Wer in Schweinfurt Agenda 2030 sagt, der muss in einem Atemzug auch die Namen Angela und Roland Merz sagen. Das Ehepaar aus der Gartenstadt engagiert sich seit einem Jahrzehnt unermüdlich und sehr erfolgreich in der Agenda-Gruppe "Nachhaltigkeit in der regionalen Wirtschaft", vor allem für das Thema Fairtrade.
Angela und Roland Merz gelang es, auf Schweinfurt in Sachen Fairtrade bundesweit aufmerksam zu machen. Als im Sommer die Agenda 2030 ihren 25. Geburtstag mit einem großen Fest auf dem Georg-Wichtermann-Platz feierte, war auch der Pionier der Fairtrade-Bewegung in Deutschland vor Ort: Dieter Overath.
Der Träger des Bundesverdienstkreuzes war 30 Jahre lang Geschäftsführer von Fairtrade Deutschland. Er entwickelte das bekannte Logo mit, er brachte die großen deutschen Lebensmittel-Unternehmen mit ins Boot. Und er zollte vor allem Menschen wie Angela und Roland Merz Respekt für das, was sie in Schweinfurt in den vergangenen zehn Jahren alles erreicht haben.

Schweinfurt war Nummer 168 in der langen Liste der Fairtrade-Städte
Im Fairführer sind für eine Stadt dieser Größe beeindruckend viele Partner aufgelistet: Neben dem obligatorischen Weltladen weitere zwölf Lebensmittlern, zwei Blumenhändler, acht Cafés, Hotels und Gaststätten, vier Kirchengemeinden und ein Kindergarten sowie sieben Schulen und Bildungsstätten.
Um die Partner ins Boot zu holen, "heißt es Klinken putzen", wie Angela Merz schmunzelnd bemerkt. Also immer wieder gemeinsam mit den Mitstreitern Renate Schuler, Angelika Sprafke, Konrad Dirkes, Peter Spath und Helmut Finzel in der Steuerungsgruppe den direkten Kontakt mit Firmen suchen, über faire Produkte informieren und die Vorteile des Siegels und des Systems herausstellen.
Auch wenn es in Schweinfurt natürlich noch Projekte gibt, bei denen auch die Stadtverwaltung gefragt ist – Stichwort Beschaffung fair hergestellter Arbeits- und Dienstkleidung – gerade das Zusammenspiel zwischen Kommune und Ehrenamt ist für den Erfolg der Agenda-Gruppen wichtig: "Kommunales Engagement ist der Schlüssel, um die Nachhaltigkeitsziele umzusetzen und fairen Handel in der Gesellschaft zu verankern", erklärte vor einiger Zeit die Vorsitzende des Rates für nachhaltige Entwicklung, Marlehn Thieme.

Faire Schokolade und Arbeit mit Schülerinnen und Schülern
Das Ehepaar Merz ist vom System des fairen Handels vollauf überzeugt. Roland Merz betont: "Es hilft auch Fluchtursachen zu bekämpfen, denn dort, wo die Menschen ein Auskommen haben, von dem sie leben und ihre Kinder auf Schulen schicken können, geht es ihnen gut." Noch viel zu wenige Menschen machen sich im reichen Norden der Welt Gedanken darüber, wie sehr sie mit ihrem Konsumverhalten für eine bessere, fairere Welt eintreten können.
Besonders freut Angela und Roland Merz die Arbeit mit den Schweinfurter Schulen, die sich als Fairtrade-Schulen haben zertifizieren lassen. "Mit den Kindern zu arbeiten, ihnen zu erklären, wie sie helfen können, ist bewegend und sehr schön", erzählt Roland Merz.

Ob faires Frühstück, Vorträge oder Getränke- und Snack-Automat mit fairen Produkten, in den Rathenau-Schulen sowie bei Montessori Schweinfurt, der Wilhelm-Sattler-Realschule und dem Olympia-Morata-Gymnasium wird der faire Gedanke gelebt.
Ein überaus erfolgreicher Baustein dabei ist die Schweinfurter Stadtschokolade. Auf dieses Projekt, das es seit sechs Jahren gibt, ist das Ehepaar Merz besonders stolz. Schülerinnen und Schüler aus Schweinfurt gestalten die Außenseiten der Fairtrade-Schokolade mit Kakao und Zucker aus fairem Handel – dieses Jahr ist das Motto "Kinder dieser Welt".
Nur für 2023 rechnet Roland Merz mit dem Verkauf von mindestens 18.000 Tafeln. Seit es die Aktion in Schweinfurt gibt, wurden über 71.000 Tafeln Schokolade für den guten Zweck verkauft. Mit einem Teil des Erlöses werden im übrigen Bäume gepflanzt, mehr als 14.000 bereits durch Plant-for-the-Planet. Schön auch: In einer der Schulen engagieren sich Schüler als "Artenschutzbotschafter" und unterrichten nun jüngere Schüler.
Bewerbung für Publikumspreis beim Wettbewerb Hauptstadt des Fairen Handels
In den vergangenen Jahren hat die Agenda-Gruppe in Schweinfurt für das Fairtrade-Engagement zahlreiche bundesweite Preise bekommen, unter anderem Platz drei bei "Kommune bewegt die Welt" im Jahr 2016 und für die "Stadtschokolade" den Sonderpreis des bundesweiten Wettbewerbs "Hauptstadt des Fairen Handels".
Nun bewirbt sich die Stadt erneut bei diesem Wettbewerb. Um den Publikumspreis in Höhe von 10.000 Euro zu gewinnen, benötigen die Fairtrade-Aktiven in Schweinfurt Hilfe: Wer für Schweinfurt abstimmen will, kann dies bis 29. September unter https://survey.lamapoll.de/Publikumspreis-HdFH-2023 tun.
Das Preisgeld von 10.000 Euro dient der Finanzierung von Fair Handels-Aktivitäten vor Ort. In Schweinfurt würde das nachhaltige Hausaufgabenheft, das "Möhrchenheft", für die Grundschulen für weitere Jahre finanziert werden können.
Fair TradeFairtrade Deutschland wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Produzentengruppen in Entwicklungsländern zu unterstützen. Der Verein handelt nicht selbst mit Waren, sondern setzt sich für den Handel mit fair gehandelten Produkten und Rohstoffen und mehr Bewusstsein für nachhaltigen Konsum ein.Als Fairer Handel (Englisch fair trade) bezeichnet man einen kontrollierten Handel, bei dem die Erzeuger für ihre Produkte einen Mindestpreis bekommen, den eine Fair-Trade-Organisation bestimmt. So wird den Produzenten auch bei niedrigeren Marktpreisen ein höheres und verlässlicheres Einkommen als im herkömmlichen Handel ermöglicht. Laut Fairtrade International, der Dachorganisation, beteiligten sich 2020 rund 1,9 Millionen landwirtschaftliche Betriebe an entsprechenden Programmen. Die Dachorganisation entwickelt auch die international gültigen Standards. Mehr als 800 Städte und Regionen dürfen derzeit in Deutschland das Fairtrade-Logo führen, die Bewegung gibt es in 36 Ländern.Quelle: oli/Fairtrade Deutschland