Kurz nach der gescheiterten sechsten Verhandlungsrunde im Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft Verdi und den Vertreterinnen und Vertretern des bayerischen Groß- und Außenhandels vergangene Woche in München, hat Verdi nun erneut die Beschäftigten im Edeka-Zentrallager in Gochsheim zu Streiks aufgerufen.
"Die Arbeitgeber bieten nach wie vor Reallohnverluste an. Das ist für uns nicht hinzunehmen", sagt Paul Lehmann, stellvertretender Bezirksgeschäftsführer von Verdi Oberfranken Ost gegenüber der Redaktion. Seit Monaten verhandeln die Gewerkschaft Verdi und Vertreterinnen und Vertreter der Handelsunternehmen über eine neue Tariferhöhung aller Angestellten im bayerischen Großhandel. Bislang ohne Ergebnis.
Verdi fordert 13 Prozent mehr Lohn für eine Laufzeit von 12 Monaten
So fordert Verdi 13 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Dazu soll die Ausbildungsvergütung um 250 Euro steigen, die Tarifverträge sollen allgemein für alle Angestellten verbindlich sein. Das letzte offizielle Angebot der Arbeitgeber in der Tarifrunde sah laut Gewerkschaft eine Erhöhung in zwei Schritten bei einer längeren Laufzeit von 24 Monaten vor. So sollten die Gehälter und Ausbildungsvergütungen zunächst ab September 2023 um 5,1 Prozent steigen und dann ein weiteres Mal im August 2024 um 2,9 Prozent.

Zusätzlich sicherten die Arbeitgeber die Auszahlung einer Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 1400 Euro für Angestellte und 700 Euro für Azubis zu. Unternehmen, die bereits eine solche Prämie gezahlt haben, sollten diese mit dem Tarifangebot verrechnen können.
Edeka erneut von Streiks betroffen
Was die Auswirkungen der aktuellen Streiks auf das Zentrallager betrifft, gibt sich die Konzernleitung von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen mit Sitz in Rottendorf (Lkr. Würzburg) dieses Mal zuversichtlicher. "Die Beteiligung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Logistikzentrum in Gochsheim an den Streiks ist bereits seit Mitte August im Vergleich zu den Vormonaten deutlich zurückgegangen und auf einem niedrigeren Niveau", erklärt Unternehmenssprecherin Stefanie Schmitt.
Um sich auf weitere Streikaktionen vorzubereiten, habe der Konzern zudem im Vorfeld seine Kapazitäten und Prozesse im Zentrallager gestärkt. Was die Warenversorgung betrifft, befinde man sich in einem Aufholprozess. "Dieser greift schrittweise", so Schmitt, und sei in manchen Märkten schneller sichtbar als in anderen Filialen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir trotz des neuen Streikaufrufs unseren Aufholprozess in der Warenversorgung weiter fortsetzen können", bekräftigt Schmitt.

Laut Verdi sollen die Streiks bis 9. September anhalten. Neben dem Edeka-Zentrallager in Gochsheim befinden sich in Unterfranken zudem aktuell nur noch Beschäftigte bei H&M in Schweinfurt im Streik. Die Gewerkschaft kündigte bereits an, auch in anderen Lebensmittelkonzernen zum Streik aufrufen zu wollen.
In einer früheren Version dieses Artikels war Paul Lehmann als stellvertretender Bezirksgeschäftsführer von Verdi Würzburg/Schweinfurt benannt. Lehmann ist jedoch stellvertretender Bezirksgeschäftsführer von Verdi Oberfranken Ost. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.