Für die zahlreichen öffentlichen Spielplätze in Gerolzhofen und Rügshofen gibt es nun einen Fahrplan, wann welcher Spielplatz geschlossen und welcher im Gegenzug deutlich aufgewertet wird. Der so genannte "dynamische Leitfaden" wurde in der jüngsten Stadtratssitzung der Öffentlichkeit vorgestellt und mehrheitlich beschlossen.
Ein Rückblick: Bereits 2018 hatte die CSU-Fraktion die Idee präsentiert, die Qualität der Kinderspielplätze in der Stadt zu verbessern. Nach dem Grundsatz "Lieber Qualität statt Quantität" sollte die Zahl der insgesamt 16 Plätze verringert werden. Der Erlös aus den Grundstücksverkäufen der aufgelassenen Flächen sollte in die Verbesserung der verbliebenen Spiel-Areale investiert werden.
Das Thema wurde dann aber auf Eis gelegt und erst Mitte Februar 2021 erneut in den Stadtrat eingebracht. Bei der Abstimmung gab es bei Stimmengleichheit keine Mehrheit. Kritik gab es insbesondere an der Idee der CSU, zentrumsnah bei den Mahnmalen am Volkachbach den bestehenden Spielplatz zu einen großen Spiel- und Mehrgenerationenplatz zu erweitern. Es sollte erst ein Gesamtkonzept für alle städtischen Spielplätze geben, ehe man so eine Einzelmaßnahme umsetzt, lautete die Kritik.
Bürgerbeteiligung online
In der Folge organisierte der neue Jugendreferent Benedikt Friedrich (CSU) unter Corona-Bedingungen eine Online-Umfrage und eine Online-Diskussion über die Qualität der städtischen Spielplätze. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden für ein Gesamtkonzept gesammelt. Am 13. März 2021 besichtigte der Stadtrat dann alle 16 öffentlichen Spielplätze. Zwei Tage später, am Montag, 15. März, stellte das Stadtbauamt in einer Bauausschuss-Sitzung den Entwurf eines Gesamtkonzepts vor. Der gesamte Stadtrat wurde dann am 19. April darüber informiert.
Damals wurde beschlossen, dass ein Arbeitskreis aus allen vier Fraktionen unter Führung des Jugendreferenten ein Konzept und einen Fahrplan für die Neu- und Umgestaltung der Spielplätze ausarbeiten soll. Mitglieder der kleinen Arbeitsgruppe sind neben Benedikt Friedrich die Kindergartenreferentin Stefanie Döpfner (Geo-net), Susanne Reuß-Wilfling (SPD), Martin Zink (Freie Wähler) und von Seiten der Verwaltung die Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann und Bauhofleiter Michael Finster.
Planung für fünf Jahre
In der jüngsten Stadtratssitzung wurde nun der Fahrplan vorgestellt, wie mit den Spielplätzen in den kommenden fünf Jahren verfahren wird. Dabei ist wichtig zu betonen, dass es sich um einen dynamischen Leitfaden handelt. Das heißt: Die Reihenfolge, in der die einzelnen Spielplätze aufgewertet oder geschlossen und dann als Bauland vermarktet werden, kann bei Bedarf geändert werden. Und für jede Maßnahme müssen einzeln die Haushaltsmittel vom Stadtrat bereitgestellt werden.
Das Konzept sieht vor, dass nach und nach sieben Plätze geschlossen und möglichst vermarktet werden. Sollten die Grundstücke, die sich in Bauplätze umwidmen lassen zu einem Preis von 140 Euro pro Quadratmeter verkauft werden, dann stünden der Stadt mittelfristig rund 400 000 Euro zur Verfügung, die in neue Spielplätze und neue attraktive Spielgeräte investiert werden können.
Für das soziale Leben der Stadt
Bei der Vorstellung des vom Arbeitskreis einstimmig beschlossenen Konzepts sagte Jugendreferent Benedikt Friedrich, Spielplätze seien hochkomplexe soziale Funktionsräume. "Spielplätze sind ungemein wichtig für den Erwerb und die Weiterentwicklung motorischer, aber auch sozialer Kompetenzen unserer Kinder." Eine mindestens genauso wichtige Aufgabe von Spielplätzen sei es, das soziale Leben einer Stadt zu stärken. "Dass wir Spielplätze schließen müssen, um andere Spielplätze aufzuwerten, neu zu gestalten oder gar neu entstehen zu lassen, das war von Anfang an allen Beteiligten klar." Dass man es dabei nicht allen Bürgerinnen und Bürgern recht machen könne, sei auch klar gewesen, betonte Friedrich.

Der interfraktionelle Arbeitskreis habe sich von drei Punkten leiten lassen: "Wir müssen den Instandhaltungs- und Pflegeaufwand deutlich reduzieren. Und dabei geht es in erster Linie nicht um die Grünpflege der Plätze. Es geht vielmehr um die Reparaturarbeiten, die vorgeschriebenen Reinigungsarbeiten der Sandanlagen und die Einhaltung aller Sicherheitsrichtlinien in Bezug auf die Spielplätze und Spielgeräte", machte Friedrich deutlich.
Finanzmittel generieren
Als zweiten Punkt habe man die Refinanzierung von neuen Spielplätzen und Spielgeräten im Blick gehabt. Ein Stadtratsbeschluss von 2018 legt fest, dass Gelder, die aus Spielplatz-Grundstücksverkäufen erzielt werden, wieder in die übrigen Spielplätze investiert werden müssen. "Wenn wir allein betrachten, was uns die beiden bereits neugestalteten Plätze gekostet haben, muss klar sein, dass wir nur dann über einen großen Themenspielplatz im Steinbruch oder einen Spielplatz mit Wasserelementen nachdenken brauchen, wenn wir auf der anderen Seite genügend Mittel dafür generieren", machte der Jugendreferent deutlich.
Der dritte und vielleicht wichtigste Punkt sei es gewesen, so Friedrich, dass die am Ende übrig bleibenden Spielplätze auf das gesamte Stadtgebiet verteilt liegen. "Sicher wird am Ende der ein oder andere dann länger zu einem Spielplatz laufen müssen, als er das aktuell tun muss. Dort finden sich dann aber neue und sicher auch attraktivere Spielgeräte, aber auch andere Kinder und Erwachsene, die nicht aus der eigenen unmittelbaren Nachbarschaft kommen." Und dies trage zur Stärkung des sozialen Lebens bei.
Kritik der Freien Wähler
In der Diskussion sorgte dann Günter Iff (Freie Wähler) für Irritationen. Es sei "zwingende Voraussetzung" gewesen, dass bei der Erarbeitung des Grundkonzepts der Spielplätze bereits Eltern hätten beteiligt werden müssen, und nicht erst bei der Ausgestaltung der einzelnen Plätze. Deshalb könne man dem Ganzen nicht zustimmen.
Bauhofleiter Michael Finster sagte, die Eltern-Beteiligung habe ja mit der Online-Befragung stattgefunden. Alle dort eingegangenen Anregungen seien aufgenommen und gesammelt worden. "Wenn es an einem Standort fachtechnisch nicht umsetzbar ist, dass versuchen wir, es an einem anderen Standort umzusetzen." Und auch bei der jüngst erfolgten Neugestaltung des Spielplatzes in Rügshofen habe man eine eingereichte Wunschliste von Eltern so weit wie möglich umgesetzt.
Auch Arnulf Koch (CSU) zeigte sich "verwundert" über die Freien Wähler (FW). Schließlich seien alle Fraktion im Arbeitskreis vertreten und da hätte der FW-Vertreter die Anliegen seiner Fraktion längst in die Diskussion einbringen können, statt erst jetzt mit "Fundamentalkritik" ums Eck zu kommen.
"Tolle Zusammenarbeit"
Auch 2. Bürgermeister Erich Servatius (SPD) sah es kritisch, wenn erst jetzt von den Freien Wählern das Argument der angeblich fehlenden Bürgerbeteiligung komme. "Es sitzt schließlich jemand von den Freien Wählern mit im Arbeitskreis und es war ein einmütiger Beschluss." Die von einigen Eltern ins Spiel gebrachten alternativen Standorte seien aus mehreren Gründen einfach nicht umsetzbar gewesen, sagte Servatius, der als Vertreter von Susanne Reuß-Wilfling selbst an einigen Besprechungen des Arbeitskreises teilgenommen hatte.
Stefanie Döpfner (Geo-net) lobte die "tolle Zusammenarbeit im Arbeitskreis". Die Fraktion von Geo-net trage das ausgearbeitete Konzept vollumfänglich mit. Auch sie kritisierte die Freien Wähler für ihren Vorstoß.
Der mehrfach indirekt angesprochene Martin Zink, der für die Freien Wähler im Arbeitskreis sitzt, meldete sich am Ende zu Wort und sprach von "Kommunikationsproblemen". Er betonte, das Konzept sei sehr gut und "sollte nicht in Frage gestellt werden". Er habe sehr wohl Impulse von Eltern in die Diskussion im Arbeitskreis eingebracht. "Ich werde deshalb dafür stimmen."
Die abschließende Abstimmung endete mit 15:4 Stimmen. Geschlossen dafür waren die Fraktion von CSU, SPD und Geo-net, sowie Martin Zink. Die übrigen vier Mitglieder seiner FW-Fraktion stimmten aber dagegen.
Der Fahrplan der Spielplatz-UmgestaltungenMaßnahmen 2021: Neugestaltung der Spielplätze im alten Schulgarten in Rügshofen und in der Nördlichen Alle in Gerolzhofen. Dies ist bereits in den vergangenen Wochen erfolgreich umgesetzt worden. Die Resonanz der Kinder und Eltern ist durchweg positiv. Geschlossen bleibt der Platz an der Josefine-Schmitt-Straße.Maßnahmen 2022: Neu gestaltet werden die Plätze an der Jakob-Pfeffer-Straße und an der westlichen Berliner Straße. Geschlossen werden die kleinen Spielbereiche in der Eleker Straße und an der Sudetenstraße. Gleichzeitig beginnt die Planung für einen großen Erlebnis-Spielplatz, der im Bereich des alten Steinbruchs und in der Nützelbachaue samt Bolzplatz entstehen soll.Maßnahmen 2023: Beginn von Bauabschnitt 1 für den Großspielplatz in der Nützelbachaue und am alten Steinbruch. Geschlossen wird der Platz hinten am Ziegelweinberg.Maßnahmen 2024: Bauabschnitt 2 für die Neugestaltung des Großspielplatzes in der Nützelbachaue und am Steinbruch. Geschlossen werden die kleinen, kaum noch frequentierten Plätze in der Entengasse und am Eingang zum FC-Stadion.Maßnahmen 2025: Neugestaltung der Plätze in der Schwarzenbergstraße und im Baugebiet "Weiße Marter". Geschlossen wird das Areal in der Von-Ketteler-Straße.Maßnahmen 2026: Der Platz in der Östlichen Allee wird aufgewertet. Eine Entscheidung, wie mit dem (abgebauten) Spielplatz an den Mahnmalen umgegangen wird, wird zurückgestellt, bis eine Entscheidung über die Sanierung oder den Neubau der Schulgebäude auf der anderen Bachseite gefallen ist.Quelle: kv