Kaum ist der erste Monat im neuen Jahr zu Ende, kehrt schleichend die Alltagsroutine zurück. Doch gerade was die Ernährung betrifft, lohnt es sich umzudenken und gewohnte Muster aufzubrechen. Das finden zumindest Anette Klotzek und ihre Kolleginnen und Kollegen vom Veganen Stammtisch der "Lokale Veggies"in Schweinfurt.
Vegan – also kein Fleisch, kein Fisch und generell keine Produkte, die sich aus tierischen Bestandteilen zusammensetzen – ist für Klotzek und ihre Freundinnen und Freunde das normalste auf der Welt. Die 42-Jährige, die neben ihrem Beruf als Versicherungsfachfrau derzeit eine Fortbildung zur Ernährungsberaterin absolviert, lebt seit sieben Jahren als Veganerin in einer Stadt, die kulinarisch vor allem für ihre Tradition zur Schlachtschüssel bekannt ist.
Seit zehn Jahren laden Sonja Rößner und Klotzek Neulinge und Neugierige aus dem Landkreis zu den monatlichen Treffen ein, um sich gegenseitig Tipps zu geben, neue Restaurants zu empfehlen und spannende Rezepte auszuprobieren. "Unser Motiv ist es, die Leute zu informieren und mit den Vorteilen der veganen Lebensweise vertraut zu machen", sagt Klotzek.
Von der Kosmetik, über die Kleidung bis hin zu den Schuhen: "Vegan zu sein ist eine Lebenseinstellung, die auch in einer Stadt wie Schweinfurt super funktioniert." Allerdings hat jeder Anfang seine Schwierigkeiten. Für all diejenigen, die sich an mehr Veganismus im Alltag versuchen wolle, haben die Expertinnen und Experten vom Veganen Stammtisch fünf Tipps, wie der Start gelingt.

1. Informiere dich im Vorfeld und baue Vorurteile ab.
Als Veganer hat man mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Nährstoffmangel, unausgewogene Ernährung und eine gewisse unterstellte Arroganz, um nur einige zu nennen. Das sei Quatsch, findet Klotzek."Bei einer ausgewogenen Ernährung hat man als Veganer keinerlei Einschränkungen oder Mangelerscheinungen im Alltag." Vielmehr trage eine vegane Ernährung dazu bei, gesünder und fitter zu werden.
Viele Menschen haben, so Klotzek, unbegründete Vorbehalte gegenüber veganen Lebensmitteln und würden sich oft nur davor scheuen, derartige Gerichte einmal auszuprobieren. "Jeder hat schon mal von Natur aus vegane Lebensmittel wie Äpfel, Zartbitterschokolade oder Oreo-Kekse gegessen." Ihr Tipp also: Dem ganzen eine Chance geben und sich darauf einlassen.
2. Besuche vegane Restaurant, lerne andere Veganer kennen und ändere deine Denkweise.
Um Vorurteile abzubauen und sich näher mit einer bewussten Ernährungsweise auseinandersetzen zu können, sollte man mit anderen Veganerinnen und Veganern sprechen und sich austauschen. "Ich empfehle den Leuten einfach mal bei unserem Stammtisch vorbeizuschauen oder sich zusammen mit dem Partner oder einem Freund damit zu befassen", sagt Sonja Rößner vom Veganen Stammtisch.
Für sie habe vegane Ernährung vor allem was mit einer anderen Denkweise und der eigenen Überzeugung zu tun. "Als ich mich intensiver mit der Herkunft von Lebensmitteln, Zahlen, Fakten und den Umständen der Tierzucht auseinandergesetzt habe, bin ich mit meinem Freund vollständig auf vegane Ernährung umgestiegen." Auch in der Schweinfurter Gastronomie gebe es mittlerweile Angebote für Veganerinnen und Veganer, wie der vegane Brunch im Café Vorndran.
3. Setze dich und andere nicht unter Druck.
Die Umstellung auf vegane Ernährung ist ein Prozess, erklärt Klotzek. "Ich habe damals mit dem Käsekuchen angefangen, weil das mein Lieblingskuchen war." Menschen, die mit dem Gedanken spielen, ihre Ernährung umzustellen, empfiehlt sie daher, Schritt für Schritt umzustellen. "Man sollte sich in keiner Weise bedrängt dabei fühlen." Sie selbst habe sich zunächst zwei Jahre vegetarisch ernährt, bevor sie den Umstieg zur Vollzeit-Veganerin gewagt habe. Wichtig sei dabei auch, andere nicht unter Druck zu setzen und belehren zu wollen. "Niemand mag Besserwisser."

4. Sei offen, kreativ und probiere neue Rezepte auf einem Kochabend aus.
Vegane Ernährung besteht nicht nur aus Soja und Tofu. Vom Cappuccino mit Hafermilch, über den Brotaufstrich aus Tomaten und Kichererbsen bis hin zum veganen Käsekuchen: "Heutzutage lässt sich beinahe alles veganisieren", sagt Klotzek. Gerade beim Backen gebe es einfache Tricks, mit denen man einiges problemlos ersetzen könne. Anstatt der Eier könne man zum Beispiel Apfelmus oder überreife Bananen nehmen, um den Teig fluffig zu bekommen.
Darüber hinaus gebe es auf dem Markt ein großes Angebot veganer Kochbücher und die Palette an pflanzlichen Produkten wächst immer weiter. "In jedem Discounter bekommst du heutzutage vegane Lebensmittel", sagt Klotzek. Dabei bedeutet veganes Essen nicht immer gleich verarbeitete Nahrung. "Bis auf Hafermilch, Jogurt und Käse habe ich heute kaum noch verarbeitete Lebensmittel zu Hause."

5. Mach mit bei einer Veggie-Challenge und ernähre Dich eine Zeit lang bewusst vegan.
Eine gute Möglichkeit zum Start in die vegane Ernährung sei die Teilnahme an einer "Veggie-Challenge", bei der man sich anmelden kann und eine bestimmte Zeit bewusst vegan ernährt und auf Tierprodukte verzichtet, sagt Klotzek. Sogenannte Veggie Days, Veggie Weeks oder gar ein ganzer veganer Monat, wie zuletzt der vegane Januar, werden in Deutschland immer beliebter. Zu Beginn des sogenannten "Veganuars" hatten sich mehr als 532 000 Menschen weltweit online für die Kampagne angemeldet.
Auf der Website veganuary.com bietet die Organisation und ProVeg Informationen für die Nahrungsumstellung. Dort gibt es etwa Rezepte für "Zucchini-Bruschetta", "Hafergriller mit Nudelsalat" oder "Sandwich mit Algen-Köfte". Außerdem gibt es Links zum veganen Angebot von Lebensmittelproduzenten, Lieferdiensten und Restaurantketten.