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Gerolzhofen: Verpuffung im Kesselhaus: Feuerwehren proben bei Saint-Gobain in Gerolzhofen anspruchsvolles Schadenszenario

Gerolzhofen

Verpuffung im Kesselhaus: Feuerwehren proben bei Saint-Gobain in Gerolzhofen anspruchsvolles Schadenszenario

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    Ein gasbefeuertes Trainingsmodul erzeugte im Außenbereich Flammen und Hitze, die mit Wasser gelöscht werden mussten.
    Ein gasbefeuertes Trainingsmodul erzeugte im Außenbereich Flammen und Hitze, die mit Wasser gelöscht werden mussten. Foto: Michael Mößlein

    Das Kesselhaus liegt im rückwärtigen, nördlichen Teil des großen Werksgeländes von Saint-Gobain Abrasives. Es ist so etwas wie die Herzkammer des Industriebetriebes, der Schleifmittel herstellt. Von dort aus wird das gesamte Werk mit Energie versorgt. Als es im Kesselhaus zu einer gewaltigen Verpuffung kommt, befinden sich mehrere Arbeiter im Gebäude. Fünf von ihnen werden verletzt und können sich nicht alleine aus dem innerhalb kürzester Zeit verrauchten Gebäudes retten.

    Auf dem Werksgelände von Saint-Gobain Abrasives in Gerolzhofen übten am Samstagnachmittag die Feuerwehren aus Gerolzhofen und Rügshofen gemeinsam mit der Betriebsfeuerwehr des Unternehmens den Ernstfall. Angenommen war eine Verpuffung im Kesselhaus des Schleifmittel-Herstellers mit folgender Brandausbreitung. Fünf Verletzte mussten aus dem verrauchten Gebäude gerettet werden.
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    Vor diesem herausfordernden Szenario stehen am Samstagnachmittag die Feuerwehr-Einsatzkräfte, als die Integrierte Leitstelle Schweinfurt diese gegen 15.15 Uhr zur Frühjahrsgroßübung alarmiert. Neben der Stützpunktfeuerwehr Gerolzhofen wird auch die Feuerwehr Rügshofen zur Hilfe gerufen, und natürlich die Betriebsfeuerwehr des betroffenen Unternehmens, das rund 125 Menschen beschäftigt. Die Betriebsfeuerwehr wäre auch im Ernstfall wahrscheinlich als Erstes vor Ort, um sich ein Bild der Lage zu verschaffen und erste Maßnahmen zu ergreifen.

    Brandschutz auf Werksgelände

    Während die Angehörigen der Betriebsfeuerwehr mit deren Leiter Jens Holzmann von einem Hydranten aus eine Löschwasserleitung aufbauen und ein erstes Strahlrohr einsetzen, treffen die ersten Fahrzeuge der Gerolzhöfer Wehr ein. Der kommunalen Feuerwehr kommt auch die Aufgabe zu, den Brandschutz in dem Industriebetrieb sicherzustellen, seit dort vor knapp vier Jahren die Werksfeuerwehr in eine Betriebsfeuerwehr umgewandelt wurde.

    Große Teile des Kesselhauses waren künstlich vernebelt worden. Dies erschwerte die Suche nach den Vermissten.
    Große Teile des Kesselhauses waren künstlich vernebelt worden. Dies erschwerte die Suche nach den Vermissten. Foto: Michael Mößlein

    Als Einsatzleiter verschafft sich Zugführer Jörg Zink rasch einen Überblick über die angenommene Lage. Klar ist: Neben der Suche nach den Vermissten hat das Verhindern einer Brandausbreitung auf die nur wenige Meter entfernten Produktions- und Ofenhallen des Betriebs Priorität. Entsprechend wird die Drehleiter aufgestellt, was von deren Fahrer in dem engen Bereich einiges Geschick erfordert.

    Mehrere Trupps unter schwerem Atemschutz gehen in das großflächig verrauchte Kesselhaus vor. Schon nach kurzer Zeit haben sie einen ersten Verletzten gefunden und bringen diesen zur medizinischen Versorgung nach draußen. Der Mann hat augenscheinlich schwere Verbrennungen und Verbrühungen erlitten und ist bewusstlos.

    Brandwunden wirken wie echt

    Gemimt werden die drei Schwerverletzten von Mitgliedern des Arbeitskreises "Realistische Notfalldarstellung" des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) im Landkreis Schweinfurt. Um ihre Rolle als Verletzte noch authentischer wirken zu lassen, tragen sie künstliche Wunden, die auf den ersten Blick kaum von echten zu unterscheiden sind, obwohl sie nur aus Farbe, Salbe und anderen Hilfsmitteln bestehen. Auch die zwei Mitglieder der Jugendfeuerwehr, die die Leichtverletzten darstellen, haben künstliche Rußspuren im Gesicht.

    Verletztendarsteller des BRK mimten bewusstlose Opfer mit Brandwunden. Um deren Versorgung kümmerten sich auch die First Responder der Gerolzhöfer Feuerwehr.
    Verletztendarsteller des BRK mimten bewusstlose Opfer mit Brandwunden. Um deren Versorgung kümmerten sich auch die First Responder der Gerolzhöfer Feuerwehr. Foto: Michael Mößlein

    Während die Einsatzkräfte vor allem in dem von Leitungsrohren durchzogenen Untergeschoss und in der mehrstöckigen Halle mit den Warmwasserkesseln ordentlich zu kämpfen haben, um die Verletzten zu finden und ins Freie zu bringen, lodern hinter dem Gebäude echte Flammen. Ein mobiles, gasbefeuertes Trainingsmodul der Feuerwehr erzeugt dort Hitze und Feuer. Die Flammen müssen realitätsnah mit Wasser niedergeschlagen und gelöscht werden.

    Durch Riss fließt Heizöl aus

    Und als ob dies nicht schon genug Aufgaben für die Feuerwehr wären, leckt auch noch ein neben dem Kesselhaus stehender großer Heizöltank, der für die Notfallversorgung des Werks gedacht ist. Doch auch der durch die Verpuffung entstandene angenommene Riss in der Wand des Tanks ist mit Leckage-Material des Rüstwagens schnell abgedichtet.

    Zu den Beobachtern der Übung zählt Erik Kamm, der Leiter des Betriebs. Was er zu sehen bekommt, das fast reibungslose Zusammenspiel der externen Hilfs- und Rettungskräfte, zu denen auch ein Rettungswagen der BRK-Bereitschaft Gerolzhofen zählt, mit der Betriebsfeuerwehr, haben ihn beeindruckt, wie er in der Abschlussbesprechung feststellt. "Die Abläufe waren vorbildlich", sagt Kamm. Die insgesamt fast 70 beteiligten Ehrenamtlichen hätten nicht nur gezeigt, was sie können. Sie seien auch bereit, im Ernstfall ihre Gesundheit, womöglich sogar ihr Leben zu riskieren, um anderen zu helfen. "Es ist ein gutes Gefühl, so ein schlagkräftiges Team um die Ecke zu haben", sagt Kamm mit Blick auf das nahegelegene Gerätehaus der Feuerwehr Gerolzhofen.

    Übungsdienst in der Freizeit

    Zweiter Bürgermeister Erich Servatius dankt in Vertretung des Gerolzhöfer Bürgermeisters den Übungsteilnehmerinnen und -teilnehmern dafür, dass sie erneut ihre Freizeit eingesetzt haben, um zu trainieren.

    Von fachlicher Seite her lobt Kreisbrandinspektor Alexander Bönig (Unterspiesheim) das Zusammenspiel der eingesetzten Einheiten. "Die Übung hat sehr gut funktioniert", lautet sein Fazit. Es sei wichtig, sich bei Übungen mit solchen Örtlichkeiten vertraut zu machen.

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