Wer dieser Tage im Hörnauer Wald unterwegs ist, dem wird es schon aufgefallen sein: Einige Bäume sind mit einem roten Strich markiert, andere mit blauer Farbe. Es sind Vorarbeiten für umfangreiche Waldpflegemaßnahmen, die in den nächsten Monaten auf einer Fläche von 90 Hektar im Waldgebiet der Gemeinde Frankenwinheim anstehen.
Verantwortlich dafür ist mit Felix Reichelt der Leiter des gesamten Forstreviers Gerolzhofen, das fast 7000 Hektar groß ist. Bei einem Rundgang vor Ort klärt er über die geplanten Maßnahmen ab Ende Juli in dem Waldgebiet mit seinen alten Eichenmischwaldbeständen sowie Kiefern auf. Während er mit Spraydosen die Stämme farblich markiert, richtet er seinen Blick zuvor immer wieder in Richtung der Baumkronen. Was er dort oben zu sehen bekommt, gefällt ihm gar nicht.
Die Mistel als Feind des Kiefernbestandes
Besonders bei vielen Waldkiefern, die rund 30 Prozent des Gesamtbestandes in der Hörnau ausmachen, bekommt Reichelt gewaltige Sorgenfalten auf die Stirn. Zwar sind Nadelhölzer, zu denen auch die Kiefern zählen, durch den Klimawandel stark gefährdet. Wobei, so schränkt er ein, dieses Gebiet aufgrund seiner sandigen Böden ein recht guter Standort sei. Aber hier hat sich ein "Feind" dazugesellt, der dieser Baumart das Leben schwer macht.

Er ist rund, buschig, grün und hat sich massenweise in vielen Ästen in den Kronen festgesetzt: Es sind Misteln, die für den Laien auf den ersten Blick nicht bedrohlich wirken. Doch der Förster warnt eindringlich vor den "Mistelquellen".
"Die Mistel ist ein Halbparasit", erklärt Reichelt. Sie wird von Vögeln verbreitet und zapft nach dem Keimen die Wasserleitbahnen in den Kronen an. Obwohl Kiefern "ein Experte bei Trockenheit" seien und Spaltöffnungen, über welche das Wasser verdunstet, schnell schließen können, sind sie machtlos dagegen.
Um die 400 Festmeter Nadelhölzer werden bis Herbst entnommen
Das Hauptproblem: Misteln sind verschwenderischer mit dem Wasserverbrauch und schwächen dadurch die Kiefern erheblich. Es ist zudem ein Teufelskreis, meint der Revierförster: Geschädigte Bäume können sich schlechter gegen einen weiteren Befall von Misteln wehren. Die Folge: Diese Kiefern sind kaum mehr zu retten und dem Tode geweiht.
Je nach Witterung wird der Einschlag voraussichtlich Ende Juli beginnen und bis in den Herbst andauern. Mit zwei Harvester-Maschinen und einem Rückezug werden nach einer ersten Schätzung des Försters etwa 400 Festmeter Nadelhölzer aus dem Wald entnommen. In diesem Zusammenhang werden gleich einige der wenigen Fichten, die dort noch vorhanden sind und Schäden aufweisen, gefällt.
In den kommenden Monaten gibt es Teilsperrungen
Felix Reichelt weist die Öffentlichkeit darauf hin, dass es im Hörnauer Wald in den kommenden Monaten immer wieder zu Teilsperrungen kommen kann. Er bittet besonders alle Spaziergänger und Radfahrer, diese Bereiche unbedingt zu meiden.
Die Holzernte der geschädigten Nadelhölzer umfasst zwar den größten Teil der Maßnahmen, aber noch längst nicht alles. In einem anderen Gebiet in der Hörnau befinden sich Laubholzbestände, darunter ältere und besonders schützenswerte Eichenwälder sowie jüngere Eichen.

Im Abschnitt mit jüngeren Laubholzbeständen, die sehr eng zusammengewachsen sind, soll in nächster Zeit eine Durchforstung stattfinden. Das heißt: In einem gewissen Umkreis werden einzelne Bäume entnommen, damit die anderen sich besser entwickeln können und zum Beispiel ihre Kronen sich nicht gegenseitig im Wachstum behindern. Auf etwa fünf Hektar Waldfläche müssen einige Eschen, Linden und Hainbuchen raus. In der Summe sind es um die 150 Festmeter.
Reichelt begründet dies damit, dass die Pflege von besonders klimastabilen Baumarten wichtig sei, um die Anteile dieser zu sichern. Dazu zählt er die Eiche sowie weitere Arten wie Kirsche, Wildbirne, Feldahorn oder Hainbuche. "Wir wollen die Bäume fit machen für den Klimawandel", erklärt er. Alle diese "Zukunftsbäume", wie er sie nennt, erhalten von ihm eine blaue Markierung.
Einschlag mit Naturschutzbehörde abgesprochen
Der Waldumbau soll mit einer Verjüngung und widerstandsfähigeren Laubbaumarten vorangetrieben werden. Sobald die geschädigten Kiefern entfernt sind, möchte der Revierförster auf den lichteren Arealen mit der Neuanpflanzung beginnen. Das wird ab Herbst der Fall sein. Weil zurzeit der Verbiss durch Wild recht hoch ist, müssen dafür Zäune gezogen werden, sodass die jungen Setzlinge in den darauffolgenden Jahren wachsen können.

Ein weiteres Problem in der Hörnau stellt die spätblühende Traubenkirsche dar. Die invasive Art, ursprünglich aus Nordamerika stammend, hat sich stark ausgebreitet. Sie ist für jüngere Bäume ein "extremer Konkurrent" und wird deshalb im Zuge der Waldpflege mitentfernt.
Und wie sieht es mit anderen Baumfeinden derzeit aus? In der Hörnau gibt es keine Probleme mit Eichenprachtkäfern; laut Reichelt aber punktuell in anderen Gebieten seines Reviers einen stärkeren Befall: zum Beispiel im Frankenwinheimer Holz sowie in Waldgebieten in Lülsfeld, Michelau, Donnersdorf und Kolitzheim.

Im Hinblick darauf, dass es sich beim Hörnauer Wald seit 1994 um ein Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet handelt, betont der Revierleiter, dass alle Maßnahme mit der Unteren Naturschutzbehörde abgesprochen sind. Sogenannte Horst- und Höhlenbäume, die von Spechten genutzt werden oder von anderen Vogelarten für den Nestbau, sind von dem bevorstehenden Einschlag nicht betroffen.
Und wie hilfreich war das recht feuchte Frühjahr und der nasse Sommer bislang für die Waldbestände? Für die jungen Bäume sei es ein "warmer Segen" gewesen, sagt Felix Reichelt. Für Altbaumbestände wäre aber eine längere Feuchtperiode nötig. "Ein feuchtes Jahr bringt wenig, gerade wenn es starke Vorschädigungen gibt. Und der Waldbericht hat deutlich gezeigt: 80 Prozent des Baumbestandes in Deutschland ist geschädigt."