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SCHWEINFURT (FAN): Streit um Lohn für Ferienjobs

SCHWEINFURT (FAN)

Streit um Lohn für Ferienjobs

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    Knapp 30 Beschäftigte der Schaeffler-Tochter FAG demonstrierten vor dem Arbeitsgericht in Schweinfurt gegen Lohndumping. Sie kritisieren, dass die Geschäftsleitung neuerdings Ferien-Jobber über eine Leiharbeitsfirma einstellt und so den höheren Metalltarif umgeht. Der Betriebsrat hat dem seine Zustimmung verweigert. Diese will sich der Konzern jetzt vom Arbeitsrichter „ersetzen“ lassen.
    Knapp 30 Beschäftigte der Schaeffler-Tochter FAG demonstrierten vor dem Arbeitsgericht in Schweinfurt gegen Lohndumping. Sie kritisieren, dass die Geschäftsleitung neuerdings Ferien-Jobber über eine Leiharbeitsfirma einstellt und so den höheren Metalltarif umgeht. Der Betriebsrat hat dem seine Zustimmung verweigert. Diese will sich der Konzern jetzt vom Arbeitsrichter „ersetzen“ lassen. Foto: FOTO WALTRAUD FUCHS-MAUDER

    Wegen Renovierung geschlossen war der Sitzungssaal des Arbeitsgerichts in der ehemaligen Wirsing-Villa. Die Parteien mussten in den muffigen Keller hinab steigen, wo sie – in reichlich düsterer Atmosphäre – der Arbeitsrichter zum „Gütetermin“ erwartete. Das schummrige Ambiente war es sicher nicht, dass sich die Betriebsleitung der Schaeffler KG und der Betriebsrat ihrer Schweinfurter FAG-Abteilung nicht einigen konnten.

    Gegeben wurde der erste Akt in dem angekündigten Streit um die neue Art Entlohnung der von Ferienarbeitern in den Schaeffler-Betrieben. Wie berichtet, zahlt Schaeffler erstmals deutlich unterhalb des Metalltarifes – statt bisher 12,21 in Schweinfurt nur noch 9,50 Euro. Weil der Betriebsrat seine Zustimmung verweigert hatte, stellte der Konzern die benötigten Kräfte auf einem Umweg ein: über eine Leiharbeitsfirma. Der Metalltarif wird so umgangen. Doch gleichzeitig klagt das Unternehmen gegen den eigenen Betriebsrat, um sich die verweigerte Zustimmung zu diesem Vorgehen durch ein erhofftes positives Urteil des Arbeitsgerichtes „ersetzen“ zu lassen.

    Draußen waren kurz vor dem Gütetermin knapp 30 Beschäftigte und Betriebsräte zusammen gekommen, um mit ihrer Anwesenheit und einem Transparent gegen das „Lohndumping“ der Geschäftsführung auf diesem kalten Weg zu protestieren. Drinnen brauchten Schaeffler-Personalreferent Peter Birner, Betriebsratsvorsitzender Norbert Lenhard und ihre Anwälte kaum zehn Minuten, um sich darauf zu einigen, dass sie sich gütlich nicht einigen können.

    Betriebsrats-Anwalt Michael Amberg warf dem Unternehmen vor, es habe die Beschäftigung der Ferienarbeiter über eine Leiharbeitsfirma bewusst so eingefädelt, um Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats zu umgehen. Lenhard ergänzte, schon im April/Mai habe der Betriebsrat angeboten, auch über eine neue Lohn- und Gehalts-Struktur für Werkstudenten zu reden – ohne Erfolg.

    Der Schaeffler-Anwalt wies den Vorwurf zurück. Unter anderem begründet die Geschäftsleitung ihren Weg über den Verleiher mit erhöhtem Bedarf und höherem Krankenstand. „Das wird bisher nur behauptet und keineswegs nachvollziehbar beziffert“, moniert Lenhard. Der überwiegende Bedarf der Ferienarbeiter als Aushilfen für die urlaubenden Kollegen sei jedenfalls keine Überraschung, spottete einer. „Die werden jedes Jahr gebraucht, und wie viele es sein müssen, kann man sich vorher ausrechnen.“

    Doch den eigentlichen Grund für die Tarif-Flucht hatte Personal-Chef Klaus Widmaier vor sechs Wochen offen in einer Pressemitteilung genannt: 9,50 Euro seien „marktüblich“ und „fair“, obgleich die Metall-Konkurrenz erheblich mehr zahlt – nach Tarif. Nutzen wird der Prozess den Ferienjobbern zumindest in diesem Jahr nicht mehr. Als Beschluss-Termin verkündete der Vorsitzende den 31. Oktober. Da ist die Aushilfs-Saison längst vorbei.

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