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Symbol für abrupt beendetes Leben

Stadt Schweinfurt

Symbol für abrupt beendetes Leben

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    Treffpunkt Aussegnungshalle. Auf dem kurzen Weg hinüber in den jüdischen Teil (Abteilung 10) des 1874 eröffneten Friedhofs informiert Böhrer, dass in Schweinfurt zwischen 1554 und 1817 gar keine Juden gewohnt haben.

    Einer königlichen Genehmigung bedurfte es, dass 1817 Vater und Sohn Kleemann zuziehen durften. 1831 folgt mit Familie Elson aus Niederwerrn eine zweite. Das Juden-Edikt (Matrikel-Paragraph von 1813), der den Zuzug jüdischer Bürger verbot oder nur bis zu einer bestimmten Anzahl zuließ, wurde erst 1861 aufgehoben.

    Der Judenfriedhof umfasst rund 225 Grabsteine, 25 davon in der Kinderabteilung. Emil Heimann (geboren 1842, gestorben am 1. Mai 1915) war 33 Jahre lang Vorsitzender der Schweinfurter jüdischen Gemeinde. Weil laut jüdischem Religionsgesetz ein "Grab für die Ewigkeit ist", der jüdische Friedhofsteil sich aber nicht im Eigentum der israelitischen Kultusgemeinde befand, erwarb Heimann und später die Kultusgemeinde selbst außerhalb je ein Stück Acker als Friedhof und Standort für eine Leichenhalle.

    Böhrer zeigt eine Abbildung der 1959 abgerissenen Leichenhalle aus dem Buch "Dokumente jüdischen Lebens" (wieder im Stadtarchiv erhältlich). Sie stand am heutigen Platz der Alwine-Schäfer-Kinderkrippe.

    Hugo und Edith Holzapfel haben ihr Überleben dem Fabrikanten Georg Schäfer zu verdanken, sagt Böhrer. Ihre Recherchen haben ergeben, dass der Jude Holzapfel Leiter einer FAG-Niederlassung in Berlin war und mit Hilfe Schäfers in eine ausländische Niederlassung versetzt wurde. Nach dem Krieg kehrte das jüdische Ehepaar zurück nach Schweinfurt, Hugo Holzapfel starb allerdings 1949, seine Frau Edith am 2. Juli 1990.

    Ludwig Silberstein (3. August 1882 bis 22. September 1937) war der Vater von Margarita Calvary (einst Gretel Silberstein), die aus ihrer spanischen Ersatzheimat erst kürzlich Schweinfurt besuchte und plant, nach Schweinfurt überzusiedeln.

    Der Leichnam ihrer Mutter Selma Silberstein (1.3.1893 bis 20. September 1962) ist zwar auf dem Grabstein in Schweinfurt genannt, liegt aber in Buenos Aires. Die Schuhfabrik Silberstein & Neumann befand sich einst am Obertor, war 1875 gegründet worden. Die Firma hatte die Telefon-Nummer 1, "noch vor Fichtel & Sachs, was in gewisser Weise die Bedeutung des Unternehmens ausdrückte", sagt Böhrer. Das Grab der Silbersteins pflegte über den Krieg die ehemalige Sekretärin von Ludwig Silberstein, Dora Volk. Später arbeitete sie als Chefsekretärin bei der Firma FAG Kugelfischer.

    Der Stein auf dem gemeinsamen Grab von Moritz Silberstein (1854 bis 1879) und Paul Otto Silberstein (1876 bis 1879) ist abgebrochen dargestellt.

    Das sei Symbol für ein "abrupt beendetes Leben". Vater und Sohn erlagen an schwerer Krankheit, beide, besagt die Inschrift, "sind nach dem Ratsschluss des Allweisen den Ihrigen" im gleichen Monat und Jahr genommen worden.

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