Das historische Magdalenenkreuz oberhalb von Handthal ist schwer beschädigt worden. Die Querbalken des Kreuzes, das keinen Corpus trägt, sind abgebrochen und liegen als Bruchstücke neben dem Kreuzpodest, das im Jahr 1867 aufgerichtet worden war. Das Entsetzen in Handthal ist groß.
Die Zerstörung dürfte am Samstag oder Sonntag passiert sein. Als eine Wandergruppe am Sonntag um 17 Uhr beim Kreuz eingetroffen sei, war das Kreuz bereits kaputt, berichtet Manfred Baumann aus Handthal im Gespräch mit der Redaktion. Anhand des Schadensbilds könnte es sein, mutmaßt Baumann, dass sich jemand an den einem Querbalken hochziehen wollte. Dabei ist der Querbalken aus Sandstein in mehrere Teile zerbrochen.
"Es ist etwas Heiliges"
"Es herrscht blankes Entsetzen bei uns im Dorf", schildert Baumann am Montag im Gespräch mit dieser Redaktion die Situation. "Das Kreuz bedeutet uns allen sehr viel. Es ist etwas Heiliges." Fast 200 Jahre lang habe das Kreuz schon oberhalb von Handthal gestanden. "Es ist schlimm, dass es nun mutwillig zerstört wurde."

Am Montagvormittag hat sich das Geschehen aufgeklärt. Bürgermeister Manfred Schötz hat – wie er bei einem Anruf der Main-Post-Redaktion berichtet – inzwischen eine E-Mail aus Hessen bekommen, in der sich der Verursacher des Schadens gemeldet, sich entschuldigt und die volle Verantwortung für die Tat übernommen hat.
Täter bedauert sein Tun
Der Tourist hat das Kreuz nach eigenen Angaben bereits am Samstag zerstört, angeblich als er ein Foto machen wollte. Offenbar wollte der Mann – möglicherweise unter dem Einfluss von einem Glas Bier oder Frankenwein zu viel – für einen besseren Blickwinkel sich an dem Kreuz hochziehen. Er werde vollumfänglich für den Schaden aufkommen, schreibt der Mann in der E-Mail. Er sei selbst evangelischer Christ und bedauere zutiefst die seelischen Schmerzen, die er den Handthalern damit zugefügt habe.
Erinnerung an altes Kloster
Das Kreuz erinnert an die alte Magdalenenkirche, die einst auf der Kapellenebene oberhalb des Kapellenrangens im Nordosten des Dorfes stand. Laut einer Sage hatte sich ein Burgfräulein aus der nahen Stollburg im Wald verlaufen und in ihrer Not geschworen, eine Kapelle genau an der Stelle zu bauen, von der aus sie die Stollburg wieder sehen würde. Auf dem Berg angekommen, konnte sie die Burg wieder sehen. Sie machte ihr Versprechen wahr und ließ ein kleines Gotteshaus auf dem Berg errichten.
St. Maria Magdalena wurde im Jahr 1729 geweiht. Ab 1747 besiedelten Franziskaner aus Dettelbach den Berg. Während der Säkularisation wurde das kleine Kloster aufgelöst. Im Jahr 1810 wurde den Handthalern der Bau einer Dorfkirche genehmigt, dabei wurden die Steine der aufgelösten Hospizkirche oben am Berg benutzt. In Erinnerung an die abgetragene Klosterkirche stellte man 1867 oben am Berg dann das Magdalenenkreuz auf.