Der Fischerrain ist eines der Viertel der Stadt, in dem sich noch der Charme des alten Schweinfurts widerspiegelt, vor allem bei den kleinen Häusern zum Main hin. Der Platz zwischen Fischerrain, Fischersteig und Brennöfen wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, war Jahrzehnte lang eine hässliche Brache und wurde ab 2016 mit einem großen Wohnkomplex neu bebaut. Über dessen Gestaltung gibt es sehr konträre Ansichten, das Gebäude war immer wieder Anlass für Streit im Stadtrat.
Nun stand es wieder auf der Tagesordnung, weil noch aus dem Jahr 2019 eine Auseinandersetzung der Bauverwaltung mit dem damaligen Bauherren um eine illegal gebaute Treppe im Außenbereich auf städtischem Grund anhängig war. Jetzt ist das Thema endlich gelöst, Diskussionen und Unverständnis über das Verhalten des Bauherren gab es aber erneut.
Das Problem war, dass der Erbauer der Wohnanlage mit 27 Einheiten, die "Wir bauen Deine Welt GmbH & Co. KG", eine Außentreppe, die als Fluchtweg aus der Tiefgarage dient, aus Brandschutzgründen brauchte. Er ließ sie sich beim Bau ab 2016 aber nicht genehmigen, außerdem ist sie auf öffentlichem Grund, wo eigentlich Grünfläche sein sollte. Gäbe es die Treppe nicht, könnten vier Stellplätze in der Tiefgarage nicht genutzt werden. Laut Brandschutzgutachter dürfen die Fluchtwege nicht weiter als 35 Meter von einem Stellplatz entfernt sein.

Neue Eigentümergemeinschaft verweigerte Kompromissvorschlag der Stadt
Ursprünglich wollte die Verwaltung im nachhinein die Treppe genehmigen, wenn der Bauherr insgesamt 60 Quadratmeter inklusive Treppengrund kauft und als Grünfläche dauerhaft gestaltet und pflegt. Der Plan hat sich zerschlagen. Aus seinem Missfallen darüber machte Ordnungsreferent Jan von Lackum keinen Hehl. Das Problem ist, dass das Gebäude mittlerweile an eine Eigentümergemeinschaft verkauft wurde. Diese weigerte sich, den Vorschlag der Stadt anzunehmen und Geld auszugeben für einen Verstoß, den der ursprüngliche Bauherr zu verantworten hat.

Der Kompromiss der Stadt – "eine Kröte, die wir schlucken" (von Lackum) – ist nun, dass nur die acht Quadratmeter Fläche der Außentreppe von einem der früheren Gesellschafter des Bauträgers gekauft werden. Außerdem wurde eine Geldbuße wegen des Verstoßes gegen Bauvorschriften in vierstelliger Höhe erlassen und nach Auskunft der Stadt bereits beglichen.
Die andere Option wäre gewesen, den Rückbau der Treppe zu fordern und die vier betroffenen Stellplätze zu sperren. Das hätte aber möglicherweise einen längeren Rechtsstreit mit den neuen Eigentümern verursacht und das "ist die Sache nicht wert", so Jan von Lackum. Grundsätzlich aber, betonte der Ordnungsreferent, teile er das unter anderem von SPD-Stadträtin Kathi Petersen geäußerte Missfallen, die den neuen Vorschlag als "nicht hinnehmbar" empfand.
Adi Schön (Freie Wähler) konnte mit dem neuen Vorschlag zwar leben, betonte aber: "Als Kritik an der Verwaltung muss man äußern, dass die Bauüberwachung die illegale Treppe hätte früher feststellen müssen, dann hätte es das Problem nicht gegeben." Rüdiger Köhler (CSU) sprach von einem "Drama in vielen Akten". Der jetzt gefundene Vorschlag sei aber in Ordnung, weil "es Sanktionen für den Bauherren gab."
Neues Wohnprojekt auf einem Parkplatz am Fischerrain in Planung
Neben dem bestehenden Wohnkomplex gibt es auch ein neues Projekt eines Würzburger Investors. Der will eine Baulücke gegenüber dem neuen Wohnkomplex schließen, wo jetzt ein Parkplatz ist. Es soll ein dreigeschossiges Gebäude mit 20 Wohnungen mit Satteldach entstehen. Die Wohnungen sollen nach ersten Zeichnungen durch einen hofseitigen Laubengang erschlossen werden, außerdem gibt es im Erdgeschoss des Gebäudes so genannte Doppelparker für 28 Stellplätze, da der Bau einer Tiefgarage aufgrund des Zuschnitts des Grundstücks zu kompliziert wäre.
Noch gibt es keinen Bauantrag und keine fertigen Pläne für das Millionen-Projekt. Die Aufhebung und Neufassung des dort geltenden Bebauungsplans, der noch aus den 1960er-Jahren stammt, als an dieser Stelle sogar ein fünfgeschossiges Parkhaus hätte gebaut werden sollen, ist aber auch in der jüngsten Bauausschusssitzung einen wichtigen Schritt weiter gekommen.