Die Planungen für das Kulturforum am Martin-Luther-Platz sind in die Kritik geraten. Der Stadtrat beschloss mehrheitlich, die Planungen für einen Saal mit bis zu 300 Personen im Keller fallen zu lassen. Stattdessen wird eine Variante geprüft, die einen ebenerdigen Saal mit mindestens 166 Plätzen vorsieht und der Möglichkeit, durch Öffnung der Glasfront des Forums auf den Vorplatz mehr Raum zu schaffen.
Ob diese Variante innerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens von 13 Millionen Euro brutto für das gesamte Kulturforum, das neben dem Neubau auch die Sanierung der Alten Reichsvogtei als neues Stadtmuseum, des Stadtschreiberhauses für die Verwaltung und des Alten Gymnasiums als Aktionshaus für die Bevölkerung vorsieht, realisierbar ist, ist offen. Die Räte fordern für den Herbst eine genauere Kostenberechnung, um einschätzen zu können, ob überhaupt ein Saalbau möglich ist.
Kölner Architekt fühlte sich von Stadtrats-Kritik "diskreditiert"
In der Stadtratssitzung gab es Streit zwischen dem Architekten Markus Kill und den Räten. Kills Büro Heinle, Wischer und Partner aus Köln hat den Auslobungswettbewerb gewonnen, sein Entwurf ist Grundlage der Planung. Kill war sachlich aber deutlich fraktionsübergreifend dafür kritisiert worden, dass der vom Stadtrat als wichtig angesehene 300-Personen-Saal nun doch nicht möglich ist.

Er hätte im Untergeschoss gebaut werden sollen, war vier Millionen Euro teurer als der Kostenrahmen und überdies aufgrund der Grundstücksgröße nur maximal 266 Personen groß. Außerdem verwies Kill auf weitere Kostenrisiken aufgrund der Bodendenkmalpflege und Gründung. Er brachte die Variante mit 166 Personen im Erdgeschoss ins Spiel, die nun geprüft wird.
Der Streit mit dem Gremium eskalierte, als Kill den Räten vorwarf, sie würden sein Büro "diskreditieren", der Stadtrat sei "eine Schlangengrube". Sein Büro, so der Architekt, habe von Anfang an darauf hingewiesen, dass ein 300-Personen-Saal schwierig zu realisieren und der Kostenrahmen nicht zu halten sei: "Wir sind von der Jury für den besten Entwurf ausgezeichnet worden und haben alles richtig gemacht".
Notwendigkeit des 300-Personen-Saales eine Frage der Perspektive
Unabhängig von der Tatsache, dass die Stadträte über alle Parteien hinweg auf Kills Ausbruch verärgert reagierten und die SPD einen Antrag stellte, den Wettbewerb komplett neu zu starten, stellt sich die Frage, warum die Situation rund um das Kulturforum zumindest gefühlt verfahren ist.

Im Grunde geht es um die Frage der Perspektive. Für den Stadtrat ist der 300-Personen-Saal ein essenzieller Bestandteil der Gesamtplanungen. Das wurde unter anderem in der letzten Sitzung vor der Auslobung des Wettbewerbs im Frühsommer 2018 deutlich und erklärt auch das Unverständnis der Räte über die Planänderung. Für die Verwaltung und im Prozess auch für die Jury war der 300-Personen-Saal aber eine Variante, die schön wäre zu erreichen. Keinesfalls aber ein Ausschlusskriterium, wenn sich herausstellt, dass der Saal doch nicht möglich ist.

Baureferent Ralf Brettin, der Jury-Mitglied war, erklärt auf Anfrage, er habe den Saal immer als "anzustrebendes Ergebnis" gesehen, mit der Option, dass er in der gewünschten Größe nicht möglich ist. Die Grundstücksgröße sei begrenzt und müsse widerstreitenden Interessen gerecht werden: Museum, Forum, Veranstaltungssaal und Verwaltung.
Architekturbüros schauen mit Argusaugen auf die Diskussion
Für den nicht offenen Gestaltungswettbewerb waren 30 Architekturbüros aus Deutschland eingeladen. Nach Informationen dieser Redaktion wird die derzeitige Diskussion über die Planänderung von den Büros genau verfolgt. In einem vertraulichen Gespräch mit einem Büro-Inhaber fordert dieser eine neue Ausschreibung. Vor allem die elfköpfige Jury, geleitet von Professor Franz Pesch aus Stuttgart, wird kritisiert, einen Sieger gekürt zu haben, bei dessen Entwurf hätte klar sein müssen, dass der Saal im Keller Schwierigkeiten erzeugen würde. Stimmberechtigte Mitglieder der Jury von Seiten des Stadtrates waren Ralf Hofmann (SPD) und Theresa Schefbeck (CSU), außerdem Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU).

Die Unterlagen der Auslobung liegen der Redaktion vor. Die Vorgaben sind klar formuliert, entsprechen den Forderungen des Stadtrats. Es solle ein "attraktiver, offener und niederschwelliger Treffpunkt" sein, als "belebendes Element der Innenstadt mit hoher Aufenthaltsqualität", heißt es.
"Für den Zusammenschluss der Denkmäler mit einem Neubau soll eine neue, flexible Nutzungseinheit mit hoher Gestaltqualität entwickelt werden."
Text der Auslobung für den Gestaltungswettbewerb für das Kulturforum am Martin-Luther-Platz.
Das Ziel des Wettbewerbs, für den 89 250 Euro brutto Preisgeld für die ersten drei Preise und zwei Anerkennungen zur Verfügung standen, war: "Für den Zusammenschluss der Denkmäler mit einem Neubau soll eine neue, flexible Nutzungseinheit mit hoher Gestaltqualität entwickelt werden." Der Kostenrahmen ist mit 13 Millionen Euro brutto klar benannt, die Fläche mit insgesamt 1900 Quadratmetern vorgegeben. Die von der Verwaltung vorgegebene Bausumme ist, wenn man Fläche und Baukostenindex in Relation setzt, nach Meinung von Fachleuten seriös berechnet.
Veranstaltungssaal mit bis zu 300 Personen und Nebenräume
Ebenso deutlich ist die Formulierung zum Veranstaltungssaal, den man im Forum mit einer Größe von 350 Quadratmetern angesiedelt hat. Dieser solle laut Auslobung "mit hoher Flexibilität für Gruppen bis zu 300 Personen mit unterschiedlichsten Nutzungen bespielt werden können". Ebenso klar definiert in der Auslobung, sogar mit Quadratmetern-Zahlen, sind die nötigen Nebenräume wie Garderoben, Catering, etc.
Interessant ist die Begründung, warum der Entwurf von Heinle, Wischer und Partner einstimmig zum Sieger gekürt wurde. Da heißt es unter anderem: "Der Nachteil durch die Lage des Veranstaltungssaals im Untergeschoss wird durch ein großzügiges Foyer mit Durchblick von und zum Erdgeschoss ausgeglichen." Und als Resümee: "Mit einem kompakten und gut organisierten Entwurf haben die Verfasser es souverän geschafft, die gestellte, anspruchsvolle Aufgabe mit einfachen Mitteln zu lösen und mit einem klaren architektonischen Ausdruck zu versehen."