In Österreich ist ein Straßenwärter ein Straßenerhaltungsfachmann. Neben dem Namen unterscheidet sich in beiden Ländern auch einiges in der Ausbildung zu diesem Beruf. Das lernten neun Österreicher bei einem Erfahrungsaustausch mit ihren deutschen Kollegen während eines Besuchs der überbetrieblichen bayerischen Ausbildungsstelle am Stützpunkt Gerolzhofen der Straßenmeisterei.
Zunächst ging es um die Rekrutierung des Nachwuchs. In Bayern bewerben sich heutzutage Leute für die Ausbildung zum Straßenwärter, die das früher nicht getan hätten. Bei rund 20 Prozent fehle es an der Qualifikation. Dieses Fünftel kommt ganz überwiegend aus den Ballungsräumen, berichtete Rainer Götz, Leiter der überbetrieblichen Ausbildungsstelle und Vorsitzender des Prüfungsausschusses.
Holger Bothe, Leiter des staatlichen Bauamts Schweinfurt, ergänzte für die Besucher aus Österreich, Rheinland Pfalz und Brandenburg, es gebe in Bayern Regionen, zum Beispiel die Rhön, mit Bevölkerungsverlusten von acht bis zehn Prozent. Das senke natürlich ebenfalls das Auswahlpotenzial. Praktika oder Schnuppertage sind inzwischen gang und gäbe, bevor eine Ausbildung beginnt.
Leitender Ausbilder Bernhard Raab führte die Gäste dann zu den 26 Auszubildenden, die in drei Gruppen mit verschiedenen praktischen Übungen beschäftigt waren. An einer Station ging es zum Beispiel darum, wo und wie am Straßenrand gemäht, mit welchem Sprit und mit welchen Sicherheitsvorkehrungen gearbeitet wird.
Auf deutscher wie auf österreichischer Seite ging es darum, wie die Ausbildung der Straßenwärter eventuell noch zu verbessern wäre. In Deutschland gibt es gegenwärtig rund 30 000 Straßenwärter. Siegfried Damm, Bundesvorsitzender der Fachgewerkschaft der Straßenbau- und Verkehrsbeschäftigten, berichtete, der Ausbildungsrahmen stamme aus dem Jahr 2002. Inzwischen hätten sich aber Technik, Maschinen und der ständig zunehmende Verkehr verändert.
In Österreich ist der Straßenerhaltungsfachmann erst seit 2001 ein Regelberuf, erläuterte Bruno Engl, Vorsitzender der öffentlichen Baudienst-Sektion 24. Aufgrund der Topografie haben seine Mitarbeiter oft ganz andere Aufgaben als die deutschen Kollegen. So gelte es oft Mauern zu sichern, Felsstürze zu bereinigen oder riesige Schneemassen zu räumen.
Eines aber haben Straßenwärter oder Straßenerhaltungsfachmänner in beiden Ländern gemeinsam. Die Straßenverkehrsteilnehmer nehmen immer weniger Rücksicht auf die Männer und die wenigen Frauen im orangenen Overall. So steigt der Aufwand der Eigensicherung immer weiter.
Eine Vorgehensweise stieß bei den deutschen Teilnehmern auf Interesse: Zur Nachwuchswerbung präsentieren die Berufsstände immer die sechs besten aus einem Lehrlingswettbewerb. Die werben dann oft mit Erfolg für ihre Berufe.
Andererseits gibt es in Österreich keine zentralen Ausbildungsstätten für den Beruf Straßenerhaltungsfachmann. „Das hier ist sehr interessant. Ich werde versuchen, das mal zu Hause zu erklären“, zeigte sich Bruno Engl durchaus angetan von dem, was er in Gerolzhofen gesehen hatte.
In diesem Jahr lernen in Gerolzhofen 247 Auszubildende aus Landkreisen, Städten, Gemeinden, Autobahnmeisterein, staatlichen Bauämtern und der Privatwirtschaft für ihren Beruf. Sie kommen dazu dreimal im Jahr für je eine Woche in die Steigerwaldstadt und stellen damit durchaus einen nennenswerten Faktor für das Übernachtungsgewerbe dar.
Die überbetriebliche Ausbildungsstelle wurde im Oktober 1995 eröffnet. Die Stelle durchliefen bisher 1323 Auszubildende, darunter 23 weibliche.