"Baxter" ist kein Geisterjäger. Obwohl der fünfjährige Golden Retriever etwas Unsichtbarem nachspürt. Der Hund hat einen besonderen Job: Schimmel finden. Bereits mit eineinhalb Jahren hatte der Rüde seinen ersten Einsatz. Von klein auf hat ihn sein Besitzer Harald Vogt darauf trainiert, Sporenschädlinge zu erkennen und sie zu erschnüffeln.
Nebengewerblich besitzt Vogt eine Hundeschule in Donnersdorf. Vor acht Jahren erhält er einen Anruf von einem Freund. Dieser fragt ihn, ob er zufällig einen Schimmelspürhund kennt, da er einen Pilz in seiner Wohnung vermutet. Ab da beginnt Vogt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Für ihn steht fest: "Mein nächster Hund wird ein Schimmelspürhund." Als behördlich geprüfter Hundetrainer hat er schon Rettungshunde ausgebildet. Jetzt möchte er etwas Neues probieren. Er fordert Schimmelproben aus einem Labor an.

"Schon als Welpen habe ich ,Baxter‘ ein Sandwich hingelegt und daneben eine Schimmelprobe." Eine Belohnung hat der Hund nur erhalten, wenn er sich für den Schimmel interessiert hat. Irgendwann beginnt Vogt die Proben zu verstecken und "Baxter" muss sie finden. Über 1000 Trainingsstunden haben dafür gesorgt, dass der Golden Retriever Schimmel aufspüren kann. Egal ob Pilze oder Sporen – kein Schädling bleibt vor "Baxter" unentdeckt. Gefahr entsteht dabei für den Hund nicht. Nur Personen, die auf Dauer den giftigen Substanzen des Schimmels ausgesetzt sind, können erkranken. Unter Umständen ist Schimmel sogar lebensbedrohlich.
Hundnase funktioniert zuverlässiger als Messgeräte
Mittlerweile arbeitet "Baxter" professionell für die Baufirma Glöckle in Schweinfurt. Sein Herrchen ist dort Bauleiter für Bauschäden. Gemeinsam suchen sie in Häusern und Wohnungen nach Schimmel, der mit bloßem Auge und selbst mit modernster Technik nicht erkennbar ist. Im Anschluss wird dieser von firmeneigenen Experten professionell entfernt. Im Gegensatz zu ungenauen Messgeräten und langen Labor-Tests kann der Hund den verdeckten Schimmel schnell und genau verorten.
Es ist 7.30 Uhr an diesem Tag, als "Baxter" das Bürogebäude der Firma Glöckle in Schweinfurt betritt. Heute muss er arbeiten. Gleich zwei Einsätze stehen in seinem Hundekalender. Meistens ist er zu Hause und schläft brav in seinem Körbchen. Nur, wenn er einen Auftrag hat, erscheint er im Büro. Ihn begleitet wie immer sein Chef und bester Freund: Harald Vogt.
Kaum hat sich die Tür zum Gebäude geöffnet, kommt bereits eine ältere Dame auf "Baxter" zugestürmt. "Hallo ,Baxter‘, schön, dass du da bist!" Sie wuschelt durch sein goldenes Fell. "Und wo bleibt meine Begrüßung?", fragt Vogt. "Manchmal glaube ich, der Hund ist hier beliebter als ich", stellt er lachend fest.
Unter dem Schreibtisch steht "Baxters" Körbchen
"Baxter" ist ein Star unter seinen Kollegen. Gemeinsam mit seinem Herrchen schaffte er es sogar auf die Titelseite des Firmenmagazins. "Dem Schimmel auf der Spur", lautete die Überschrift. Seitdem kann er sich vor seinen Kollegen und ihren Knuddel-Attacken kaum noch retten. Endlich im Büro seines Herrchens angekommen, zieht sich der Golden Retriever in sein graues Körbchen unter dem Schreibtisch zurück.

Doch lange kann sich "Baxter" nicht ausruhen. Der erste Einsatz steht an. Schwanzwedelnd steigt er in Vogts Wagen. Eine kurze Autofahrt später kommen die beiden an einem Einfamilienhaus an. Eine junge Frau mit dunklen Haaren und Brille öffnet die Tür. Freudig winkt sie Harald zu. Vor ihrem Bauch baumelt ein Baby in einem rosa Strampler.
Die Mutter hat vor einigen Wochen Kontakt zur Firma Glöckle aufgenommen. Sie und ihr Mann sanieren ein Haus, das sie geerbt haben. Ein Teil davon ist schon fertig renoviert. Allerdings fallen der Familie bei der Sanierung der Nebenräume schwarze Flecken an der Wand auf. Sie sorgen sich um die Gesundheit ihres Babys. Befindet sich der Schimmel auch hinter den Wänden der bereits renovierten Räume? Ein schneller Befund muss her.
Im Einsatz folgt der Hund nur seiner Nase
Aber dafür ist "Baxter" ja da, als Schimmel-Profi. Der Spürhund spaziert lässig durch die Tür. Neben einem Stapel an Werkzeugkisten macht er brav sitz. Sein Schwanz wedelt. Er weiß, jetzt darf er endlich zeigen, was er kann. ",Baxter‘, such Schimmel!", befiehlt sein Herrchen. Der Hund flitzt durch den Gang. Dann trabt er von einem Raum in den nächsten. Er muss sich orientieren. Laute Schnaufgeräusche ertönen. "Wenn er Schimmel sucht, dann schaltet er seine Augen aus. Er folgt nur seiner Nase", erklärt Vogt.
Schon beim zweiten Durchgang streift der Hund mit seiner Pfote die Wand im Flur. Der erste Befund. Aber sofort düst er weiter in das Schlafzimmer des Ehepaares. An der blauen Wand in der Ecke bleibt er stehen. Er schaut sein Herrchen an, dann bellt er und kratzt am Putz. Er möchte zeigen: "Schau her, da ist was."

Dasselbe Spiel wiederholt sich in der anderen Ecke des Raumes. Jetzt bekommt "Baxter" seine Belohnung. Keine Leckerli, sondern ein Lederspielzeug und ein kurzes wildes Spiel mit Vogt, spornen ihn an weiterzusuchen.
Sporen haben sich auf Textilien ausgebreitet
Das Spielzeug landet zurück in der Tasche. Wieder ertönt der Befehl: ",Baxter‘, such Schimmel!" Dieses Mal rennt er zu einem Karton, der neben dem Bett steht. Darin liegt zusammengefaltet eine weiße Bettdecke. Er bleibt vor dem Karton stehen und bellt. Was ist jetzt los? Ein Karton? Hat sich "Baxter" vertan? Er schiebt die Kiste mit seiner Pfote von sich weg, bellt und blickt zu seinem Herrchen.
"Also, den Karton dort schmeißen sie besser weg und die Bettwäsche auch", wendet sich Vogt an die Frau. Der Schimmel hat sich auf den Umzugskarton übertragen. Er packt wieder das Lederkissen aus und "Baxter" stürzt sich sofort schwanzwedelnd darauf. Die Frau atmet auf. Dankbar klopft sie "Baxter" auf den Kopf. Ihre Augen strahlen. "Ich wusste, dass du das schaffst."
Kaum ist der erste Auftrag abgeschlossen, geht es direkt weiter zum nächsten Kunden. Ziel ist ein älteres Haus. Ein Mann mit langem grauem Bart erwartet das sechsbeinige Team bereits vor der Einfahrt. Seine Tochter studiert, aber immer, wenn sie zu Hause in ihrem Zimmer ist, huste sie, sagt der Vater. Sie leide seit ihrer Kindheit an Asthma. Irgendeine Bedrohung muss hinter den Wänden lauern, die solche Reaktionen hervorrufen kann.
Kamin, Einbauschrank, Teppich – überall ist Schimmel
Jetzt soll "Baxter" Licht ins Dunkel bringen. Der Mann führt die beiden in einen hellen, modernen Raum. Parfümflaschen stehen auf einem Schminktisch. Ein paar Bücher liegen auf dem weißen Schreibtisch. Wieder befiehlt Vogt dem Hund, Schimmel zu suchen. Vor dem Schreibtisch deutet "Baxter" auf den Boden und bellt. Auch neben dem Bett und dem Kamin gibt er einen Laut von sich und kratzt.

Schließlich kommt er bei einem Einbauschrank an und markiert ihn mit seiner Pfote. Er dreht sich um, läuft ruhig zu seinem Herrchen zurück und legt sich artig neben ihn. Der Befund? Dieses Mal ist Schimmel im Teppichboden entstanden. Dieser muss jetzt raus und dann sollte es der Tochter bald besser gehen. "So ,Baxter‘, du hast jetzt Feierabend", sagt Vogt.
Und kaum sind die beiden am Auto zurück, springt "Baxter" in seine Box und döst zufrieden ein. Auch heute hat er der unsichtbaren Gefahr hinter den Wänden bewiesen, dass sie keine Chance gegen seine Spürnase hat.