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Schweinfurt: Staatstragendes Pathos

Schweinfurt

Staatstragendes Pathos

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    Viel Applaus gab es für den KonzertChor Schweinfurt, Solisten und die Vogtland Philharmonie unter der Leitung von Matthias Göttemann für die Aufführung der Cäcilienmesse von Charles Gounod in der St. Johanniskirche.
    Viel Applaus gab es für den KonzertChor Schweinfurt, Solisten und die Vogtland Philharmonie unter der Leitung von Matthias Göttemann für die Aufführung der Cäcilienmesse von Charles Gounod in der St. Johanniskirche. Foto: Otto Schramm

    Als der letzte Ton der "Cäcilienmesse" von Charles Gounod verklungen war, brach der Applaus aus einem Großteil der vielen Zuhörer und Zuhörerinnen in der St. Johanniskirche nur so heraus. Ein kleiner Teil blieb allerdings zurückhaltend und wartete noch auf das "Schicksalslied" von Johannes Brahms, wie es die im Programm abgedruckte Reihenfolge vermuten ließ. Doch das hatte es bereits zur Eröffnung des Abends mit dem KonzertChor Schweinfurt und der Vogtland Philharmonie unter der Leitung von Matthias Göttemann gegeben, was an nicht wenigen im Publikum vorbei gegangen war.

    Egal: Mit der abschließenden Fürbitte "Herr segne unseren Staat" fand eine Aufführung ihr geradezu staatstragendes Ende, von der sicherlich das Pathos, der Pomp und die Bombastik nachhaltig in Erinnerung bleiben werden.

    Gounod hat sich keine Zügel angelegt, was die Instrumentation anbelangt, setzt Große Trommel, Pauken, Becken, Harfe an etlichen Stellen neben dem Streicher- und Bläserapparat so üppig und lautstark ein, dass man unwillkürlich an die "berstenden Mauern" denken muss. Matthias Göttemann setzte die Partiturvorgaben konsequent um und griff ebenso in die Vollen. Man wagt allerdings kaum sich vorzustellen, welches Rauschen die von Gounod ursprünglich geplanten sechs Harfen plus Orgel erzeugt hätten und sollte die Komposition vor dem Hintergrund des Zeitgeistes in der Mitte des 19. Jahrhunderts sehen.

    Ein Chor muss da mithalten können, und dies gelang dem KonzertChor Schweinfurt. Man war bestens vorbereitet, stimmlich präsent vor allem in der Mittellage und den Tiefen, immer fokussiert auf den Dirigenten und äußerst engagiert. Eindrucksvoll und mit geschlossener Wucht gestaltete der Chor den Anfang des Credo, jubelte lebhaft im Gloria. Spätestens im Benedictus merkte man den Stimmen der 60 Sängerinnen und Sänger allerdings die Strapazen des Tages und des Abends an. Und zur Korrektur winziger Unebenheiten in der Intonation hielt Matthias Göttemann eine dezente Zeichengebung bereit.

    Das Solistenensemble mit der Sopranistin Anke Endres, Tenor Falk Hofmann und dem Bassisten Sven Fürst war gut gewählt. Endres lieferte mit ihrer warm strahlenden Stimme ein engelsgleiches Gloria, gebettet auf eine sanfte Chorvokalise und umschummert vom Tremolo der Violinen. Falk Hofmann deutete "Pleni sunt coeli et terra" im Sanctus intensiv aus. Sven Fürst ließ seiner durchschlagend kräftigen Stimme viel freien Lauf und war dadurch bei den vielen Ensemblestellen etwas überrepräsentiert. Dass er sich auch zurücknehmen kann, bewies er dann allerdings sehr fein im Credo ("et incarnatus est").

    Eine ausgezeichnete Leistung zeigte auch die Vogtland Philharmonie, und dies nicht nur bei den wunderbar weich und voll spielenden Blechbläsern. Eindrucksvoll, hochdramatisch und sturmgewaltig, aber auch weihevoll hatte der Abend mit der Brahmsschen Vertonung von Hölderlins "Schicksalslied" begonnen. Hierdurch wurde ein musikalischer Raum für einen Abend eröffnet, der zwar Grenzen aufzeigte, aber auch Fenster für weitere Entdeckungen öffnete.

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