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Mühlhausen: „Unstimmigkeiten fallen Kindern sofort auf“

Mühlhausen

„Unstimmigkeiten fallen Kindern sofort auf“

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    Das Scheunentor ihres Hofs hatte die Autorin Sandra Niermeyer beim Schreiben ihres ersten Kinderbuchs vor Augen.
    Das Scheunentor ihres Hofs hatte die Autorin Sandra Niermeyer beim Schreiben ihres ersten Kinderbuchs vor Augen. Foto: Foto: Jonas Keck

    Die Autorin Sandra Niermeyer wohnt und schreibt auf einem ehemaligen Bauernhof in Mühlhausen bei Werneck (Lkr. Schweinfurt). Am 16. Januar erscheint ihr erstes Bilderbuch, das ebenfalls auf dem Bauernhof spielt. Bisher schrieb die 46-Jährige Kurzgeschichten für Erwachsene.

    Frau Niermeyer, worum geht es in Ihrem ersten Kinderbuch?

    Paule ist der neue Wachhund auf einem Bauernhof. An dem Tor hängt ein Schild mit der Aufschrift „Warnung vor dem Hunde“, aber er kann die Erwartungen nicht erfüllen, da er noch kein gefährlicher Hund ist und nicht einmal knurren kann. Die anderen Tiere helfen Paule dabei, ein guter Wachhund zu werden. Schritt für Schritt lernt er dazu und verjagt als ersten Test den Briefträger.

    Welche Werte wollen Sie auf diese Weise vermitteln?

    Ich suche mir keine Werte oder Botschaften aus, die ich vermitteln will. Meistens habe ich eine Idee für eine Geschichte und überlege dann, was man daran aufzeigen kann. Die Idee für das Kinderbuch kam mir beim Spazierengehen in unserem Dorf. Hier gibt es viele Höfe, und an den Toren sind oft Schilder angebracht, die vor Hunden warnen. Ich habe mich gefragt, ob wirklich alle Hunde so bissig sind, wie die Warnschilder behaupten.

    Können sich Kinder mit dem Hund Paule identifizieren?

    Auch Kinder stehen immer wieder vor Herausforderungen, die sie vielleicht noch nicht erfüllen können. Paule wächst an sich und gewinnt Selbstvertrauen – auch weil er gute Freunde hat. Eine Ziege, eine Gans und eine Katze. Im Buch war mir wichtig, dass die Geschichte positiv ausgeht, weil sie eben für Kinder gedacht ist.

    Hund Paule lernt schnell, was einen guten Wachhund ausmacht.
    Hund Paule lernt schnell, was einen guten Wachhund ausmacht. Foto: Bild: Magellan Verlag

    Wie entsteht ein Kinderbuch?

    Nachdem ich die Geschichte geschrieben hatte, wandte ich mich an einen Verlag. Der suchte dann einen geeigneten Illustrator, in diesem Fall Dominik Rupp. An manchen Stellen musste der Text den Bildern angepasst werden. Zum Beispiel schrieb ich, dass der Briefträger die Post auf einer Fußmatte vor der Haustür ablegte. Auf den Bildern war aber keine Fußmatte zu sehen. Solche Unstimmigkeiten fallen Kindern sofort auf – das weiß ich von meinen beiden eigenen.  Da Rupp noch einer der wenigen Illustratoren ist, die von Hand malen, wäre es zu aufwendig gewesen, das Bild noch einmal zu zeichnen. Deshalb haben wir die Fußmatte im Text gestrichen.

    Sie haben bereits Kriminalgeschichten, erotische Erzählungen und Kurzgeschichten veröffentlicht. Warum schreiben Sie nun Kinderbücher?

    Das liegt an meinen Kindern. Dadurch, dass ich ihnen viel vorgelesen habe, waren Kinderbücher eine neue Welt für mich, die ich selbst erst jetzt entdeckt habe. Ich finde es auch total toll, ein Buch zu haben, bei dem jemand etwas zu dem gemalt hat, was ich geschrieben habe. Ich habe meinen Kindern dann so lange Kinderbücher vorgelesen, bis ich wusste, wie es funktioniert.

    Wird ihr nächstes Buch also wieder ein Kinderbuch?

    Weitere Kinderbücher sind tatsächlich in Arbeit. Die Krimis sind ein bisschen in den Hintergrund getreten, aber ausschließlich Geschichten für Kinder würden mir nicht reichen. Im Oktober kommt ein Adventskrimi für Erwachsene heraus. In Texten für Erwachsene kann man mehr reflektieren und Dinge unausgesprochen lassen. Für Kinder muss man schreiben, wie man es meint.

    Sie wohnen auf einem ehemaligen Hof. Die Geschichte spielt auch auf einem Bauernhof. Ist das Zufall?

    Früher war unser Haus ein bewirtschafteter Hof. Wie in der Geschichte haben hier auch eine Ziege und eine Katze gelebt. Inzwischen gibt es hier keine Tiere mehr. Aber beim Schreiben hatte ich das große Scheunentor vor Augen, das es immer noch gibt.

    Aufgewachsen sind Sie im niedersächsischen Melle. Dann wohnten Sie 17 Jahre in Bielefeld, seit 2013 wohnen Sie in Mühlhausen. Haben Sie sich in Unterfranken eingelebt?

    Ich vermisse es, nicht die einzige zu sein, die Hochdeutsch spricht. Vor allem im Dorf wird eben fränkisch gesprochen. Aber was das Wetter und die Landschaft angeht, hat sich meine Situation auf jeden Fall verbessert. Vor allem für Kinder ist es im Dorf schöner aufzuwachsen als in der Großstadt.

    Zur PersonSandra Niermeyer wurde 1972 in Melle (Niedersachsen) geboren. Sie hat im Rechnungswesen gearbeitet und an der Universität Bielefeld Kurse in kreativem Schreiben belegt. Derzeit saniert sie gemeinsam mit ihrem Mann dessen elterlichen Hof. Ihre beiden Kinder sind vier und acht Jahre alt. Niermeyer erhielt unter anderem den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen.

    „Stolz wie Paule“ von Sandra Niermeyer und Dominik Rupp erscheint am 16. Januar im Magellan Verlag. Es ist gebunden, hat 32 Seiten und kostet 14 Euro. Für Kinder von drei bis sechs Jahren. (ISBN: 9783734820434)

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