Vor knapp einem Jahr ist der Steg über den Schweinfurter Hauptbahnhof aus Sicherheitsgründen gesperrt worden. Die Folge: Lange Umwege für Fußgänger, darunter viele Pendler, deren Weg zu SKF und ZF nun viel weiter war. Jetzt legt die Verwaltung einen Vorschlag vor, was mit dem Steg passieren soll. Und sorgt damit schon im Vorfeld für Ablehnung und ein ungewöhnliches Bündnis.
Die Stadtratsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen (eigentlich Koalitionspartner der CSU) setzen sich gemeinsam für den Erhalt des Fußgängerstegs ein. Einem Antrag der Verwaltung, den Steg zurückzubauen, also abzureißen, würden sie nicht folgen, so eine gemeinsame Pressemitteilung, unterzeichnet von Peter Hofmann und Holger Laschka.
Beide Fraktionen würden in der Sitzung des Bauausschusses des Stadtrates am Donnerstag, 13. Oktober, den Vorschlag der Verwaltung ablehnen, kündigen sie an. Und: In den Haushaltsberatungen für das Jahr 2023 würde man im Gegenteil Mittel für eine Sanierung der "der wichtigen und einzigen direkten Verbindung zwischen Nord- und Südseite des Hauptbahnhofs" beantragen.
"Schweinfurt ist in der glücklichen Lage, eine Querverbindung über den gesamten Gleiskörper quasi geerbt zu haben", unterstreicht Grünen-Fraktionssprecher Holger Laschka in der Pressemitteilung. "Dass die Stadtverwaltung dieses Erbe in den letzten Jahren dem Verfall preisgegeben hat, ist eine Schande. Dies darf aber nicht der Anlass sein, dieses wichtige Stück Infrastruktur jetzt komplett aufzugeben."
Wie teuer der Abriss des Fußgängerstegs am Hauptbahnhof werden könnte
Für die SPD betont Peter Hofmann die Bedeutung eines "funktional und optisch attraktiven Hauptbahnhofs". "Die notwendige Verkehrswende kann nur rund um eine gern und gut genutzte Schienenanbindung funktionieren. Dazu zählt eine Querungsmöglichkeit direkt zu den großen Industriewerken von SKF und ZF ebenso wie ein zeitgemäß gestalteter Hauptbahnhofsvorplatz mit optimierten Umsteigebeziehungen ins Umland und in die wichtigsten Stadtviertel.“
Holger Laschka und Peter Hofmann kritisieren in ihrer Mitteilung den Aktionismus der Bauverwaltung, die es nach jahrelangem Nichtstun in Sachen Hauptbahnhofsteg jetzt eilig habe, das stabile und mit vergleichsweise geringem Aufwand wieder zu ertüchtigende Bauwerk dem Erdboden gleichzumachen. "Es ist vollkommen absurd, jetzt schnell eine halbe Million Euro in die Hand zu nehmen, um das Thema Hauptbahnhofsteg zu beerdigen", kritisiert Holger Laschka, "wenn wir für rund eine Million Euro eine für alle nutzbare Schienenquerung für Jahrzehnte haben können!"

Peter Hofmann geht in diesem Zusammenhang angesichts des guten Zustands der Hauptkonstruktion von möglicherweise noch geringeren Sanierungskosten aus. Man habe ein "Bleistift-Gutachten" eines renommierten Architekturbüros, das Sanierungskosten von unter einer Million Euro für möglich halte, da alle tragenden Teile in stabilem Zustand seien und nicht erneuert werden müssten. "Es geht hier wohl in erster Linie mehr um das Wollen, als um die Kosten!", so Hofmann.
Wichtig für die Industrie, wichtig für den Verkehr der Zukunft
Stadträte von SPD und Grünen hätten immer wieder Bürgeranfragen zum Thema Hauptbahnhofsteg erreicht. Vor allem Beschäftigte und Auszubildende der Industrie, die von ihren Betrieben zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel angehalten würden, beklagten die weggefallene Querungsmöglichkeit. "Das wird in Zukunft noch mehr ins Gewicht fallen, wenn öffentlicher Verkehr zunehmend den Individualverkehr ersetzen wird", glauben Hofmann und Laschka.
Der Erhalt des Stegs sei deshalb "ein Signal in Richtung Industrie, dass die Stadt deren Arbeitsangebot und – über die Gewerbesteuern – Beitrag zur Finanzierung des städtischen Haushalts wertschätzt und weiter eine gute Zusammenarbeit mit der Wirtschaft anstrebt".