Es war ein eher zufälliger Blick auf eine amtliche Anzeige der Regierung von Unterfranken in der Tageszeitung. Dadurch erfuhr Gemeinderat Norbert Dotzel, dass das Planfeststellungsverfahren für den Umbau des Autobahndreiecks Werneck im Gange ist.
Er zögerte nicht lange und aktivierte die "eingemottete" Bürgerinitiative. Denn von dem Umbau und seinen Folgen ist Stettbach stark betroffen. Und mit Verkehrslärm kennen sie sich im Dorf bestens aus, das an drei Seiten von der Autobahn 7 und der Bundesstraße 26a umgeben ist.
Schon alleine das Vorgehen der Behörden ist einer der Kritikpunkte von Dotzel und seinem Ratskollegen Stephan Schäflein: kein Auslegen der Pläne in der Gemeinde, keine Veröffentlichung im Wernecker Amtsblatt. Abrufen kann man die Unterlagen im Internet bei der Regierung von Unterfranken. Doch für Laien seien die seitenweisen Stellungnahmen schwer verständlich.
Stettbacher erwarten den meisten Lärm vom "Overfly"
Am meisten machen sich die beiden, die mit weiteren Einwohnern die Bürgerinitiative Stettbach vertreten, Sorgen wegen des zu erwartenden Lärms. Denn das Dreieck, das im Staatswald bei Stettbach die Autobahnen 7 und 70 verbindet, wird ein anderes Gesicht bekommen. Was vor allem am sogenannten "Overfly" (deutsch: überfliegen) liegt, einem geschwungenem Fahrbahnast, der alle, die aus Richtung Schweinfurt in Richtung Würzburg fahren wollen, hoch über das Dreieck leitet.
Geplant ist der "Overfly" etwa neun Meter über Grund. Die Bürgerinitiative bezweifelt die Aussage der Planer der bundeseigenen Autobahn GmbH (früher Autobahndirektion), wonach die Kuppe des Stationsbergs, die Stettbach vom Autobahndreieck trennt, für Lärmschutz sorgt. Dotzel und Schäflein können auch nicht die Immissions-Berechnungen nachvollziehen, die in drei Achsen in Richtung Stettbach vorgenommen worden sind: Denn für die höchste Stelle des "Overfly" wurde auf sie verzichtet.

Zentrale Forderung der Initiative sind aktive Lärmschutzmaßnahmen im Anschluss an den südwestlichen Fahrbahnbogen, der neu gebaut werden soll: Eine 460 Meter lange Lärmschutzwand soll entstehen, die dann auch den "Overfly" abschirmen könnte. Nach grober Schätzung beziffert Schäflein die zusätzlichen Kosten auf etwa eine Million Euro, die aber den Bewohnerinnen und Bewohnern von Stettbach zugute kämen.
Bei 29 Wohnhäusern werden Lärmschutzgrenzen nicht eingehalten
Was die Initiatoren hellhörig macht, ist der Umstand, dass bereits jetzt die Planer 29 Wohnhäuser in Stettbach definiert haben, bei denen voraussichtlich die Grenzwerte überschritten werden. Die Eigentümer haben dann Anspruch auf passiven Lärmschutz. Das heißt: Sie könnten Lärmschutzfenster einbauen und würden dafür finanziell unterstützt.
Dass es bei Laura Schäflein auch so ist, kann sie nur hoffen. Sie wohnt in einem Neubau in der der Autobahn am nächsten gelegenen Straße Sonnenhang. Für jedes Haus in Stettbach wurden Lärmsimulationen erstellt. Für ihres nicht. Es ist 2019 fertiggestellt worden, wie sie gegenüber der Redaktion sagt. Da es in den Planungsunterlagen nicht vorkommt, geht die Bürgerinitiative davon aus, dass die Angaben auf Datengrundlagen vor 2019 basieren. Der Sonnenhang ist der dritte Wohnsitz von Laura Schäflein im Ort: "Lärm gab es immer. Aber am Sonnenhang ist er am lautesten."

Stettbacher wollen mit 300 Unterschriften Anliegen unterstützen
Wie will die Bürgerinitiative weiter vorgehen? Sie hat bereits bei verschiedenen Veranstaltungen informiert und aufgeklärt. Es gibt eine aktive Whatsapp-Gruppe. Und sie sammelt Unterschriften von den Einwohnerinnen und Einwohnern, um der Stellungnahme Schub zu geben, die die Initiative im laufenden Planfeststellungsverfahren abgibt. 300 sollen es am Abgabetag sein, 230 sind schon beisammen. Ob es im Verfahren einen Erörterungstermin vor Ort geben wird, entscheidet die Regierung von Unterfranken.
Dotzel und Schäflein argumentieren differenziert und kanzeln die Pläne nicht in Bausch und Bogen ab. So loben sie den Umstand, dass Eckartshausen einen Lärmschutzwall bekommen soll. Und auch an der derzeit im Neubau befindlichen Stettbachbrücke tut sich etwas. Zwar ist das Bauwerk noch nicht fertig, aber es steht fest, dass es wieder zur Baustelle werden wird, wenn es am Dreieck losgeht.
Die Stettbachbrücke bekommt doch noch Lärmschutzwände
Dann erhält die Stettbachbrücke an beiden Seiten je eine weitere Brücke, über die die Abfahrt auf die A 70 in Richtung Schweinfurt läuft bzw. auf westlicher Seite der "Overfly" in die A 7 mündet. Dann wird dort der Lärmschutz eingezogen, für den die Stettbacher schon 2019 bei den Plänen für den jetzt laufenden Brücken-Neubau gekämpft haben. Das würdigt Stephan Schäflein positiv, zumal der Schutz mit einem Wall noch in Richtung Raststätte Riedener Wald weitergeführt werden soll. Für Dotzel ist dies auch ein Ergebnis des Einsatzes von damals. Da hatte sich eben jene Bürgerinitiative gegründet, die Dotzel nach dem Zeitungsstudium jetzt wieder aufleben ließ.