Es ist ein in mehrerlei Hinsicht außergewöhnliches Bauvorhaben, das den Gerolzhöfer Stadtrat am Montagabend geschmeidig und mit Beifall bedacht passiert hat. Dem Antrag der Bauherren zufolge sollen auf dem Areal des früheren Butterwerks insgesamt 21 Wohn- und vier Gewerbeeinheiten mit fast 600 Quadratmeter Grundfläche entstehen. Doch das ist noch nicht alles.
Denn die Gerolzhöfer Unternehmer René Kühl und Christoph Rosentritt, die hinter dem Vorhaben stecken, haben einen weiteren Bauantrag eingereicht, den der Stadtrat ebenfalls einstimmig befürwortete. Denn gleich im Anschluss an das ehemalige Butterwerk, auf einer zuletzt als Lagerfläche eines Steinmetzbetriebs genutzten Freifläche an der Bahnhofstraße, soll ein dreistöckiges Wohnhaus entstehen.

Vorgesehen ist, wie Bürgermeister Thorsten Wozniak den Plänen entnahm, ein imposantes Bauwerk, das sechs Wohnungen beherbergen soll. Die Kubatur würde im Stil den in der Nachbarschaft stehenden Villen aus der Jugendstilzeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts ähneln. Das vorgesehene Gebäude würde diese nicht kopieren wollen, sondern modern wirken, sich dennoch in den Straßenzug harmonisch einfügen, fasste Wozniak seinen Eindruck zusammen. Oder, wie Erich Servatius (SPD) meinte: Eine Blickachse würde wieder entstehen.
Gebäude werden entkernt und aufgestockt

Das im Vergleich dazu deutlich umfassendere Vorhaben stellen der Umbau und die Sanierung des früheren Butterwerks zwischen Kolping- und Friedenstraße dar. Auch hier zeigen die Pläne der Bauherren Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Historie des im Jahr 1984 von den Milchwerken Mainfranken aufgegebenen Molkerei-Areals: Die Grundsubstanz der vorhandenen vier Gebäudeteile soll größtenteils erhalten bleiben. Die Bauten würden entkernt, zum Teil aufgestockt, und Dachgeschosse neu errichtet und ausgebaut werden.

Pläne, in den Gebäuden Wohnungen einzubauen, hatte es bereits im Jahr 2018 gegeben, nachdem der vorherige Besitzer, der Backwaren-Konzern Aryzta, das Gelände verkauft hatte. Das aktuelle Vorhaben sieht vor, die Verbindungsbauten zwischen dem in den 1960er-Jahren errichteten nördlichen Trakt, in Richtung Bahnhofstraße, und dem im Jahr 1906 errichteten Gebäudeteil südlich davon, abzureißen. Dies soll Platz für Grünflächen und einen privaten Spielplatz schaffen. Die Wohneinheiten sollen fast alle Balkone oder Terrassen erhalten. Vorgesehen sind auf dem Gelände auch 33 Stellplätze.

Vor knapp einem Jahr hatte das Gerolzhöfer Investoren-Duo der Stadt noch vorgeschlagen, in einem Teil des früheren Butterwerks einen Kindergarten unterzubringen. Hierfür hatten sie bereits Pläne ausgearbeitet. Doch im März dieses Jahres hatte eine knappe Mehrheit im Stadtrat diese Lösung der seit längerem unbeantworteten Frage, wo benötigte Kindergartenplätze entstehen könnten, endgültig in den Wind geschlagen. Kühl und Rosentritt hatten daraufhin klar ausgedrückt, dass sie ihr eigentlich verfolgtes Ziel in Form der jetzt vorgelegten Bauanträge weiterverfolgen werden.
In zwei Jahren könnte das Vorhaben abgeschlossen sein
Sollten bis dahin alle Genehmigungen vorliegen, könnten die Baumaßnahmen – inklusive des Baus des Sechsparteien-Hauses in der Bahnhofstraße – im ersten Halbjahr 2025 starten, sagt Investor Kühl auf Nachfrage dieser Redaktion. Er hofft, beide Projekte bis spätestens Ende 2026 beendet zu haben. Die Wohneinheiten sollen vermietet und nicht als Eigentumswohnungen verkauft werden. Für zwei der vier vorgesehenen Gewerbeeinheiten gebe es bereits Interessenten.
Weiteres Wohnbau-Vorhaben stellt keine Konkurrenz dar
Nach Kühls Einschätzung ist der Bedarf an Wohnraum in Gerolzhofen groß. Entsprechend begrüße er das neulich im Stadtrat vorgestellte Vorhaben, nicht weit entfernt vom früheren Butterwerk, auf dem ehemaligen Betriebsgelände von Woege-Fensterbau in der Frankenwinheimer Straße, Kreuzung Nikolaus-Fey-Straße, Gebäude für bis zu 40 Wohneinheiten zu errichten. Beide Projekte würden nicht miteinander konkurrieren, meint Unternehmer Kühl.
Dass der Bedarf an Wohnraum in Gerolzhofen groß sei, unterstrichen während der Stadtratssitzung Arnulf Koch (CSU) und Günter Iff (Freie Wähler). Vor allem kleinere, bezahlbare Wohnungen seien gefragt, sagte Koch. Insoweit begrüße er, was aus dem früheren Butterwerk entstehen soll. Innenstadtnah, Einkaufsmärkte in der Nähe, Verdichtung des innerstädtischen Wohnraums – das Bauprojekt sei "absolut super", befand Koch.

Auch Thomas Vizl (Geo-net) sah die präsentierten Pläne "nur positiv". Für ihn spielt der nachhaltige Erhalt des Baubestands eine besondere Rolle, wie er bekannte.
Neben seinem geäußerten Lob für das vorgesehene "lokale Investment", merkte Iff noch an, dass seiner Auffassung nach laut Bauordnung eigentlich 36 statt der vorgesehenen 33 Stellplätze für das Bauprojekt im früheren Butterwerk ausgewiesen werden müssten. Bürgermeister Wozniak versprach, dass die Stadt das Landratsamt als prüfende Baubehörde darauf hinweisen werde.