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Schweinfurt: Standpunkt: Warum Willy Sachs kein Vorbild ist

Schweinfurt

Standpunkt: Warum Willy Sachs kein Vorbild ist

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    Das Willy-Sachs-Stadion, in dem der Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt spielt, wird nach dem Beschluss des Stadtrates in Sachs-Stadion umbenannt.
    Das Willy-Sachs-Stadion, in dem der Fußball-Regionalligist FC 05 Schweinfurt spielt, wird nach dem Beschluss des Stadtrates in Sachs-Stadion umbenannt. Foto: Oliver Schikora

    Der Zweite Weltkrieg, angefangen vom nationalsozialistischen Terrorregime unter Adolf Hitler, endete am 8. Mai 1945. Mehr als 76 Jahre ist das nun her. Ist das heute noch wichtig, welche Gräueltaten damals im Namen von Nazi-Deutschland verübt wurden? Aus der Vergangenheit lernen, heißt für die Zukunft die Weichen stellen. Das Widererstarken rechtspopulistischer Regierungen in Europa und weltweit alleine ist schon Grund genug, ständig zu mahnen, was Faschismus und Nationalsozialismus bedeuteten und wie viel Leid und Millionen Tote sie brachten.

    Dabei geht es für heutige Generationen nicht um Schuld, es geht um unsere Verantwortung für das, was im Namen Deutschlands damals passiert ist. Und diese Verantwortung war auch gemeint, als die SPD-Stadträtin Julia Stürmer-Hawlitschek und Freie-Wähler-Stadtrat Adi Schön ihren Antrag formulierten, die Stadt solle den Industriellen Willy Sachs, der 1958 starb, aus der Liste der seit 1822 insgesamt nur 32 Namen umfassenden Liste der Ehrenbürger streichen. Der Stadtrat hat das nun getan, gegen den Willen des Oberbürgermeisters, aber in einer bemerkenswert sachlichen und fundierten Debatte. Eine historische Entscheidung und eine, die gerechtfertigt ist.

    Willy Sachs ist kein Vorbild für junge Menschen, man setze sich nur mit seinem sehr gut dokumentierten Verhalten gegenüber Frauen auseinander. Er vertrat darüber hinaus keine demokratischen Werte. Es ist unstrittig, dass er ein überzeugter Nationalsozialist war, der schon 1933 Mitglied der SS geworden war. Wer seinen 40. Geburtstag mit Nazi-Größen und Kriegsverbrechern wie Hermann Göring, Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich feiert und mit ihnen privat verkehrt, dem kann man nicht politische Naivität als Entschuldigung durchgehen lassen. Willy Sachs setzte in seiner Firma mehrere tausend Zwangsarbeiter ein, er war mehr als nur ein Mitläufer, von denen es angeblich Millionen gab.

    Gerade bei Mitläufern ist es wichtig, genau hinzuschauen. Haben sie während der Diktatur den Machthabern die nötigsten Zugeständnisse gemacht, um sich und ihre Familie zu schützen? Oder haben sie sich den Machthabern aktiv angedient und sind ihnen aus Überzeugung gefolgt? Willy Sachs ist aufgrund dessen, was man heute über sein Leben weiß, kein Ehrenbürger, der diesen Titel verdient hätte.

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