Es war Sommer 2016 in Schweinfurt, Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) stand am Anfang seiner zweiten Amtszeit als OB und lud gemeinsam mit Baureferent Ralf Brettin ins Rathaus. Grund: Der Plan, ein Kulturforum am Martin-Luther-Platz zu bauen und die drei wichtigsten historischen Gebäude Altes Gymnasium, Alte Reichsvogtei und Stadtschreiberhaus für ein Stadtmuseum zu sanieren. Schöner Nebeneffekt: eine kräftige Belebung der Innenstadt. Die Eröffnung war für 2023 geplant.
Ein Plan, der damals auch in der Kommunalpolitik auf Wohlwollen stieß, entstammte er doch einer Zeit, als die Gewerbesteuer sprudelte, das Corona-Virus und eine Pandemie nur als Hirngespinste von Wissenschaftlern erschienen und Schweinfurt gar nicht wusste, wohin mit all dem Geld. Sieben Jahre, eine Pandemie, einen massiven Gewerbesteuer-Einbruch und Rekord-Inflation später, ist von einem Kulturforum weit und breit nichts zu sehen. 2022 erfolgte zunächst ein Planungsstopp.
Auch wenn der OB und auch Kulturforums-Leiterin Katharina Christ nach wie vor optimistisch sind und an dem Projekt festgehalten wird: Die Stimmung in der Politik hat sich gedreht. Erst kürzlich bezeichnete SPD-Stadtrat Peter Hofmann das Kulturforum als "Luftnummer", auch von anderer Seite gibt es immer wieder spitze Bemerkungen.
Mehrere Bauabschnitte geplant, Eröffnung des Kulturforums erst 2029
Die Bauverwaltung plant die Realisierung aus wirtschaftlichen Gründen in zwei Bauabschnitten und hat auch durch eine neue Planung für die Räumlichkeiten die Kosten reduzieren können. Gerechnet wird mit 15,4 Millionen Euro Baukosten und einer Förderung von rund 60 Prozent.
Nach den neuen Plänen kommt die Verwaltung in den untergeordneten Flügel der Alten Reichsvogtei, im Stadtschreiberhaus gibt es Wechselausstellungen, das Foyer des Kulturforums soll auch als solches genutzt werden, mit "angemessenem und einladendem Charakter", so die Bauverwaltung. Während in der Alten Reichsvogtei das Stadtmuseum seinen Platz finden soll, ist im Alten Gymnasium eine umfangreiche Ausstellung zu Leben und Werk des in Schweinfurt geborenen Dichters Friedrich Rückert vorgesehen.

Baubeginn für den ersten Abschnitt ist bereits 2024 mit Beginn der Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude, abgeschlossen sein soll er 2026. Danach folgt der Neubau des eigentlichen Kulturforums ab 2027, für 2029 ist die Eröffnung anvisiert. 13 Jahre nach Vorstellung der ersten Idee. Die Stadt, informierte Baureferent Ralf Brettin kürzlich, muss sich auch ein neues Architekturbüro suchen, nachdem das ursprüngliche Büro sich von der Planung hat entbinden lassen. Die Umplanung wurde von der Bauverwaltung selbst vorgenommen.

Der nun vorgeschlagene Weg der Verwaltung ist von Kultur- wie Bauausschuss einstimmig abgesegnet. Kulturforums-Leiterin Katharina Christ ist mit der neuen Planung sehr zufrieden, "es ist ein Gewinn für die Besucherinnen und Besucher, denn man kann durch alle Häuser laufen und auch die Denkmäler erleben." Man sei auf "einem guten Weg", die Stadtgeschichte auf eine völlig neue Art erlebbar zu machen. Ihr Ziel, so Christ, ist es, das Publikum, das den Wildpark besucht – also junge Familien – anzusprechen und für diese "Schweinfurt in den Mittelpunkt" zu stellen. Man wolle keine statische Dauerausstellung, sondern eine, die sich immer wieder ändert "und spannend bleibt."