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SCHWEINFURT: US-Armee gibt Garnisonsstandort auf

SCHWEINFURT

US-Armee gibt Garnisonsstandort auf

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    Platz für Neues: 91 Hektar Kasernen-, Übungs- und Siedlungsgelände – hier die Ledward-Kaserne – werden allein im Stadtgebiet frei für andere Nutzungen, wenn die US-Amerikaner in zwei bis drei Jahren die Stadt verlassen haben werden.
    Platz für Neues: 91 Hektar Kasernen-, Übungs- und Siedlungsgelände – hier die Ledward-Kaserne – werden allein im Stadtgebiet frei für andere Nutzungen, wenn die US-Amerikaner in zwei bis drei Jahren die Stadt verlassen haben werden. Foto: Foto: Waltraud Fuchs-Mauder

    Jetzt ist es beschlossene Sache: Die US-Armee wird Schweinfurt verlassen, die Stadt ist in den Plänen des Pentagon kein „dauerhafter Standort“. Das hat am späten Donnerstagnachmittag Oberbürgermeister Sebastian Remelé vom Oberkommandierenden der US-Streitkräfte in Europa, General Mark Hertling, persönlich, erfahren. Das gleiche Schicksal teilt Schweinfurt mit der oberfränkischen Stadt Bamberg. Für Schweinfurt Stadt und Umland heißt das, sie zählen in einigen Jahren 12 000 Bewohner weniger – rund 6000 Soldaten und in etwa die gleiche Zahl an Angehörigen.

    Wörtlich heißt es in der offiziellen Mitteilung der Stadt: „Schweinfurt wird definitiv kein dauerhafter Truppenstandort der US-Armee sein. Dies ist das Ergebnis des Gesprächs zwischen dem Oberkommandierenden der amerikanischen Truppen in Europa, General Mark P. Hertling und den Oberbürgermeistern der von einem möglichen Truppenabzug betroffenen Städte.“

    Hertling habe am späten Donnerstagnachmittag den Schweinfurter Oberbürgermeister in Ansbach über die Zukunft des Standortes informiert. Remelé sieht darin eine Bestätigung der bereits vor rund acht Jahren skizzierten Szenarien: „Nach dem Eindruck, den ich aus dem Gespräch gewonnen habe, wird es keine sofortige Schließung geben. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass die US-Amerikaner in den nächsten zwei bis drei Jahren schrittweise aus Schweinfurt abziehen werden“, so der Oberbürgermeister.

    Das Gespräch mit dem ernüchternden, aber angesichts der entsprechenden Anzeichen in den letzten Wochen nicht überraschenden Ergebnis hat im mittelfränkischen Ansbach stattgefunden.

    Die Stadtverwaltung meint, dass der Abzug der US-Amerikaner einen Kaufkraftverlust von maximal drei bis fünf Prozent aus 660 Millionen Euro Einzelhandelsumsatz mit sich bringen wird. Allerdings sei bei einigen speziell auf die Amerikaner eingestellten Gaststätten und im Taxigewerbe mit „signifikanten Umsatzrückgängen“ zu rechnen, die sich nicht genau beziffern lassen.

    Doch auch den städtischen Töchtern werden die US-Amerikaner fehlen. Der Umsatzverlust bei den Stadtwerken (Fernwärme, Gas, Wasser, Strom-Netzentgelt) wird mit gut 2,4 Millionen Euro jährlich angegeben. Rund 1100 Privatpatienten weniger werden beim Leopoldina-Krankenhaus einen Einnahmeverlust von rund 2,4 Millionen Euro ausmachen, etwa zwei Prozent der Umsatzerlöse.

    Hunderte Gebäude werden frei

    Im Stadtgebiet werden militärische Liegenschaften in der Größenordnung von über 90 Hektar frei: Als größte Areale die Wohnsiedlung Askren Manors mit 30 und die Ledward-Kaserne mit 28 Hektar; ferner die Victory-Schießanlage (13 Hektar), das Kessler Field (zwölf Hektar) und die Wohnanlage Yorktown Village mit acht Hektar. Hinzu kommen nach den Berechnungen der Stadt fast 900 gemietete Wohnungen und Wohnhäuser in Stadt und Landkreis.

    Dem Landkreis Schweinfurt wird die Conn-Kaserne hinterlassen mit 280 Gebäuden, Flugplatz, Lager- und Wartungshallen, Einkaufszentrum und einer großen Recycling- und Sondermüllanlage auf 203 Hektar. Hinzu kommt das Übungsgelände Pfändhausen/Maßbach (Brönnhof) mit 104 Gebäuden und Einrichtungen auf einer Landfläche von 2547 Hektar und Camp Robinson mit Range Area Dittelbrunn (Schießhaus) mit 13 Hektar.

    Die Ledward-Kaserne zählt 220 Gebäude einschließlich Krankenhaus, Einkaufszentrum, Kino und Kirche. In der Wohnsiedlung Askren Manors am John-F.-Kennedy-Ring stehen 77 Gebäude mit knapp 700 Wohnungen, zwei Schulen, Einkaufszentrum, Turnhalle und Tankstelle; Kessler Field und Yorktown Village umfassen 34 Doppelhäuser in Holzbauweise, Sportzentrum, Bowling-Center, Schule und Kindertagesstätte. Erst kürzlich wurde eine Highschool eröffnet.

    Mit Sorgen werden etwa 600 Zivilbeschäftigte im Bereich der US-Gemeinde Schweinfurt in die Zukunft blicken. Für sie fordern Betriebsvertretung und Gewerkschaft Ver.di große Anstrengungen, um ihnen über Beschäftigungsqualifizierungsgesellschaften (BQG) gute Chancen auf eine berufliche Umorientierung zu eröffnen. Denn ihre auf das US-Militär ausgerichteten spezifischen Fähigkeiten werden ihnen jenseits der Army nicht viel nützen.

    Die Geschichte des Militärstandortes Schweinfurt

    1934: Beschluss zur Errichtung einer Garnison in Schweinfurt; Stadt und Hospitalstiftung treten dafür unentgeltlich 14 Hektar ans Deutsche Reich ab.

    1935: Abtretung von 38 Hektar Fläche an Schießhaus und Brönnhof.

    1936: Die erste Panzerbrigade der Wehrmacht zieht in die neue Kaserne an der Niederwerrner Straße ein.

    Ab 1950: Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzen die Amerikaner die Liegenschaft; die US-Armee übernimmt zunächst nur den Brönnhof.

    1951: Die US-Armee übernimmt die Panzerkaserne und benennt sie um in „Ledward Barracks“.

    1953: Die US-Wohnsiedlung „Askren Manors“ wird auf weitgehend aus landwirtschaftlichem Besitz beschlagnahmtem Gelände neu errichtet.

    1954: Die Heeresstraße wird gebaut.

    Ab 1987: Das Kessler Field und die Wohnsiedlung „Yorktown Village“ werden errichtet.

    2012: Beschluss, Schweinfurt als US-Garnisonsstandort aufzugeben.

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