Der volle Saal im Klosterbräu Ebrach bei der Tagung "Wald.Wasser.Klima" zeigt, wie sehr diese Themen Vertretende von Forst, Landwirtschaft, Naturschutz sowie Bürgerinnen und Bürger beschäftigen. Fachleute aus ganz Deutschland stellten im Rahmen der Tagungsreihe "Naturerbe Buchenwälder" des Bund Naturschutz (BN) am vergangenen Wochenende aktuelle Forschungsergebnisse vor. Das teilt der Veranstalter in einem Schreiben mit, dem folgende Informationen entnommen worden sind.
Wälder galten bislang als die einzigen natürlichen Kohlenstoffsenken in Deutschland. Inzwischen sind sie laut Bundeswaldinventur jedoch zur Kohlenstoffquelle geworden. Eine zentrale Ursache ist die Klimakrise. Ralf Straußberger, Waldreferent des Bund Naturschutz, weist darauf hin, dass Wälder nicht weiter gerodet und durch Straßen zerschnitten werden dürfen. Zudem sollten Mischwälder rechtzeitig umgebaut werden, damit sie nicht kahlgeschlagen werden müssen.
"Naturnahe Mischwälder sollten alt werden dürfen und nicht so stark aufgelichtet werden, damit sie wieder eine Kohlenstoffsenke werden", so Straußberger weiter, "insgesamt braucht es Waldverjüngung auf großen Flächen und dafür mehr Unterstützung durch die Jagd. Das dichte Netz aus Forststraßen, Rückegassen und Gräben muss auf den Prüfstand, weil es den Wasserhaushalt stört, die Böden verdichtet und die Wälder entwässert."
Klügere Landnutzung als Instrument zur Verbesserung
Der Agrarwissenschaftler und Bodenkundler Prof. i.R. Karl Auerswald zeigte auf, wie stark die aktuelle Landnutzung die Auswirkungen des Treibhausgas-getriebenen Klimawandels verschlimmert: durch die fehlende Verdunstung benachbarter versiegelter Flächen, durch große Felder ohne grünen Bewuchs oder durch Waldlücken werde den Wäldern das Wasser regelrecht abgesaugt. Auch Forststraßen, Gräben und Drainagen leiteten Wasser rasch aus dem Wald – was im Tal zu Hochwasser führen könne.
Dr. Martin Flade, Landschaftsplaner und Leiter des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin, riet dazu, Waldtypen zu fördern, die sich günstig auf den Landschaftswasserhaushalt und das Lokalklima auswirken - anstatt Baumarten mit möglichst hohen Zuwächsen in einem trockeneren, wärmeren Klima zu suchen. Neue Forschungsergebnisse zeigten, dass Buchen wesentlich stärker zur Grundwasserneubildung beitragen als andere Baumarten. Alte Buchenwälder mit geschlossenem Kronendach hätten, so Flade, durch ihr feuchtes Waldinnenklima eine riesige Kühlwirkung, sie sind im Sommer bis zu 12 Grad kühler als Kiefernwälder. Aus der Nutzung genommen, wie in Kernzonen von Nationalparken und Biosphärenreservaten, sind Buchenwälder in den ersten 40 bis 50 Jahren große Kohlendioxidsenken und speicherten vermehrt Kohlenstoff in Holz, Totholz und Boden, erklärte der Landschaftsplaner.
Buchen sind im Klimawandel extrem anpassungsfähig
Prof. Erwin Hussendörfer von der Forstlichen Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erläuterte, warum die Buche vergleichsweise gute Voraussetzungen hat, sich an Trockenstress anzupassen: sie habe eine genetische Vielfalt und könne durch An- und Ausschalten von Genen (Epigenetik) reagieren. Dabei gelte: alte Wälder hätten mehr Erfahrung, die sie an ihre Nachkommen weitergeben. Positiv wirke laut ihm der Erhalt alter, geschlossener Wälder mit hohem Holz- und Totholzvorrat, intakten Böden und vielen Mykorrhiza-Pilzarten, die die Bäume mit Wasser und Nährstoffen unterstützten. In den Urwäldern der Karpaten zeigten Buchen keine Schäden wie in unseren Wirtschaftswäldern.
Dr. Torsten Welle von der Naturwald-Akademie Lübeck sprach über die Auswirkungen des Wald-Managements auf dessen Gesundheit. Holzentnahme verhindere laut ihm das Altwerden der Wälder und ist immer eine Störung des Ökosystems und habe negative Auswirkungen auf Artenvielfalt, Böden oder Waldinnenklima. Die Holznutzung sollte deshalb möglichst naturnah und schonend erfolgen, sagte Welle.
Naturnahe Maßnahmen zum Wasserrückhalt im Wald umsetzen
Prof. Markus Disse von der TU München berichtete über Forschungen im Steigerwald und Methoden zum Wasserrückhalt. Große Versickerungsmulden sind im Modellversuch wirksam an Stellen mit hohem Wasserabfluss.
Für Orte mit geringem Oberflächenabfluss eigenen sich unter anderem horizontal liegende Stämme, erklärt Disse. Hier sind unbewirtschaftete Wälder mit hohem Totholzanteil für eine flächige Versickerung noch effektiver.
Für Rückfragen: Ulla Reck, Bund Naturschutz und Freundeskreis Nationalpark Steigerwald, Tel.: (0176) 20038523