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Grafenrheinfeld: Sprengung der AKW-Kühltürme in Grafenrheinfeld: Worauf Bauingenieur Mathias Aron besonders achten muss

Grafenrheinfeld

Sprengung der AKW-Kühltürme in Grafenrheinfeld: Worauf Bauingenieur Mathias Aron besonders achten muss

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    Voraussichtlich am 16. August werden die Kühltürme des ehemaligen AKW Grafenrheinfeld gesprengt. Projektleiter Matthias Aron sagt, worauf er besonders achten muss.
    Voraussichtlich am 16. August werden die Kühltürme des ehemaligen AKW Grafenrheinfeld gesprengt. Projektleiter Matthias Aron sagt, worauf er besonders achten muss. Foto: Patty Varasano

    Matthias Aron hat die Fäden in der Hand: Für Betreiber Preussen-Elektra koordiniert er die Sprengung der beiden Kühltürme des ehemaligen Atomkraftwerks Grafenrheinfeld (KKG) im Landkreis Schweinfurt. Das AKW wird derzeit zurückgebaut, die Türme sind überflüssig geworden. Geplant ist die Sprengung für den 16. August.

    Im Interview erklärt der Projektleiter, warum ein jahrelanger Vorlauf nötig war und wieso der Stromnetzbetreiber Tennet dabei eine entscheidende Rolle spielt.

    Herr Aron, weswegen werden die Türme überhaupt gesprengt?

    Matthias Aron: Wir hatten in unserem ursprünglichen Konzept vor, die Bauwerke erst nach Abschluss des nuklearen Rückbaus etwa 2035 abzubrechen. Wir werden allerdings immer wieder angesprochen: Ihr macht hier schon jahrelang Rückbau, aber man sieht von außen gar nichts. Mit dem Abbruch der beiden Kühlturmbauwerke erzeugen wir ein weithin sichtbares Zeichen in der Öffentlichkeit, dass hier Rückbau stattfindet. Es mag vielleicht Menschen geben, die glauben, solange die Kühltürme noch stehen, könnte die Anlage morgen wieder am Netz sein. Dem ist nicht so. Zudem haben wir einen hohen Platzbedarf auf der Anlage für das Abstellen von verschiedensten Sachen. Wenn man sich umschaut, merkt man, dass hier fast kein Quadratmeter ungenutzt ist. Daher können wir die gut 7000 Quadratmeter Kühlturmfläche gut gebrauchen.

    Bei ihm laufen die Fäden zusammen: Matthias Aron von Preussen-Elektra bereitet seit drei Jahren die Sprengung der Kühltürme am AKW Grafenrheinfeld vor. Im Kraftwerk ist der Bauingenieur bereits seit 2009 tätig, seit 2013 leitet er die Bauabteilung.
    Bei ihm laufen die Fäden zusammen: Matthias Aron von Preussen-Elektra bereitet seit drei Jahren die Sprengung der Kühltürme am AKW Grafenrheinfeld vor. Im Kraftwerk ist der Bauingenieur bereits seit 2009 tätig, seit 2013 leitet er die Bauabteilung. Foto: Patty Varasano

    Wie läuft die Sprengung am 16. August dann ab?

    Aron: Der Sprengabbruch ist binnen etwa 30 Sekunden ab der Zündung vollendet. Die beiden Bauwerke werden in einer großen Staubwolke zusammenfallen. Im Vorfeld sind auf der Anlage noch diverse Aufgaben zu erledigen. Kurz vor der Sprengung werden alle Lüftungsanlagen ausgeschaltet, damit sich der Staub nicht in die Anlagen bewegt. Dies betrifft besonders die Kontrollbereichslüftung. Vor allem für das Feuerlöschsystem werden vorbereitende Maßnahmen getroffen, falls hier doch irgendetwas passiert. Es werden auch die Nachbarn der BGZ, der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung, mit ihren beiden Standortlagern entsprechende Maßnahmen einleiten. Und dann wird die Polizei noch eine Absperrlinie um die gesamte Anlage herum installieren, damit die Sicherheit der Bevölkerung immer gegeben ist. Nur berechtigte Personen werden hier vor Ort sein.

    Seit wann planen Sie dieses Projekt?

    Aron: Die Aufgabe habe ich seit 2021 auf dem Tisch, also etwa seit drei Jahren. Es bedarf unheimlich vieler Themen, die im Vorfeld zu berücksichtigen sind. Wir sind nach wie vor eine nukleare Anlage. Das heißt: Es muss gewährleistet sein, dass der nukleare Teil des KKG keinerlei Schaden nimmt. Und dafür wurden sehr intensive Nachweise geführt. Es geht um Gebäude, die standsicher sein müssen. Es geht um Betriebssysteme, die keinen Schaden nehmen dürfen. Das alles wurde in einem atomrechtlichen Genehmigungsverfahren erledigt. Die baurechtliche Genehmigung hat sich dann mit Themen wie Immissionsschutz, Umweltschutz, Artenschutz und ähnlichem beschäftigt.

    Und am Tag der Sprengung selbst?

    Aron: Am Tag der Sprengung werden noch Messstellen installiert, um zu dokumentieren, welche Erschütterungen tatsächlich entstanden sind. Derzeit haben wir nur Prognosewerte und Erfahrungen von anderen gleichartigen Sprengungen. Wir gehen aber davon aus, dass die tatsächlichen Erschütterungswerte ein Stückchen unter der Prognose liegen werden.

    Was waren für Sie die größten Herausforderungen?

    Aron: Die größte Herausforderung lag bei unserem Nachbarn, dem Stromnetzbetreiber Tennet, der uns bezüglich der erforderlichen Abschaltung der Freileitungen gewisse Bedingungen abverlangt hat. Die Absprachen sind letztlich auch die Ursache dafür, dass wir bezüglich des Termins 16. August ein gewisses Fragezeichen haben.

    Woran liegt das?

    Aron: Für die Abschaltung dieser Stromkreise müssen im gesamten europäischen Stromnetz gewisse Bedingungen erfüllt sein, die nicht planbar sind. Das hängt mit der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien zusammen, hier konkret mit dem Windstrom. Deshalb werden wir in der Woche vor der Sprengung einen arbeitstäglichen Dialog mit Tennet führen, damit wir immer mehr Sicherheit bekommen, dass es an dem 16. August tatsächlich auch passieren kann.

    Kühlturm von innen: übrig bleiben werden Betonbrocken.
    Kühlturm von innen: übrig bleiben werden Betonbrocken. Foto: Patty Varasano

    Von den Türmen werden hauptsächlich Betonbrocken übrigbleiben. Haben Sie darüber nachgedacht, Andenken daraus anfertigen zu lassen, ähnlich wie von der Berliner Mauer?

    Aron: Da sind wir derzeit noch in Abstimmung. Ich möchte nicht ausschließen, dass es tatsächlich nachher ein paar Andenken geben wird.

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