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Grafenrheinfeld: Sprengung der Kühltürme des AKW Grafenrheinfeld: In 30 Sekunden vom riesigen Bauwerk zum Geröllhaufen

Grafenrheinfeld

Sprengung der Kühltürme des AKW Grafenrheinfeld: In 30 Sekunden vom riesigen Bauwerk zum Geröllhaufen

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    Ihre Tage sind gezählt: Mit einer Sprengung sollen die Mauern der Kühltürme des ehemaligen AKW Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt in sich zusammenfallen. Geplanter Termin: 16. August. 
    Ihre Tage sind gezählt: Mit einer Sprengung sollen die Mauern der Kühltürme des ehemaligen AKW Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt in sich zusammenfallen. Geplanter Termin: 16. August.  Foto: Patty Varasano

    Am Freitag, 16. August, werden die beiden Kühltürme des stillgelegten AKW Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt gesprengt - wenn nichts dazwischen kommt. Auf dem Gelände sind inzwischen die Vorarbeiten für das spektakuläre Vorhaben angelaufen. Mitarbeiter des beauftragten Unternehmens aus Thüringen, das 2013 auch die Sinntalbrücke der Autobahn 7 bei Bad Brückenau (Lkr. Bad Kissingen) eingelegt hat, bringen an der Außenmauer der Türme derzeit Farbmarkierungen für die Positionierung der Sprengladungen an.

    Spezielle Vorgaben, exakte Berechnung: Sprengstoff wird in die Mauern eingebaut

    Der Ablauf der zwei Detonationen am ehemaligen Atomkraftwerk steht fest: Oberhalb der Stützpfeiler wird der Sprengstoff in die Mauern eingebaut. Nach einem bestimmten System und ganz speziellen Vorgaben, wie Matthias Aron, Projektleiter des AKW-Betreibers Preussen-Elektra, erläutert. Er spricht von Kernbohrungen, dem Ausschneiden sogenannter Sprengmaulen und exakt berechneten Sprengfeldern. Details behält das Sprengunternehmen für sich.

    Alles für die Explosion: Nach exakten Berechnungen werden an den AKW-Kühltürmen in Grafenrheinfeld derzeit die Markierungen angebracht, die die Positionen des Sprengstoffs festlegen.
    Alles für die Explosion: Nach exakten Berechnungen werden an den AKW-Kühltürmen in Grafenrheinfeld derzeit die Markierungen angebracht, die die Positionen des Sprengstoffs festlegen. Foto: Patty Varasano

    Ziel ist es, dass die Explosionen eine Schneise in die Mauern reißen. Und zwar so, dass sich die Türme leicht zur Seite neigen und dann "durch das Eigengewicht kollabieren", wie Projektleiter Aron formuliert. Letztlich sollen sich die Bauwerke durch die zusammensackenden Betonmassen selbst zerstören. Etwa sieben Sekunden werde es dauern, bis die 17.000 Tonnen pro Turm am Boden angekommen sein werden, sagt Aron. Nach 30 Sekunden sei das gesamte Spektakel vorbei.

    Beide Türme werden nicht gleichzeitig gesprengt, sondern mit einem Abstand von etwa 15 Sekunden.  Das Geröll der Bauwerke soll nicht zur selben Zeit, sondern versetzt auf den Boden aufschlagen, um die Erschütterungen möglichst kleinzuhalten, erklärt Werksleiter Bernd Kaiser. Ein Großteil der schon vor drei Jahren begonnenen Vorarbeiten hat sich laut Aron darauf konzentriert, dass Betreiber Preussen-Elektra Nachweise erbringt: Dafür, dass die Sprengung keine Auswirkungen auf die benachbarten Gebäude hat.

    Die "Sprengmeister" des AKW Grafenrheinfeld: Werksleiter Bernd Kaiser (links) und Matthias Aron, der für den Betreiber Preussen-Elektra das Projekt Kühltürme-Sprengung koordiniert.
    Die "Sprengmeister" des AKW Grafenrheinfeld: Werksleiter Bernd Kaiser (links) und Matthias Aron, der für den Betreiber Preussen-Elektra das Projekt Kühltürme-Sprengung koordiniert. Foto: Patty Varasano

    Im Fokus standen dabei insbesondere die beiden atomaren Zwischenlager, das Reaktorgebäude, auf das sich derzeit der Rückbau der Anlage konzentriert, sowie der Stromnetzknotenpunkt von Tennet. Der Netzknotenpunkt mit Umspannwerk ist für den AKW-Betreiber auch die einzige Unsicherheitsfaktor, weswegen der Sprengtermin 16. August platzen könnte. Auch kurzfristig. Denn neben dem Kraftwerk laufen fünf Hochspannungsleitungen zusammen, von denen vier abgeschaltet werden sollen.

    Das geht aber nur, wenn für den 16. August die Kapazitäten und deren Verteilung im Stromnetz gesichert sind. Und zwar im gesamteuropäischen Kontext, wie Werksleiter Kaiser erläutert. Letztlich hängt es an Tennet, ob die Sprengung zum geplanten Termin stattfinden kann. Wie Projektleiter Aron sagt, werde man in der Woche vor dem Termin täglich mit Tennet Kontakt halten. Wettereinflüsse dürften kaum Einfluss auf die Sprengung haben.

    Preussen-Elektra hat ein großes Interesse daran, dass das Datum eingehalten wird. Denn am Tag der Sprengung werden alle Mitarbeitenden vom Gelände geschickt. Am darauffolgenden Montag soll dann der Rückbau des AKW weitergehen, wie Kaiser sagt. Bei einer Verschiebung stünde seine Baustelle erstmal still.

    Die Kühltürme am AKW Grafenrheinfeld kurz vor ihrer Fertigstellung im Jahr 1977.
    Die Kühltürme am AKW Grafenrheinfeld kurz vor ihrer Fertigstellung im Jahr 1977. Foto: Hans Rost

    Offen ist die Uhrzeit der Sprengung am vorgesehenen Freitag. Sie wird vom Landratsamt Schweinfurt in einer Allgemeinverfügung festgelegt. Vermutlich werden die Explosionen am frühen Nachmittag stattfinden.

    Sperrbereich um das AKW-Gelände und freie Sicht aus weiter Entfernung

    Um das AKW-Gelände wird es dann einen Sperrbereich geben, der vor und auch nach dem Ereignis nicht betreten werden darf. Und der penibel eingehalten werden muss, wie Werksleiter Kaiser sagt. Abgesehen davon können sich die tausende Schaulustigen, die Preussen-Elektra erwartet, auf öffentlichem Gebiet frei bewegen. Vorsorglich wird angesichts des vermuteten Andrangs die Staatsstraße zwischen Bergrheinfeld und Garstadt für einige Zeit gesperrt.

    Das AKW liegt im weitläufigen Maintal. Die Türme und ihre Sprengung werden deshalb von vielen Anhöhen auch aus weiterer Entfernung zu sehen sein.

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