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HANDTHAL: Stollburg: Waldbesucher vor Steinschlag geschützt

HANDTHAL

Stollburg: Waldbesucher vor Steinschlag geschützt

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    Der wieder rundum gegen Steinschlag gesicherte Bergfried der Ruine Stollburg. Eine besondere Herausforderung stellten die herauskragenden Konsolsteine dar.
    Der wieder rundum gegen Steinschlag gesicherte Bergfried der Ruine Stollburg. Eine besondere Herausforderung stellten die herauskragenden Konsolsteine dar. Foto: Fotos: Norbert Vollmann

    Daniel Steuer, als stellvertretender Leiter der Mann für Baumaßnahmen im Forstbetrieb Ebrach, kann eine durchweg positive Bilanz der Sicherungsmaßnahmen an der Ruine Stollburg ziehen. Er betont: „Die Arbeiten am Bergfried sind abgeschlossen, die Bauabnahme erfolgt, die Instandsetzung lief relativ problemlos, insofern konnte der Kostenrahmen gehalten werden.“

    Die Bauarbeiten dienten im Wesentlichen dem Schutz der Waldbesucher vor herabfallendem Mauerwerk und dem Erhalt der Bausubstanz. Tiefer geschürft in Sachen Burgenhistorie wurde, wie zuletzt etwa bei der Sanierung der Ruine Zabelstein, auf dem 476 Meter hohen Stollberg bei Handthal nicht.

    Am Bergfried als dem Haupt- und Wehrturm der ehemaligen mittelalterlichen Burg wurden von der Baufirma Kirchner aus Sulzbach im Landkreis Haßberge in erster Linie Fehlstellen am Fundament ausgebessert sowie die Mauerkronen mit den markanten herauskragenden Konsolsteinen, wo nötig, gegen Steinschlag gesichert. Die letzte größere Sanierung fand im Jahr 1976 statt.

    Von der ehemaligen Burg, auf der um 1170 einer These des Höchberger Heimatforschers Gerhard Wagner zufolge der Minnesänger Walther von der Vogelweide geboren worden sein soll, ist ein knapp 20 Meter hoher Rest des achteckigen Bergfrieds erhalten, mit bis zu 2,5 Meter dicken Mauern, dazu kleinere Mauerreste und ein Gewölbekellereingang.

    Die Sicherungsarbeiten hatten einen finanziellen Umfang von etwa 60 000 Euro. Die größte Herausforderung der Arbeiten habe in der Sicherung der Auslegerkonsolen bestanden, so Daniel Steuer.

    Die aufrecht aufgesetzten Steine waren vermutlich in einer späteren Epoche aus optischen Gründen ergänzt worden, zumindest ist das Steinmaterial von anderer Herkunft und Festigkeit als der Unterbau.

    Zudem waren die Ausleger vom Gerüst schwer zugänglich. So mussten sich die Arbeiter zum Teil am Bergfried am Seil sichern, um zu den Konsolensteinen zu gelangen.

    Draht ist von unten kaum zu sehen

    Nach Aussage des Architekten Jürgen Bergmann (Hofheim-Eichelsdorf) war nach der Prüfung der Steinfestigkeit der Konsolen entschieden worden, nur ein stärkeres Drahtgewebe zur Sicherung des Sandsteins zu verbauen. Eine Verklammerung mit Eisen habe sich als nicht erforderlich erwiesen. Vorher seien lose Teile und Ersatzmaterialergänzungen entfernt sowie die Fugen geschlossen und gefestigt worden.

    Von unten ist das zur Sicherung des Mauerwerks verwendete Drahtgewebe nur bei genauem Hinschauen zu erkennen.

    Die in die Jahre gekommene abgebrochene alte Schutzhütte mit der Aussichtsplattform davor wird ebenfalls noch erneuert. Den Auftrag dazu hat seit längerer Zeit eine ortsansässige Firma. Im Forstbetrieb wartet man jeden Tag sehnsüchtig auf die Aufstellung, die sich offenbar verzögert hat. „Für die Schutzhütte inklusive vergrößerter Aussichtsplattform haben wir nochmals rund 25 000 Euro vorgesehen“, so Daniel Steuer.

    Mit im Boot an der Ruine Stollburg ist in Sachen „Fledermausschutz an historischen Bauwerken“ die Organisation Artenschutz in Franken. Dazu Vorsitzender Thomas Köhler: „Die Ruine zeigte vor der Sanierung vielfältige Nischen, die gerade auch für unsere heimischen Fledermausarten, die auch im Wald nicht ausschließlich in Baumhöhlen, sondern auch an menschlichen ,Kunstfelsen‘ leben, hoch interessante Lebensräume bieten.“

    In den Maueröffnungen konnten sich so verschiedene Fledermausarten wie die Zweifarbfledermaus, die Rauhautfledermaus oder auch die Zwergfledermaus, um nur einige wenige Arten zu nennen, zurücknehmen und hier auch zum Teil überwintern.

    Künstliche Tierbehausung

    Durch die Bauwerksanierung drohte der traditionelle Lebensraum für die Fledermäuse für lange Zeit verloren zu gehen. Deshalb sei Artenschutz in Franken mit der Anfrage an den Forstbetrieb Ebrach der Bayerischen Staatsforsten herangetreten, ob es nicht möglich sei, die Stollburgruine mit sogenannten Sekundärhabitaten, also künstlichen Fledermaus-Behausungen, auszustatten.

    In Ebrach habe man sich sofort aufgeschlossen gezeigt und so konnte Artenschutz in Franken die Auswahl der speziellen Fledermaus-Spaltenquartiere übernehmen, sowie deren Montageorte bestimmen. Der Forstbetrieb habe wiederum die Kosten der Fledermausquartiere übernommen und diese auch mit am Bergfried anbringen lassen.

    Das Kooperationsprojekt möchte laut Thomas Köhler aufzeigen, wie es auch und gerade bei modernen Sanierungsmaßnahmen gelingen kann, die Lebensräume nicht zu zerstören und so die Artenvielfalt zu sichern.

    Das Projekt beinhaltet gleichfalls ein Umweltbildungsprojekt, in das auch die Grundschule in Oberschwarzach eingebunden ist. Das Projekt Fledermaus wird mit der Patenklasse dabei auf zwei Ebenen weitergeführt.

    So soll eine umfangreiche für September geplante Umweltbildungsmaßnahme in der Schule mit der Anbringung von den Kindern kreativ gestalteter Fledermausquartiere auf dem auf halber Strecke im Wald zwischen dem Steigerwald-Zentrum und den Baumwipfelpfad Steigerwald gelegenen Fledermauspfad einhergehen, um die Kinder und die breite Bevölkerung auf die Bedeutung der bedrohten Säugetiere hinzuweisen. Die Stollburgruine ist gleichfalls wichtiger Bestandteil des Projektes.

    Unabhängig vom Fledermausprojekt wird das Projekt Wanderfalke/Waldkauz an der Stollburg weitergeführt. Allerdings ist die Ruine momentan derart zu stark eingewachsen, als dass tatsächlich in die hinter dem Holzverschlag in der Fensternische unterhalb der Zinne angebrachte Greifvogelnisthilfe ein Falke einziehen dürfte. Vor zwei Jahren hatte sich dort allerdings als Untermieter ein Waldkauz-Pärchen fortgepflanzt.

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