Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Polizeiinspektion (PI) Gerolzhofen kein Verkehrsdelikt meldet. Mal ist ein Lastwagen auf der B 286 schneller als die erlaubten 60 km/h gefahren, mal haben Polizisten einen alkoholisierten Autofahrer erwischt. Auffallend sind in letzter Zeit vor allem die geahndeten Verstöße im Bereich des Schwerlastverkehrs. Hier geht es nicht nur um zu schnelles Fahren. Auch falsch geführte Fahrtenschreiber oder schlampig gesicherte Ladung tauchen im Polizeibericht regelmäßig auf.
Dies alles ist kein Zufall, berichtet Hubert Kimmel. Als sogenannter Mitarbeiter Verkehr hat er bei der PI die Dienstmütze auf für "alles rund um den Verkehr", wie er es beschreibt. Beschwerden landen bei ihm genauso wie Anfragen von Bürgern. Kimmel legt auch fest, wo seine Kollegen schwerpunktmäßig Verkehrskontrollen durchführen. Er weiß: Die Überwachung des Verkehrs erhöht die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Deshalb beteiligt sich die PI auch an dem vom Bayerischen Innenministerium verfolgten Verkehrssicherheitsprojekt 2030, das vor allem das Ziel hat, die Zahl tödlicher Unfälle zu verringern.
Das Tragen eines Fahrradhelms ist ihm wichtig
Das Konzept scheint aufzugehen. Die Gesamtzahl schwerer Unfälle sinkt seit Jahren. Doch was Kimmel und seinen Kollegen Sorgen bereitet, das sind die hohen Unfallzahlen bei Radfahrern. Vom 1. August 2020 bis 1. August 2021 waren es im Bereich der PI Gerolzhofen 532 Unfälle mit Radfahrern und 17 mit Pedelecs (Elektrofahrrädern). Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 584 Radfahrer- und 21 Pedelec-Unfälle. Allein, um Zweiradfahrer, aber auch Fußgänger als schwächste Verkehrsteilnehmer besser zu schützen, sind Maßnahmen zur Verkehrsüberwachung notwendig, meint Kimmel, der zudem an Radfahrer appelliert, unbedingt einen Helm zu tragen. Wenn es nach ihm ginge, müsste für Pedelec-Fahrer bis 25 km/h eine Helmpflicht gelten.

Unfallschwerpunkte gebe es im Bereich der PI Gerolzhofen aktuell keine, berichtet Kimmel. Bis vor wenigen Jahren habe es gleich mehrere Stellen gegeben, an denen es regelmäßig und schwer gekracht hat: In Gerolzhofen die Kreuzung Abfahrt B 286/Dingolshäuser Straße, die Straße zwischen Unterspiesheim und Kolitzheim, auf Höhe der Abzweigung nach Unterspiesheim und – besonders tückisch – die Strecke zwischen Mönchstockheim und Donnersdorf mit der Sulzheimer, der Kleinrheinfelder und der Traustädter Kreuzung. Doch das Aufstellen zusätzlicher Verkehrsschilder und bauliche Veränderungen an den Kreuzungen, etwa der Kreisverkehr an der Traustädter Kreuzung, habe hier einiges verbessert.

Extreme Tempoverstöße sind selten
Verkehrszeichen allein helfen aber nicht immer, "viele nehmen diese nicht wirklich wahr", beobachtet Kimmel. Deshalb sei Verkehrsüberwachung wichtig, inklusive Konsequenzen. Wichtiges Hilfsmittel der Ordnungshüter, um Verkehrssünder zu überführen, ist die Laserpistole. Das Gerät der PI ist laut Kimmel "fast jeden Tag im Einsatz". Es ist geeicht, um Geschwindigkeitsverstöße über eine Distanz von bis zu 1000 Metern festzustellen und erfasst Raser bis Tempo 250. An solche extreme Verstöße gegen das Tempolimit kann sich Kimmel jedoch nicht erinnern. Er weiß noch von einem Fall, als ein Autofahrer mit 150 statt der erlaubten 100 auf der B 286 unterwegs war.

Doch es sind nicht nur Autofahrer, die gerne mal zu schnell fahren. Beim Schwerlastverkehr ist es fast schon gang und gäbe, das Limit von 60 km/h zu überschreiten. Eigentlich dürfen Fahrzeuge über 7,5 Tonnen auf allen Straßen mit baulich nicht getrennten Fahrbahnen maximal 60 fahren, dies gilt auch für die als Schnellstraße deklarierte B 286. Doch viele Laster fahren dort, wenn sie bei Wiesentheid oder Schweinfurt die Autobahn verlassen, einfach mit 80 weiter.
Auf dem Fahrtenschreiber sieht das dann so aus, als ob sie weiter Autobahn fahren würden, erklärt Kimmel. Wenn die Polizei einen Laster jedoch im Bereich Kolitzheim auf der B 286 kontrolliert, dann bekommt der Brummi-Fahrer Probleme, wenn seine Datenblätter, die die Polizei mittlerweile blitzschnell elektronisch auslesen kann, beweisen, dass er pausenlos Tempo 80 gefahren ist, erläutert der Mitarbeiter Verkehr der PI Gerolzhofen. Wer nachweislich eine längere Strecke zu schnell fährt, muss mit höheren Strafen rechnen als jemand, der meinetwegen beim Überholen kurzfristig aufs Gaspedal drückt und dabei erwischt wird.
Lehrreicher Blick durch die Laserpistole
Polizisten stehen mit der Laserpistole aber nicht nur an bekannten Raserstrecken. Auch innerorts, besonders in Bereichen, in denen zu schnell fahrende Autos Menschen gefährden, wie im Bereich von Kindergärten oder Schulen, wird gezielt kontrolliert. Oder dort, wo Anwohner sich über vermeintlich dauerhafte Raserei beschweren. Dort lässt Kimmel Anwohner auch gerne mal selbst durch die Laserpistole schauen. Diese können dann selbst feststellen: Das Gefühl, dass ein Fahrzeug zu schnell fährt, täuscht leicht.

Effektiv sei es vor allem dann, wenn er und seine Kollegen an einer Stelle mehrere Tage hintereinander lasern. Diese Präsenz führe zumindest eine Zeitlang dazu, dass dort disziplinierter gefahren wird. "Solange die Polizei irgendwo steht, wird auf jeden Fall langsamer gefahren", sagt der Polizist. Deshalb bringe es aus seiner Sicht auch mehr, an bestimmten Stellen regelmäßig den Verkehr zu überwachen, als wenn etwa an einem angekündigten Blitzer-Tag massenhaft Temposünder gejagt werden.
Verkehrsmesstafeln zählen auch nachts
Vor diesem Hintergrund begrüßt er auch das Aufstellen von Verkehrsmesstafeln durch Kommunen. Diese hielten Autofahrern quasi einen Spiegel vor und zeigten diesen, ob sie die zulässige Höchstgeschwindigkeit einhalten. "Da bleibt immer etwas hängen", sagt Kimmel. Die gemessenen Geschwindigkeiten werden gespeichert und können später ausgewertet werden. Die mobilen Tafeln zählen vorbeifahrende Fahrzeuge auch dann, wenn sie keine Geschwindigkeit anzeigen, auch nachts. Sie helfen so dabei, das Verkehrsaufkommen an bestimmten Stellen zu erfassen.

Wenn er Verkehrssünder überführt hat, dann erlebt Kimmel es selten, dass diese zu diskutieren beginnen. "Die allermeisten sind einsichtig." Schließlich sei es ja so, dass diejenigen, die gestoppt wurden, sich falsch verhalten haben, und nicht die Polizei, die diese darauf aufmerksam macht.
Falsch verhält sich nach Ansicht Kimmels auch derjenige, der immer die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ausreizt. In manchen Situation, etwa wenn Kinder oder unsicher wirkende alte Menschen am Straßenrand zu sehen sind, kann Tempo 50 schon zu schnell sein, um noch rechtzeitig zu bremsen, falls jemand plötzlich auf die Straße tritt. Hier gelte es, lieber freiwillig den Fuß vom Gas zu nehmen, um niemanden zu gefährden.