der EU ein und zeigte sich im 40. Jahr des Europaparlaments besorgt über einen Rechtsrutsch und die "Diskussion über die Zerschlagung Europas". Ihr Vater habe noch im Krieg gekämpft. Seit einer Generation fechte man unter Europäern mit Worten. Dieses Europa müsse in Frieden, Freiheit, Solidarität weiterentwickelt werden. Ein "Zurück zu den Nationalstaaten" führe erneut ins Verderben, so Westphal. Zur europäischen Sicherheit zähle auch das Thema Migration, inklusive Ursachenbekämpfung. Sie sei in einem Ankerzentrum gewesen, das lange Ausharren dort sei unmenschlich und unwürdig, betonte Westphal. Das "Bundesamt für Migration und Flüchtlinge" müsse gestärkt werden, Holland behandele Asylverfahren in sechs Wochen.
"Wir können Dinge, die uns stören, verändern", sagte Ralf Holfmann. Man erlebe eine Phase, in der Menschen gegen ihre Interessen wählen und entscheiden würden. Für den Chef der Stadtratsfraktion bleibt das Grundgesetz verbindlicher "Wertekanon für alle". Fakten müsse man aber klar benennen, auch in der Flüchtlingspolitik. Thema Bürgerentscheid: Die Zukunft der Fachhochschule wäre "fast schon eine Schicksalsfrage" für Schweinfurt. Die Ledward Barracks seien nicht der richtige Platz für die Gartenschau, das Finanzierungskonzept stünde nur auf dem Papier. Anstelle von Park oder Wald sollte es Stadterweiterungen entlang einer "grünen" Carus-Allee geben. Schweinfurt habe relativ wenig Raum nach außen, meinte Hofmann – und bat die aufmerkende Kreisbasis launig, das nicht als Eingemeindungsabsicht zu sehen.
Positives aus dem Landkreis
Zuletzt gab es noch positive Zahlen aus dem Umland. Schonungen erlebt derzeit einen Einwohnerboom. SPD-Bürgermeister Stefan Rottmann (32) warb spontan um weitere Neubürger. Um vieles müsse man als Gemeinde aber kämpfen, etwa bei Mobilfunk, Mobilität oder Hausarztversorgung. Es dürfe keine "Zweiklassengesellschaft Stadt-Land" geben. Landrat Florian Töpper verwies auf 2,2 Prozent Arbeitslosigkeit, bei mehr als 115 000 Einwohnern in 29 Gemeinden. Man betreibe Förderung für Wirtschaft, Ortskerne und Bildung (etwa beim neuen Berufsschulzentrum Alfons Goppel)und werbe angesichts des Fachkräftemangels um Rückkehrer aus "überhitzten Ballungszentren". Die Stimme des Kreischefs war noch durch Gesang beim Neujahrsempfang in Frankenwinheim belegt. Ein gemeinsames "Atemlos durch die Nacht" mit Musiker Josef Schmitt, wie vom Moderator vorgeschlagen, gab es zwar nicht. Die Puste geht Töpper dennoch nicht aus. Er würde gerne über das Jahr 2020 hinaus die Politik im Kreis gestalten, so der Landrat, der vor kurzem seinen 40. Geburtstag gefeiert hat.