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SCHWEINFURT: Tanzen für Senioren: Rumba mit dem Rollator

SCHWEINFURT

Tanzen für Senioren: Rumba mit dem Rollator

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    Und jetzt die Arme: Nicht nur mit den Füßen wird getanzt.
    Und jetzt die Arme: Nicht nur mit den Füßen wird getanzt.

    Aus den Boxen schmettert „Heinzelmännchens Wachtparade“, jetzt kommt der Stimmungstanz schlechthin – die Polonaise. Die Tänzer schlängeln sich durch den Raum, die hinteren treffen wieder auf die vorderen. Soweit bekannt, aber trotzdem ist diese Polonaise ganz anders.

    Die Hände der Tänzer ruhen nicht auf den Schultern des Vordermanns, sondern auf den Griffen eines Rollators. Die Teilnehmer dieses Seminars sind Tanzlehrer, die künftig für Senioren Kurse im Rollatortanz anbieten wollen.

    Das Körpergefühl wird geschult

    Rollatortanz? Klingt erst mal seltsam, widersprüchlich, vielleicht sogar ein wenig albern. Ist es aber nicht – auch wenn der Spaß und das Gruppenerlebnis im Vordergrund stehen. Beim Rollatortanz können Senioren, die auf einen Gehwagen angewiesen sind, oder sich ohne nicht mehr aufs Parkett trauen, den Tanzboden zurückerobern. Ganz nebenbei wird das Körpergefühl geschult. Stichwort: Sturzprophylaxe. Denn nur langsam heilende Knochenbrüche können für alte Menschen ein großes Problem sein.

    „Senioren sind einfach ein bisschen anders, man muss sie lieben.“

    Sylvia Scheerer, Tanzlehrerin

    Dass das Ganze mehr ist, als ein bisschen mit dem Rollator im Kreis zu fahren, zeigt die Tanzlehrerin und Seminarleiterin Sylvia Scheerer. Drehungen mit dem Rollator, sternförmige Formationen, immer im Takt der Musik. Die Choreografien sind an Standard- und Lateintänze angelehnt. Walzer, Foxtrott, Tango, Rumba – die Klassiker stehen alle auf dem Programm. Besonders geliebt: der Walzer.

    Das klassische Tanzen mit einem Partner ist mit dem Rollator natürlich nicht möglich. Aber es ist sehr wohl vorgesehen, „partnerbezogen“ zu tanzen. Da wird sich gegenseitig umrundet, abgeklatscht, paarweise marschiert. Sylvia Scheerer zählt die Takte vor, gibt die Einsätze.

    Älteste Rollatortänzerin ist 104 Jahre alt

    Scheerer bildet nicht nur Tanzlehrer aus, sie unterrichtet auch seit vielen Jahren selbst Senioren-Tanzgruppen. Manchmal gibt es sogar Aufführungen, dann wird vorher etwas ehrgeiziger trainiert.

    Die älteste Rollatortänzerin in Scheerers Kompanie ist 104 Jahre alt. Und: Selbst für Demenzkranke ist der Rollatortanz geeignet, denn der Bezug zur Musik bleibt häufig erhalten.

    Wie man mit alten Menschen richtig umgeht ist auch Teil des Seminars, schließlich nehmen hier Tanzlehrer teil und keine Pflegekräfte. „Senioren sind einfach ein bisschen anders, man muss sie lieben“, sagt Scheerer. Laut sprechen, Wiederholungen einbauen, keinen Druck aufbauen, das ist wichtig. „Man muss gut ausloten können zwischen Pipifax und Überforderung.“

    Rücksicht auf die Bedürfnisse der Senioren

    Schwindel ist ein Thema, also nur nicht zu viele Drehungen. Es kommt nicht darauf an, binnen kürzester Zeit möglichst viele Schritte zu lernen. Und vor allem: „Man muss sie ernst nehmen.“

    Laut dem Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband (ADTV) nutzen etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland einen Rollator. Die Zielgruppe für den Gehwagentanz ist also groß. Das Seminar in der Tanzschule Pelzer in Schweinfurt ist eines der wenigen, die bislang in Süddeutschland stattgefunden haben. Bianca Pelzer, Chefin der Tanzschule und nun offiziell zertifizierte ADTV-Rollator-Tanzlehrerin, plant in Gedanken schon eine Rollator-Party.

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