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Deutschhof: Squaredance: Viel mehr als nur ein Tanz im Quadrat

Deutschhof

Squaredance: Viel mehr als nur ein Tanz im Quadrat

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    Der farbenfrohe Petticoat der Frauen und die Westernhemden der Männer sind das Erkennungsmerkmal der Square-Dancer.
    Der farbenfrohe Petticoat der Frauen und die Westernhemden der Männer sind das Erkennungsmerkmal der Square-Dancer. Foto: Josef Lamber

    Am vergangen Samstag wehte bei der TG Schweinfurt 48 eine ordentliche Prise Nostalgie durch die Halle. Dafür verantwortlich war das erste "Special" des neugegründeten Square-Dance-Clubs "Loony Travellers". "Schön dass diese Tradition auch ohne die Amerikaner in Schweinfurt geblieben ist", befand Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé, der sich am Nachmittag einen Eindruck vom bunten Treiben machte.

    Der Square Dance ist vor einigen hundert Jahren in Amerika von europäischen Einwanderern aus verschiedenen Ländern begründet worden.
    Der Square Dance ist vor einigen hundert Jahren in Amerika von europäischen Einwanderern aus verschiedenen Ländern begründet worden. Foto: Josef Lamber

    Wer eine arg amerikanisch-folkloristische Veranstaltung vermutete, täuschte sich. Der Square Dance, der vor einigen hundert Jahren im damals jungen Amerika von europäischen Einwanderern aus verschiedenen Ländern begründet wurde, ist heutzutage längst zu einer weltweiten Szene geworden. Auch der Dress-Code wurde nach und nach aufgelockert. Klar, die farbenfrohen Petticoats der Frauen und die Westernhemden der Männer sind weiterhin das Erkennungsmerkmal der Square-Dancer. Viel mehr als etwaige Folklore standen bei den 131 Teilnehmern, die aus ganz Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden angereist waren, ganz andere Sachen im Vordergrund. Als allererstes natürlich der Spaß. "Du kannst hier nichts gewinnen", sagt Veranstalterin und Loony Travellers-Präsidentin Manuela Herrmann: "Konkurrenzdenken gibt es hier nicht. Wir wollen einfach eine Menge Spaß in der Gemeinschaft haben."

    Genau danach suchte die Schweinfurterin, die gebürtig aus Landshut kommt, lange. "Als Kind und Jugendliche war ich nie in einem Verein. Meine Eltern hatten zu wenig Geld dafür. Später hatte ich dann selbst Kinder und keine Zeit mehr. Irgendwo möchte man doch einfach auch mal dazugehören." Besser spät als nie dachte sie sich, als sie durch einen Zufall vor zehn Jahren in einem Square-Dance-Club bei einer Open-House-Veranstaltung war. "Ich war auf Anhieb so begeistert, dass ich gleich dabei geblieben bin." Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Harald Merz ist sie seither ständig im Zeichen des Square Dance unterwegs.

    Mindestens 68 Figuren muss man können, um bei einem "Special" mittanzen zu können.
    Mindestens 68 Figuren muss man können, um bei einem "Special" mittanzen zu können. Foto: Josef Lamber

    Getanzt wird dabei im "Square" - also im Quadrat, mit mehreren Leuten. Die Musik bestimmen die sogenannten Caller, also die Rufer, die auf der Bühne nicht nur die Musik auflegen, sondern auch die Kommandos in den Saal rufen. Die Tänzer wissen dabei nie, was als nächstes passiert. Die Caller rufen, mit einem bestens imitierten texanischen Slang auf Englisch Begriffe, die jeweils für eine Figur stehen, die als nächstes getanzt werden muss. Mindestens 68 davon müssen die Tänzer können, um an einer Tanzveranstaltung wie in Schweinfurt überhaupt teilnehmen zu können. Die Kunst der Caller besteht darin, die Masse so zu dirigieren, dass ein flüssiger Tanz entsteht. Kein Wunder also, dass diese echte Stars in der Szene sind. Für die Premiere der Loony Travellers konnten mit dem Niederländer Maarten Weijers und dem Schwaben Uli Schingen zwei Szenegrößen in die TG-Halle gelockt werden.

    Auch zu Highway to Hell wird getanzt

    Von 14 bis 22 Uhr wurde getanzt. Musikalisch gab es – auch hier wurde längst mit uralten Traditionen gebrochen – nicht etwa nur Country auf die Ohren. Von ACDC bis Dolly Parton ist alles dabei. "Es kann sein, dass zu Highway to Hell getanzt wird", sagt Harald Merz. Doch eigentlich ist völlig egal, was gerade aus den Boxen kommt. Das Beisammensein und der Spaß ist das Wichtigste, das war den Beteiligten zu jeder Sekunde anzusehen. Viele von ihnen waren eigens mit dem Wohnmobil angereist oder übernachteten in Hotels in der Stadt.

    Getanzt wird im "Square" - also im Quadrat, daher der Name Squaredance.
    Getanzt wird im "Square" - also im Quadrat, daher der Name Squaredance. Foto: Josef Lamber

    Überhaupt gehört das Reisen mindestens so zum Square Dance wie das Tanzen selbst. "Wir haben uns extra wegen dem Square Dance ein Wohnmobil gekauft", verrät Herrmann. Tagsüber stehe Sightseeing an, abends werde getanzt. Dabei bewegt sich das Schweinfurter Tanzpärchen keineswegs nur innerhalb des eigenen Landes. Ein Highlight jedes Jahres ist für die beiden jeden Mai das "Special" im slowakischen Bratislava. Square Dance überspringt offenbar alle Barrieren tänzelnd. "Du kannst überall mittanzen", erklärt Manuela Herrmann. Als Square-Dancer könne man jeden Club weltweit besuchen. Dank der einheitlichen Figuren des Tanzes sei dies problemlos und ohne Verständigungsschwierigkeiten möglich. "Viele nehmen sich ihren kompletten Jahresurlaub, um andere Clubs zu besuchen." Nicht nur die Wahl-Schweinfurterin hat also ihre Gemeinschaft im Square Dance gefunden.

    Bewegung für den Geist und den Körper

    Einzig der Nachwuchs kommt hierzulande etwas abhanden. Der Altersschnitt liegt deutlich über 40. Aber dafür kann das Tanzen im Quadrat gerade im mittleren und hohen Alter, abgesehen von der sozialen Komponente, sehr nützlich sein. "Es ist Bewegung für den Geist und den Körper", meint Merz. Seine Partnerin fügt stolz an: "An so einem Tag tanzt du locker deine 30 000 bis 40 000 Schritte." Dass die Rentnerin an starker Arthrose am ganzen Körper leidet, hält sie nicht von ihrer Leidenschaft ab. "Ohne die viele Bewegung beim Square Dance würde es mir viel schlechter gehen."

    Am Ende des Square-Dance-Abends wurde dann mit den vielen langjährigen Freunden und Bekannten aus der Szene angestoßen. Während des Tanzens gilt ein striktes Alkoholverbot. Im nächsten Jahr wollen Manuela Herrmann und Harald Merz wieder zum Tanz bitten – und alle wollen wieder kommen.

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