Der Streit in der Stadtratssitzung am 23. Juli zwischen dem Architekten Markus Kill vom Büro Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten, das den Entwurfswettbewerb fürs Kulturforum am Martin-Luther-Platz gewann, und dem Stadtrat schlägt weiter Wellen. In der Sitzung hatten fraktionsübergreifend Stadträte kritisiert, dass der gewünschte Saal für 300 Personen mit Bühne und nötigen Nebenräumen nun aus technischen und finanziellen Gründen nicht realisiert werden kann.
Kill hatte sich die gut zweieinhalbstündige Diskussion vor Ort angehört und ergriff am Ende das Wort mit einer emotionalen Rede gegenüber den Stadträten, in der er sich verwahrte, "diskreditiert" zu werden und darauf hinwies, dass sein Büro frühzeitig darauf hingewiesen habe, dass ein 300-Personen-Saal nicht möglich ist und vor allem die Baukosten erheblich verteuern würde. Kill titulierte den Stadtrat als "Schlangengrube", was für großen Unmut unter den Räten sorgte. Schließlich wurde mehrheitlich beschlossen, eine Variante mit einem Saal bis zu 166 Personen und einer Öffnung auf den Vorplatz hin weiter zu verfolgen und dafür bis September eine Kostenberechnung zu erstellen.
SPD bevorzugt den Umbau des Rückert-Baus für einen 300-Personen-Saal
Die SPD-Fraktion, deren Vorschlag abgelehnt wurde, gar keinen Saal im Kulturforum zu bauen und diesen lieber im Rückert-Bau am anderen Ende des Martin-Luther-Platzes zu errichten, nimmt die Sitzung und die Kritik von Kill zum Anlass, einen Fragenkatalog an Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) zu schicken mit der Bitte um Beantwortung in der Ferienausschuss-Sitzung am 8. August.

Kritik übt SPD-Fraktionschef Ralf Hofmann vor allem an Architekt Markus Kill, der im Gespräch mit dieser Zeitung zwei Tage später seine Position bekräftigt hatte. Hofmann spricht von einer "peinlichen und unschönen Auseinandersetzung zwischen Stadtrat und dem Architekten" und erklärt darüber hinaus, er hätte es begrüßt, wenn der OB "an dieser Stelle nicht Verständnis für diese unprofessionelle Entgleisung zum Ausdruck gebracht, sondern sich vor den Stadtrat gestellt hätten." Eine Position, die so nicht nur von den Sozialdemokraten geäußert wird, sondern in Hintergrundgesprächen mit dieser Redaktion auch von einigen CSU-Stadträten geteilt wird.
"Wir hätten es begrüßt, wenn der OB an dieser Stelle nicht Verständnis für diese unprofessionelle Entgleisung zum Ausdruck gebracht, sondern sich vor den Stadtrat gestellt hätten."
Ralf Hofmann, SPD-Fraktionsvorsitzender, über die Kritik des Kulturforums-Architekten Markus Kill am Stadtrat und die Reaktion des Oberbürgermeisters darauf.
Aus Hofmanns Sicht seien die Aussagen Kills gegenüber dem Stadtrat "wohl kalkuliert" und nicht der Emotion geschuldet, da er sie auch gegenüber dieser Zeitung zwei Tage später aufrecht erhielt. Hofmann schreibt in seiner Mitteilung, er interpretiere die Beschlussvorlage der Stadtratssitzung am 23. Juli durch die Verwaltung so, dass sie von einer Realisierbarkeit des großen Veranstaltungssaales ausging. Dass das Architekturbüro bereits die Jury über die Nicht-Realisierbarkeit des Saales informiert habe, ist laut Hofmann den von ihm befragten Jurymitgliedern nicht erinnerlich.

Hofmann möchte nun konkret vom OB wissen, ob die Verwaltungssicht oder die des Architekturbüros stimmt. Außerdem möchte die SPD Auskunft darüber, für welche der neun Leistungsphasen aus der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure das Büro beauftragt wurde. Hofmann bittet auch um eine Bewertung des OB, ob "ein ausreichendes Vertrauensverhältnis für die weitere Zusammenarbeit mit dem Architekten noch als gegeben erachtet werden kann."