(fan) Internet-Abzocke und unlautere Telefonwerbung, insbesondere von Glücksspiel-Firmen, sind die „Dauerbrenner“ der Schweinfurter Filiale der Verbraucherzentrale (VZ) Bayern in der Judengasse 10. Darüber informierte Leiterin Stefanie Gold jüngst die SPD-Mandatsträger Kerstin Westphal (Europaparlament), den Bundestagsabgeordneten Frank Hofmann und die Landtagsabgeordnete MdL Sabine Dittmar bei ihrem Besuch in den neuen Räumen.
Kürzlich hätten besorgte, verunsicherte Bürger skandalbedingt noch besonders wegen Dioxin in Eiern und Schweinefleisch um Aufklärung gebeten, so Gold. Diese Anrufer habe sie an die Experten der VZ Bayern in München oder Nürnberg verwiesen. Zum Höhepunkt des Skandals um dioxinbelastete Lebensmittel habe man in München in kürzester Zeit 60 Interviewanfragen gezählt, sagt Marion Breithaupt-Endres, Geschäftsführender Vorstand der Verbraucherzentrale Bayern. Verbraucherrecht (Kaufverträge, Telekommunikation, Reisen), unabhängige Beratung über Versicherungsschutz, Spezialberatungen zur Altersvorsorge, Geldanlage, Energieberatung, Krankenversicherung – all dies sind laut Stefanie Gold Felder, auf denen nicht sie allein, sondern bei speziellen Themen Fachleute der Verbraucherzentrale Auskünfte erteilen. „Bei Versicherungsdingen zum Beispiel geht's wirklich ums Kleingedruckte, da ist der Verbraucher meistens überfordert.“
Damit war die Diskussionsrunde beim „mündigen Verbraucher“, der oft nur eine Wunschvorstellung, ein Phantom sei. Tatsächlich überblicke kaum einer den Wust von Angeboten und Tarifen etwa bei den Telekommunikations-, Gas- und Stromangeboten – nicht nur ältere Menschen. Die aber würden gerade am Telefon mit unlauteren Werbemethoden oft „massiv belästigt und fertiggemacht mit Vertriebsmethoden, die niederträchtig sind“. Das gehe so weit, dass sich manche gar nicht mehr ans Telefon trauen.
Im EU-Parlament sei es gerade mal gelungen, eine europäische Harmonisierung des Verbraucherschutzes auf unterstem Niveau – also eine Absenkung bestehender Standards – zu verhindern, sagte Westphal.
Ein eigenes Ministerium fordert Marion Breithaupt-Endres für den Verbraucherschutz. Dass dieses wichtige Thema in Bayern bei drei Ministerien angesiedelt ist (Justiz, Umwelt, Landwirtschaft) und im Bund beim Landwirtschaftsministerium, kritisierte sie mit vielen Argumenten und stieß damit bei den Abgeordneten auf viel Verständnis. Sie bat diese dringend, die Bitte um eine breitere und sicherere Finanzierung des Verbraucherschutzes in ihre Gremien zu tragen.
Für den Verbraucherschutz werde im Bundesschnitt 49 Cent pro Kopf und Jahr ausgegeben, in Bayern nur 31 Cent. Das sei nicht ausreichend, „gute Beratung hat ihren Preis“. In Schweinfurt berät Stefanie Gold bisher alleine die komplette Region. Das sei „von der Struktur her nicht ausreichend“, so Breithaupt-Endres.
Die Schweinfurter Filiale der Verbraucherzentrale Bayern ist in der Judengasse 10, Tel. (0 97 21) 2 17 17.