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Schweinfurt: Tapsiger Alt-68er: "Toni Erdmann" enttäuscht in Schweinfurt

Schweinfurt

Tapsiger Alt-68er: "Toni Erdmann" enttäuscht in Schweinfurt

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    Die Verfilmung von Dramen und Komödien, geschaffen für das Theater, daran erinnert man sich gerne. An den Weg in die Gegenrichtung eher nicht. Die Adaption des für den Oscar nominierten Streifens "Toni Erdmann" von Mare Aden (2016) durch die Württembergische Landesbühne Esslingen spricht für diese Beobachtung. Die Inszenierung Jenke Nordalms war wenige Tage nach der Premiere im Evangelischen Gemeindehaus zu Gast und enttäuschte.

    Zur Erinnerung. Der Film zeigt einen alleinstehenden Alt-68er, der sich mit einem etwas skurrilen Humor durch das Leben schlägt und überhaupt nicht damit zurechtkommt, dass seine Tochter als Unternehmensberaterin für eine Erdöl-Firma in Rumänien dem schnöden Kapitalismus verfallen ist. In aberwitziger Verkleidung, Perücke und schiefen Zähnen dringt er in Gestalt Toni Erdmanns in Management-Meetings und Club-Feten ein, provoziert völlig absurde Situationen, um zu klären, ob Ines wirklich glücklich ist. Das Ganze ist ein bisschen nachdenklich, vor allem aber witzig, sorgt für kräftige Lacheffekte.

    Wenig davon auf der Theaterbühne. Erdmann hat nichts Politisches. Der Schmerbauch in der spießigen Strickjacke (Martin Theuer) sorgt sich zwar um die Tochter, nur warum eigentlich? Sein verkleidetes Auftauchen in Bukarest wirkt tapsig, umnachtet. Klar, dass Ines ihn sofort erkennt, die anderen, die Manager aus dem Westen, aber nicht sonderlich irritiert sind.

    Obwohl in einer Bühne mit hohen beweglichen Stellwänden ein schneller Szenewechsel möglich ist, wirkt die erste Stunde im erneut äußerst schlecht besuchten Gemeindehaus etwas lang.

    Danach nimmt die Inszenierung Tempo auf. In diesen Macher-Kreisen wird gekokst, findet Sex mechanisch statt. Zu grellem Stroboskop-Licht wird irre getanzt. Am stärksten die Szene, als Ines zur Nacktparty lädt, die doch so starken Macher einen Fake vermuten.

    Lily Franks Karrierefrau Ines ist zart, äußerlich tough doch auch unsicher, verletzlich. Stark ihre Gesangsstimme. Sie ist der Lichtblick in einer Inszenierung, die überraschend humorfrei daherkommt.

    Übrigens: Der Film ist sehenswert.

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