Auf den Tischen dampfen Königsberger Klopse und Gemüsereis. Eingedeckt haben die Kinder. Auch ein Blumengesteck, ein Teelicht und Servietten stehen auf dem Tisch. Es ist Mittagszeit im Wernecker Kindergarten Marienau. Bevor es mit Messer und Gabel in den vier Gruppen ans Essen geht, wird noch gemeinsam ein Tischgebet gesprochen. Das haben die Kinder so gewünscht.
In der Kita Marienau soll die tägliche Mittags-Verpflegung nicht nur den Hunger der Kinder stillen. Die Einrichtung nimmt gleichzeitig auch an dem „Coachingprojekt Kitaverpflegung“ des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten teil. Es unterstützt Kitas fachlich bei der Gestaltung eines Verpflegungsangebotes. Ziel ist es, eine gesundheitsförderliche und nachhaltige Ernährung dauerhaft in den Einrichtungen zu verankern und das Ernährungsverhalten der Kinder positiv zu prägen, erklärt Gwendolin Wagner.
Laut Ernährungsstudien essen Kinder zu fleischlastig und zu viele Süßigkeiten, weiß die Expertin vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Würzburg, wo sie die Ansprechpartnerin für den Bereich Kindergartenverpflegung in Unterfranken ist. Zu dieser Fehlernährung komme noch Bewegungsmangel hinzu.
Seit Anfang des Jahres begleitet Wagner die Wernecker Kita. Das „Coaching“ begann mit der Analyse des vorhandenen Verpflegungsangebotes. Als Nächstes erfolgten die Optimierung des Speiseplans und die Festlegung von Zielen. Einbezogen wurden hier neben dem Kindergartenteam und den Essenslieferanten auch die Eltern und Kinder mit ihren Wünschen. Außerdem gibt es eine Nachbetreuung zu dem Projekt, für das sich jede Kita bewerben kann. Pro Jahr können fünf Einrichtungen an dem Coaching teilnehmen.
Treibende Kraft bei der Bewerbung der Wernecker Kita war Tobias Wegscheid vom Hotel Krone Post in Werneck, der seit fünf Jahren der Essenslieferant der Kita ist. Er erstellte nun einen Zwölf-Wochen-Speiseplan, der 60 verschiedene Essenszusammenstellungen umfasst. Den Rahmen für die Speiseplanung gab der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erstellte „Qualitätsstandard für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder“ vor.
Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören demnach täglich Gemüse und Salat, ebenso Getreideprodukte oder Kartoffeln. Maximal achtmal soll in einem 20-Tage-Plan dagegen Fleisch oder Wurst vorkommen, mindesten viermal Seefisch, mindestens achtmal Obst und ebenso oft Milchprodukte. Wichtig sei es, Kinder an verschiedenste Speisen und gesundes Essen heranzuführen und dabei die Wertigkeit von Hausgemachtem kennen und schätzen zu lernen, sagt Wegscheid. Auch Wunschgerichte der Kinder werden „manchmal erfüllt“, merkt Kitaleiterin Gabi Brand an.
Da Wegscheid insgesamt 15 Einrichtungen mit täglich rund 300 Essen beliefert, profitieren so auch andere Einrichtungen von dem Coachingprojekt. Entsprechend dem Motto „Gut, gesund und gerne satt“ zielt das Projekt auch auf eine Verbesserung der Atmosphäre beim Essen ab. Auch Ruhe und Zeit fürs Essen gehören dazu, sagt Gabi Brand.
Verteuert hat das Coachingprojekt die Verpflegung nicht, erfuhr Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl auf Nachfrage. Schließlich mache gesundes Essen nur Sinn, wenn es bezahlbar bleibe und die Eltern es sich leisten könnten, sagt Wegscheid.