Die Pläne liegen seit langem in der Schublade, verwirklicht wurden sie bis heute nicht: die Erweiterung des Kindergartens der Lebenshilfe Schweinfurt in der Gartenstadtstraße. Das Vorhaben scheiterte zuerst an "unterschiedlichen Auffassungen" innerhalb der Lebenshilfe und zuletzt an der über mehrere Monate andauernden Vakanz eines beschlussfähigen Vorstands beim Lebenshilfe-Förderverein.
Seit November 2024 gibt es wieder einen handlungsfähigen Vorstand und nun einen neuen Anlauf: Der neu gewählte Vorsitzende Norbert Hart hat das Projekt auf die Tagesordnung gesetzt und will bis Ende März eine Entscheidung vom Vorstand, ob gebaut wird oder nicht.
Klar ist: Der Bedarf in Schweinfurt ist da. "Momentan können wir noch alle Kinder unterbringen", sagt der städtische Sozialreferent Jürgen Montag, "aber langfristig werden die Betreuungsplätze in der Stadt nicht ausreichen." Gerade im Krippenbereich brauche es mehr Kapazitäten.
Jedes Kind in Deutschland hat einen gesetzlich geregelten Anspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Kindertagesstätte ab dem ersten Geburtstag. Umsetzen müssen diese Rechtsvorschrift die Kommunen und Landkreise. Konkret heißt das: Die Stadt Schweinfurt muss dafür Sorge tragen, dass ausreichend Betreuungsplätze vorhanden sind. Sie trägt hierfür die Planungs- und auch die Finanzierungsverantwortung.
Kommunen und Landkreise müssen Betreuungsangebot sicherstellen
Und hier lag in der Vergangenheit der Knackpunkt: Es gab Stimmen in der Lebenshilfe, die sagten, aufgrund dieser Rechtsvorschrift sei es Aufgabe der Stadt zu bauen und zu zahlen. Schweinfurt hatte bislang die komfortable Situation, dass alle 31 Kindertagesstätten sich in freier Trägerschaft befanden und die Stadt selbst weder als Träger noch als Bauherr auftreten musste. Sie schultert bei Baumaßnahmen zwar den Großteil der Kosten, die über Fördermittel zum Teil wieder rückerstattet werden, doch auch der Kindergartenträger beteiligt sich mit 20 Prozent.
Erstmals anders war das bei der neu gebauten Kita Bellevue, die im Juni im neuen Stadtteil eröffnet wird. Hier war die Stadt alleiniger Bauherr und Kostenträger, weil der Kindergarten auf städtischem Grund als Gesamtkomplex im Verbund mit Grundschule und Sporthalle entstanden ist. Betrieben wird die Kita von der Evangelischen Kirche. "Und dafür verlangt die Stadt Miete", erklärt Sozialreferent Montag den Unterschied.

Bei der Lebenshilfe sind die Voraussetzungen andere: Das Grundstück für den Erweiterungsbau befindet sich im Besitz der Lebenshilfe. Laut Vorsitzendem Hart wurde es vor Jahren vom Schweinfurter Bauverein erworben. Für Sozialreferent Montag ist damit klar: "Bauherr hier wäre nicht die Stadt, sondern die Lebenshilfe." Die Stadt würde sich wie üblich aber mit 80 Prozent an den Kosten beteiligen. "Das ist eine ganz klare Linie."
Integratives Konzept der Lebenshilfe ist stark nachgefragt
Den Gedanken der Erweiterung des Lebenshilfe-Kindergartens in der Schweinfurter Gartenstadtstraße gibt es seit Jahren. Die viergruppige Einrichtung wurde zwar erst im November 2020 eröffnet, ist aufgrund ihres integrativen Konzeptes jedoch stark nachgefragt. Hier werden Kinder mit und ohne Behinderung betreut.

Aktuell stehen 87 Plätze für Kinder von einem halben Jahr bis zum Schuleintritt zur Verfügung. Betreut werden sie von einem pädagogischen Team unter anderem aus Erziehern, Kinderpflegern, Heilerziehungspflegern, Sozialpädagogen und Integrationskräften. Neben den vier Gruppenräumen gibt es jeweils einen separaten Werk-, Musik- und Entspannungsraum mit Licht- und Wasserelementen. Dem Kindergarten ist zudem eine Außenstelle der Interdisziplinären Frühförderstelle der Lebenshilfe Schweinfurt angegliedert. Kindergartenkinder, die Frühförderangebote benötigen, können diese somit ohne zusätzliche Wege in Anspruch nehmen.

Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder nimmt zu
"Wir wissen nie genau, welchen Bedarf wir brauchen", sagt Vorsitzender Norbert Hart. Die Lebenshilfe aber nehme den Auftrag ernst, eine Betreuung für Kinder mit und ohne Handicap zu schaffen. Deshalb ist es ihm ein Anliegen, dass über die Erweiterung der bestehenden Einrichtung entschieden wird. Und er hofft, dass der Vorstand dafür seine Zustimmung gibt.
Auch Sozialreferent Montag erhofft sich das mit Blick auf den Bedarf an Betreuungsplätzen in den nächsten Jahren. Im Gespräch sei die Stadt auch mit anderen Kindergartenträgern. Für die Erweiterung des AWO-Kindergartens im Stadtteil Bergl gebe es bereits Pläne, ebenso für die Vergrößerung der Kreuzkirche-Kita in Oberndorf. "Je schneller gebaut wird, umso besser."
Ein Wermutstropfen: statt gebaut wird auch geschlossen. Jüngst informierte die Kirchengemeinde St. Michael, dass sie nach 60-jährigem Betrieb ihren Kindergarten Ende August aufgeben wird. Sanierungspläne seien gescheitert und ein Neubau nicht finanzierbar.