Der erste schwere Herbststurm der Saison fegte am Donnerstag über das Land. Kurz nach 8 Uhr hatte der Deutsche Wetterdienst die Unwetter-Warnstufe auch für die Region zwischen Steigerwald und Mainschleife erhöht: Gewarnt wurde selbst im Flachland vor orkanartigen Böen mit Geschwindigkeiten bis zu 115 Stundenkilometern. Dies entspricht Windstärke 11.
Im südlichen Landkreis Schweinfurt gab es infolge des Sturmtiefs "Hendrik" etwa ab 6 Uhr morgens den ganzen Vormittag über Feuerwehreinsätze. Meist handelte es sich um die Beseitigung von umgestürzten Bäumen, größeren Ästen oder von auf die Straße gewehten Gegenständen.
Seit dem frühen Morgen waren die Gerätehäuser von größeren Feuerwehren mit Bereitschaftspersonal besetzt. Bürgerinnen und Bürger konnten sich bei kleineren Problemen direkt an die örtliche Feuerwehr wenden, um die Telefonleitungen bei der Integrierten Leitstelle (ILS) Schweinfurt, die alle Hände voll zu tun hatte, zu entlasten.
Die ILS habe am Donnerstag in der Zeit zwischen 5 und 16 Uhr insgesamt 73 Feuerwehreinsätze gesteuert, sagte Klaus Wörner, der stellvertretende Leiter der Leitstelle, auf Anfrage der Main-Post. Bei rund 90 Prozent der Einsätze habe es sich um umgestürzte Bäume oder ähnlichem gehandelt. Ab 5 Uhr sei das Personal in der ILS bereits durch die Rufbereitschaft verstärkt worden, um 8 Uhr habe man dann nochmals Personal aufgestockt.
Der Schwerpunkt der Einsätze habe in den Landkreisen Schweinfurt und Haßberge gelegen, so Wörner. Neben dem Raum Gerolzhofen seien insbesondere die Gemeinden entlang des Mains im Landkreis Haßberge und die Gemeinden im oberen Haßgau betroffen gewesen, wo es rund 40 Einsätze gab. Im Steigerwald hingegen gab es kaum Einsätze. Dies lässt sich durch die Zugrichtung des Sturmtiefs erklären, das aus Südwest kommend in Richtung Nordost zog.

Am Donnerstagmorgen gegen 6.30 Uhr wurden die Wehren aus Michelau und Gerolzhofen alarmiert, weil zwischen Geusfeld und Michelau ein Baum auf der Straße lag. Kurz danach wurde die Gerolzhöfer Wehr in der Stadt zur Mittelschule am Lülsfelder Weg geschickt, wo ein starker Ast sich von einem Baum gelöst hatte. Gegen 10 Uhr gab es weitere Sirenen-Alarme, unter anderem für die Wehren aus Zeilitzheim, Herlheim und Brünnstadt. Auch die Gerolzhöfer Floriansjünger waren weiterhin im Einsatz, unter anderem in der Josefine-Schmitt-Straße, wo das Dach eines Gartenschuppens wegzufliegen drohte.
- Hier gibt es eine Übersicht über die jüngsten Feuerwehreinsätze
Am Donnerstagabend musste die Gerolzhöfer Feuerwehr mit ihrer Drehleiter in die Steingrabenstraße ausrücken. Dort hatten sich mehrere Ziegel eines Hauses gelöst und drohten herunterzufallen. Weil sich die Hauseigentümerin nicht selbst um die Sicherung kümmern konnte, wurde von der verständigten Polizei die Freiwillige Feuerwehr Gerolzhofens zu Hilfe gerufen.
Besonders eklatant ist der Schaden an der Kreuzung Dreimühlenstraße/Nördliche Allee in Gerolzhofen. Eine schwere Sturmböe zerstörte eine der Platanen vor der evangelischen Erlöserkirche. Der komplette obere Bereich des Baums wurde abgerissen und stürzte auf die Verkehrsampel am Fußgängerüberweg, die schwer beschädigt wurde. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, weil sich das Ganze erst ereignete, als die Schülerinnen und Schüler, die sonst den Übergang stark frequentieren, bereits in der Schule waren.
Baum ist nicht mehr zu retten
Vom Baum, der nach Schätzung des Stadtgärtners André Ditterich über 50 Jahre alt sein dürfte, blieb nur noch ein Torso stehen. Der Stumpf sei nicht mehr zu retten, sagte der Stadtgärtner. Er muss entfernt werden. Das abgerissene Oberteil der Platane wurde vom Team von Stadtgärtnerei und Bauhof zersägt und dann von der Fahrbahn geholt. Weitere Sicherungsarbeiten waren auch in den Alleen der Stadt nötig.
Als Ersatz für die zerstörte Ampel wurde vom Kreisbauhof noch am Donnerstag ein Provisorium gestellt. Die Behelfsanlage soll an diesem Freitag angeschlossen werden, teilt der Gerolzhöfer Bauhofleiter Michael Finster mit. Bis dahin habe man die Polizei gebeten, den Übergang vor Schulbeginn und am Unterrichtsende mit Beamten zu sichern.
Schäden an der Kreuzigungsgruppe
Der stürmische Wind hat in Schallfeld die Kreuzigungsgruppe vor der Kirche beschädigt. Ein Trampolin, das neben der Sakristei stand, flog rund 30 Meter durch die Luft und prallte gegen die Figur der Muttergottes, die unter dem Kreuz als Assistenzfigur stand. Wie hoch der entstandene Schaden an dem Kunstwerk ist, ist noch unklar. Gemeindearbeiter Ernst Schneider und Lothar Riedel sicherten die zerstörte Figur. Nun muss geklärt werden, ob eine Restaurierung möglich ist.

Die Kreuzigungsgruppe aus Muschelkalk war vor gut 40 Jahren vom Bildhauer Hans Dresch aus Stadtschwarzach im Auftrag der politischen Gemeinde gefertigt worden. 1980 erfolgte die Segnung. Neben der beschädigten Skulptur gab es in Schallfeld weitere kleinere Schäden, wie ein umgeknickter Fahnenmast.
In liegenden Baum gefahren
90 Minuten war die Straße von Volkach in Richtung Eichfeld am frühen Donnerstagmorgen komplett gesperrt. Der Grund: umgestürzte Bäume. Zwei Bäume lagen quer über die Straße, ein Autofahrer übersah im Dunkeln die Baumkrone und fuhr hinein. "Gott sei Dank nur Blechschaden", teilt die Volkacher Feuerwehr mit.
Während des Einsatzes fiel den Feuerwehrleuten ein weiterer großer Baum auf, der durch den Sturm abgeknickt wurde, sich in der Krone eines anderen Baumes verkeilt hatte und umzustürzen drohte. Beide Bäume mussten mit Hilfe einer Seilwinde gefällt werden.
(Redaktionelle Mitarbeit: Lothar Riedel und Johannes Vogt)