Der Blick auf die Spitze der Hierarchie zeigt die halbe Wahrheit. Zwei der vier Abteilungsleiter, die auf der Ebene direkt unter dem Landrat stehen, sind Frauen. Doch schon direkt darunter – bei den Sachgebietsleitern – ist keine einzige Frau zu finden, obwohl der Frauenanteil bei den über 400 Beschäftigten des Landratsamtes bei 56 Prozent liegt.
Es gibt also noch viel zu tun für Ute Suckfüll, die die Gleichstellungs- und Familienbeauftragte des Landratsamtes ist. Sie wünscht sich, dass mehr Frauen in Führungspositionen gelangen, was allerdings voraussetzt, dass sich hierfür
Frauen bewerben, was keineswegs immer der Fall sei.
Zur Gleichbehandlung der Geschlechter hat sich der Kreis längst verpflichtet. Frauen in Führungspositionen seien anerkannt und im Amt auch allenthalben erwünscht, so Suckfüll, die auf die Ebene unter den Sachgebietsleitern verweist. Zwölf der 32 Arbeitsbereichsleiter sind weiblich.
Das alle Abteilungen betreffende Thema der Gleichstellung ist per Stabsstelle direkt dem Landrat zugeordnet. Suckfüll kann bei allen Fragen rund um die Gleichbehandlung von Mann und Frau von den Beschäftigten angesprochen werden. Sie schreibt mit der Personalabteilung das Gleichstellungskonzept des Kreises fort, ist Anlaufstelle bei gleichstellungsrelevanten Anfragen aus der Bevölkerung, hat den Auftrag, die Gleichstellung im Landkreis zu fördern, arbeitet mit den unterschiedlichsten Beratungsstellen zusammen und ist so Teil eines Netzwerkes, das auch über die Landkreisgrenzen hinaus wirkt.
Freie Wirtschaft hinkt hinterher
Gepflegt wird außerdem der Kontakt zu und die Zusammenarbeit mit Frauengruppen, mit Firmen und den Gemeinden. Zentrales Thema ist die Chancengleichheit im Beruf.
Suckfüll übernahm 1999 die Position der Gleichstellungsbeauftragten und 2002 (als neu geschaffene Stelle) die der Familienbeauftragten. Die Arbeitsfelder beider Bereiche überschneiden sich vielfach. Und vieles, das im Landratsamt längst verwirklicht ist, lässt in der freien Wirtschaft noch auf sich warten – etwa die Ausweitung flexibler Arbeitszeiten.
Bei der Kreisverwaltung ist die Gleichstellungsstelle vorgeschrieben, bei den Gemeinden nicht, doch 21 der 29 Kreisgemeinden haben eine Gleichstellungsbeauftragte – Mitarbeiterinnen oder auch ehrenamtliche Gemeinderätinnen. Bei den von Suckfüll organisierten Treffen geht es um den Austausch von Erfahrungen und die Fortbildung zu Themen wie Frauen und Gesundheit, Gewalt gegen Frauen, Beruf und Familie, um den Wiedereinstieg in den Beruf oder etwa auch um die Altersarmut, die die Frauen in einem weit größeren Maß als die Männer trifft.
Im Haus führen Fragen zur Fortbildung, Teilzeitarbeit, Wohnzimmerarbeit, Telearbeit, manchmal auch Konflikte mit Kollegen in das Zimmer 371 von Ute Suckfüll, die die flexiblen Arbeitszeiten im Amt lobt und bei den Auswahlverfahren im Personalbereich beteiligt wird.
Zum zweiten Wirkungsbereich der Stabsstelle gehört die Außenwirkung mit den Kontakten zu möglichst allen Akteuren im beruflichen und gesellschaftlichen Leben. Einer der aktuellen Schwerpunkte lässt sich mit „Frauen in der Kommunalpolitik“ benennen.
Unterstützung für Unternehmen
Der Landkreis hat mit der Agentur für Arbeit die Initiative „Familienfreundliche Personalpolitik“ gegründet. Als Familienbeauftragte betreut Suckfüll das Projekt, sie unterstützt Unternehmen, zeigt Formen der Kinderbetreuung auf, kooperiert mit Beratungsstellen.
Die familienfreundliche Arbeitswelt ist für die Gleichstellungsbeauftragte auch ein Beitrag zur Fachkräftegewinnung und zur Standortsicherung – und der wirtschaftliche nur ein Aspekt für einen lebenswerten Landkreis.
Das mitbetreute Lotsenportal „Leben im Schweinfurter Land“ erleichtert und hilft bei der Suche nach Wohn- und Arbeitsraum in der Region, „denn wir wollen Familien gewinnen und halten“, sagt Suckfüll. Auch gibt es den Lotsendienst für Neubürger, der weiterentwickelt wird an dem sich aktuell 22 Gemeinden beteiligen.